Red Wings -

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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 13. Feb 2013, 19:22

Ich sollte wieder ins Bett. Wir haben hier Seuchenalarm. Alle Krank mit Grippezeugs
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Peter » So 17. Feb 2013, 21:47

Noch einmal muß ich auf die Antworten des Herrn Pogosjan auf die Fragen indischer Korrespondenten zurückkommen. Ich hatte ja abschließend formuliert, daß es nur um den Kommerz geht. Oder mit anderen Worten: Es wäre klar, daß die Ursache des Unfalles eindeutig ein Pilotenfehler wäre und den russischen Flugzeuge keinesfalls eine Schuld an dem Ereignis zuzuschreiben wäre. Somit könnten die Inder mit gutem Gewissen russische Flugzeuge kaufen, da diese solid und sicher konstruiert sind.
Wir kennen ja alle noch den Spruch, die wir u.a. gebrauchten: "Wenn wir unsere derzeitige Situation textlich richtig formulieren, werden wir immer die Besten sein". Und das OAK trägt ja eine Verantwortung für die russische Flugzeugindustrie.

Ich hatte die Übersetzung deshalb in das Forum gestellt, da ich selbst als Amateur viele Ungereimtheiten gesehen hatte, daß ich diese Texte nicht vorenthalten wollte. Bis auf den Satz mit den 100 km/h (über oder unter) war ich mir auch nicht sicher, weil im russischen Text auch ein Druckfehler vorliegen könnte. Hinzugelernt habe ich auch, daß der Begriff Interzeptor nicht Landeklappen, sondern richtig Spoiler heißen muß. Ich hoffe, ihr nehmt meine Entschuldigung an, bin noch lernfähig :-) . Werde in der Folgezeit mehr auf Fachbücher zurückgreifen.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 17. Feb 2013, 22:18

Bislang ist wirklich noch nicht gesichert, ob es an der Konstruktion, der Wartung oder an den Piloten gelegen hat.
Erfahrungsgemäß gibt es für (Flug)Unfälle keine isolierte Ursache, sondern eine ganze Kette von Ereignissen.

Nervend ist nur der in den Medien immer wieder zu verzeichnende Bauchreflex, der da lautet "Russische Flugzeuge sind alt, schlecht konstruiert/kopiert, nicht gewartet und werden von betrunkenem Personal bedient."
Das kann man gern behaupten, aber besser nur in den Fällen, wo man dazu gesicherte Fakten hat. Das könnte zum Beispiel der Zwischen- oder Abschlußbericht der Flugunfalluntersuchung sein.
Alles andere ist Revolverjournalismus verbunden mit der peinlichen Offenbarung, daß man das Ende des Kalten Krieges gar nicht mitbekommen hat.


Was Herr Pogosjan hier gemacht hat, könnte man vielleicht unter Lobby-Arbeit verbuchen. Er weiß allerdings auch noch nicht, was die eigentlichen Ursachen dieses Unfalles gewesen sind.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 21. Feb 2013, 13:42

Flugversuche mit einer Tu-204SM haben ergeben, daß es möglich gewesen wäre, die Red Wings Tu-204, trotz der Fehlbedienung(?) der Schubumkehr, beim Erreichen von 230 km/h noch auf der Landebahn zum Stehen zu bringen. Es wäre ausreichend gewesen, die Ground Spoiler manuell auszufahren und die Bremsen zu betätigen.

Das kann man im Nachhinein natürlich alles besser machen und gemütlich am Schreibtisch analysieren.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Peter » So 17. Mär 2013, 21:06

Der tatsächliche Abschlußbericht zur Ursache der Bruchlandung habe ich noch nicht finden können. Es wird sicher noch einige Zeit dauern.
Die Versicherungen haben laut Presse etwa 24 Mill. € an die Leasinggesellschaft und andere Betroffene ausgezahlt. Herr Lebedjew, als Inhaber der Fluggesellschaft Red Wings hatte im Herbst vergangenen Jahres 49% der Anteile an ein Zyprische Gesellschaft verkauft und jetzt die restlichen 51% für einen symbolischen Rubel (entspricht etwa 2,5 cent) an die russische Regierung.
Am 4.Februar wurde ja der Red Wings die Fluglizenz entzogen und Herr Lebedjew äußerte in der Presse im Zusammenhang mit dem Verkauf, falls die Lizenz wieder erteilt würde "soll sich die russische Regierung darum kümmern...".
In dem Zusammenhang gab der Herr Lebedjew auch zu, daß die Piloten unzureichend ausgebildet und nicht permanent weitergebildet wären. Die zwei einfachen Simulatoren in Petersburg und Nowosibirsk (?) hätten sie aus Zeitgründen nicht nutzen können. Außerdem stünden noch keine vollwertigen Simulatoren für die TU-204 zur Verfügung.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 18. Mär 2013, 14:50

