DDR-Luftfahrtforum !

War der Seenotsender "Rügen-Radio" auch für den Luftverkehr über der Ostsee zuständig? Oder war die Kompetenz des Senders ausschließlich auf die Seefahrt begrenzt?

"Seenotsender" ist leicht untertrieben.
Rügen Radio war eine ausgewachsene Küstenfunkstelle´, die auch weltweite Seefunkverbindungen unterhielt - nicht nur zu den Schiffen der Deutschen Seereederei Rostock (DSR), sondern auch zur Flotte des VEB Fischfang Rostock sowie für Drittkunden aus aller Welt.
Rügen Radio ist inzwischen Geschichte, wie leider auch sein westdeutsches Pendant Norddeich Radio.

Für den zivilen Luftverkehr über der Ostssee sind heute wie damals die Flugsicherungsdienste der angrenzenden Länder zuständig. Seitens der DDR war das damals Friedland Radar auf 128.3 MHz und alternativ auf 119,7 MHz.

Die INTERFLUG besaß ihr eigenes Rügen Radio. Das war die sogenannte Bodenfunkstelle der Flugsicherung in Berlin-Schönefeld. Rufzeichen "Interflug Berlin" bzw. Y4A. Diese Funkstelle diente einerseits als "Company Frequency" im UKW- und Kurzwellenbereich, stellte aber auch für andere Fluggesellschaften weltweite Funkverbindungen her oder übermittelte Nachrichten.

Wer den INTERFLUG-Kalender 2009 hat, findet unten links auf dem Kalenderblatt für März ein Foto der Bodenfunkstelle.

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:"
Seitens der DDR war das damals Friedland Radar auf 128.3 MHz und alternativ auf 119,7 MHz.

Friedland war für den Norden zuständig. Und Sprötau (ganz bei mir in der Nähe! ) für den Süden von "Germanskaja Demokratitschiskaja Respublika".

Was war denn in Sprötau?

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Was war denn in Sprötau?

FTB-51 der LSK/LV und die waren zuständig für die gesamte militärische (und wahrscheinlich auch zivile?) Luftraumüberwachung im gesamten Südwesten der DDR.

In Sömmerda auf der Weißenburg hat sich damals eine Richtfunkstelle befunden, die zu dieser Einheit gehörte.

Nebenbei bemerkt. Dort ist heute ein Tierheim untergebracht.

Das Militär hat den zivilen Flugverkehr innerhalb der DDR nur überwacht (im Sinne von beobachten), aber nicht geleitet. Das oblag der zivilen Flugsicherung der DDR, dem Betrieb Flugsicherung der INTERFLUG.

Im Südwesten der DDR waren in den zivil nutzbaren Lufträumen verschiedene Flugsicherungsstellen zuständig:

- Cottbus Control auf 126,7 MHz oberhalb von FL110 (3.350 m STD)
- Schönefeld Control auf 135,65 MHz oberhalb von FL110
- Leipzig Approach auf 121,1 MHz bis FL110
- Erfurt Approach auf 121,2 MHz bis FL110

Die geografische Aufteilung der Sektoren ist mit Worten leider nicht zu beschreiben. Erschwerend hinzu kommen ja die zahlreichen militärischen Lufträume sowie die alliierten Luftkorridore.

Nachtrag: Auf der Website von Manfred Soldan findet sich hierzu genau der richtige Kartenausschnitt.

FL - Flight Level (Beispiel: FL110 = 11.000 ft über dem Luftdruckniveau 1.013,25 HPa)
STD - Standard(-Luftdruck) 1013,25 HPa