Peter hat geschrieben:...
In dem Zusammenhang gab der Herr Lebedjew auch zu, daß die Piloten unzureichend ausgebildet und nicht permanent weitergebildet wären. Die zwei einfachen Simulatoren in Petersburg und Nowosibirsk (?) hätten sie aus Zeitgründen nicht nutzen können. Außerdem stünden noch keine vollwertigen Simulatoren für die TU-204 zur Verfügung.

Was ist mit dem Tu-204-100 Flugsimulator in Uljanowsk?
Dieser von Transas gebaute Simulator soll doch seit 2012 in Betrieb und in der höchsten Kategorie (Level D) zugelassen sein. Vollwertiger geht es doch gar nicht...oder ist der Simulator immer noch nicht fertig geworden?
Die Untersuchungskommission hatte das Simulatortraining bei Red Wings bemängelt, aber nur hinsichtlich des Fehlens von speziellen Trainingsszenarien für den Umgang mit TCAS- und TAWS-Warnungen, was für den Unfallhergang nicht relevant war.

TAWS - Terrain Awareness and Warning System
TCAS - Traffic Alert and Collision Avoidance System


Übrigens wurde der Fahrer des Volvos, der von einem Rad getroffen und gegen die Leitplanke geprallt war, ebenfalls schwer verletzt. Er erlitt eine Gehirnerschütterung und den Bruch eines Halswirbels.
Hätte er doch bloß nicht gebremst.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Peter » Mo 18. Mär 2013, 20:14

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Was ist mit dem Tu-204-100 Flugsimulator in Uljanowsk?


Da ich mir nicht mehr sicher war, wo der zweite Simulator stand, ob Nowosibirsk oder Uljanowsk, hatte ich vorsichtshalber ein Fragezeichen eingefügt. Thomas, Du hast den richtigen Standort angeführt. (Ich habe das Altersprivileg etwas zu vergessen oder zu verwechseln >grins< )
Die Informationen hatte ich alle der Presse entnommen. Es waren keine Interviews, Stellungsnahmen oder andere offizielle Mitteilungen. Bei unserer Presse wissen wir meistens, was und vom wem wie einzuordnen ist. Bei der russischen Presse bin ich mir nicht sicher. Auf alle Fälle war es kein Boulevardblatt a la der deutschen Zeitung mit den vier großen Buchstaben (dem Zentralorgan der politischen Analphabeten).
Die Meinung hinsichtlich der einfachen Simulatoren kann ich mir nur so erklären, daß Herr Lebedjew alle Schuld an der Bruchlandung den Piloten zuschreiben will. Für ihn als Besitzer war die Fluggesellschaft Red Wings vielleicht nur ein Spielzeug, deren 51%igen Anteil er für 2,5 cent verkaufen konnte.

In dem Zusammenhang möchte ich auch an Deine Adresse, Thomas, ein sehr großes Dankeschön aussprechen. Deine Erläuterungen, das Faktenwissen und die Quellennachweise haben mir und sicher auch vielen anderen Forumsmitgliedern (wir kommen sicher nicht alle aus der Luftfahrtbranche) sehr viel gegeben. Ich habe bisher sehr viel dazu gelernt.
Auch Dir, Henning, zolle ich ebenso sehr großen Respekt. Wann hast Du Dir nur solch ein Faktenwissen angeeignet? Du mußt ja ein ganzes Zimmer voll Fachliteratur haben.
Mir macht es Spaß als Lehrling und Amateur der Luftfahrt mit Euch zusammen zu arbeiten.
So, daß mußte ich auch einmal loswerden !!!
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mo 18. Mär 2013, 21:32

Peter: maximal ein halbwegs geplegtes Laienwissen. Wichtig ist doch auf jeden Fall das Interesse.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 18. Mär 2013, 21:51

Vielen Dank, Peter.
Nicht zuviel loben. Oft bin ich auch nur derjenige, der weiß, wo es geschrieben steht.
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Re: Bruchlandung einer TU-204 in Moskau

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 19. Mär 2013, 14:59

Gut geschrieben, Peter,
aber auch Du bist hier schon wichtig geworden - mit Deinem Russisch
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