Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

bluemchen
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 10. Jan 2018, 19:40

EA-Henning hat geschrieben:
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:...
Wer unter diesen Bedingungen sucht, ist entweder auf Geld nicht angewiesen oder ist sich seiner Sache sehr sicher.

Ich denke, eher letzteres. Zu verschenken hat keiner was, jedenfalls nicht in der Höhe der Prämie.

Zum Einen: Ein (endlich) ernsthaftes Bemühen beider Seiten ist vertraglich erkenntlich, das ist sehr positiv
Zum Anderen: Entwickelt sich hier ein Pokerspiel? Dazu ist die Sache aber zu ernst. Wenn wir mitmachen, meine ich, die werden schon was wissen und ich lege mich zwischen Ersterem und Letzterem fest.
Was die verhandelten Summen betrifft - ohne kaufmännisches Risiko läuft nix. Dennoch sollte eine Sammlung geologischer Datensätze in der Hinterhand sicher ein gewisses Fangnetz vor dem freien Fall bei Nichterfolg sein. Somit ist eigentlich von unternehmerischer Seite das Risiko überschaubar.
Und was den Erfolg angeht -
ich tippe darauf!
R.
(Eine Beteiligung wird das nicht ergeben)

Ergänzend auch nochmal ein Artikel mit Kartenschema im Economist: https://www.economist.com/news/science- ... tical-ship
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*Träger der Roten Mainelke und des aberkannten Status GDR, gedient in Fremden Streitkräften*

Kilo Mike Sierra
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 12. Mär 2018, 18:58

Bislang war auch diese Suche leider noch erfolglos. Von den drei Monaten, die für das Absuchen des geplanten Gebietes vorgesehen war, sind zwei bereits verstrichen. Ocean Infinity ist aufgrund des günstigen Wetters gut vorangekommen und liegt im Plan. Am 4. März 2018 hatte man 16.000 der geplanten 25.000 km2 abgesucht.

Ich habe mich heute noch einmal erinnert, mit welchen Worten diese Suche initiiert worden war. "We think it is possible to identify a most-likely location of the aircraft, with unprecedented precision and certainty.” [David Griffin, Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO)]
In wörtlicher Übersetzung "Wir denken, daß es möglich ist, eine sehr wahrscheinliche Position des Flugzeuges mit beispielloser Genauigkeit und Sicherheit vorauszusagen."
CSIRO's hoch favorisiertes Suchgebiet (Area 1, südlicher Abschnitt) lag bei 35,6°S und 92,8°O. Dieses Gebiet ist von Ocean Infinity inzwischen abgesucht worden.

Beispiellose Genauigkeit UND Sicherheit?
Würde diese beispiellose Genauigkeit nicht allein schon ausreichend sein, um das Flugzeug mit Sicherheit zu finden?

Was hat man denn als Grundlage der Positionsbestimmung?
Die Inmarsat-Daten und die als Treibgut gefundenen Kleinteile. Es fällt schwer, diese Indizien mit Genauigkeit zu asoziieren.

Zu den gefundenen Flugzeugteilen gibt es interessante Erkenntnisse durch Meeresbiologen. Stellvertretend möchte ich dazu nur wenige Diskussionspunkte nennen.
Das gefundene Flaperon war auf allen Seiten, jedoch nicht vollständig mit Entenmuscheln bedeckt. Diese heften sich vorzugsweise an feste Oberflächen (Fels, Treibgut) und können nur direkt im Wasser überleben. Spätere Experimente ergaben, daß das Flaperon nur halb eingetaucht im Wasser treibt. Das steht im Widerspruch zur Verteilung der Muscheln auf allen Seiten des Teils. Daraus kann man folgern, daß das Flaperon eine gewisse Zeit nicht frei im Wasser getrieben ist, sondern vollständig untergetaucht war.
Die aufgefundenen Muscheln waren nur ca. einen Monat alt. Das läßt sich nicht in Übereinstimmung bringen mit der langen Zeit, während der das Flugzeugteil im Wasser gewesen ist.
Die chemische Zusammensetzung der Muschelschalen entsprach den Verhältnissen in einem relativ kühlen Meeresgebiet. Solche Meeresgebiete sind vom Fundort jedoch soweit entfernt, daß es nicht möglich ist, innerhalb eines Monates durch natürliche Drift zum Fundort zu gelangen.

Mangels Ahnung von Meeresbiologie kann ich diese Erkenntnisse nicht beurteilen. Sind die Fakten und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen korrekt, dann bröckeln alle Theorien, die auf diesen Fundstücken basieren.

Je länger das Flugzeug nicht in den berechneten Suchgebieten gefunden wird, um so bröckliger werden auch die aus den Inmarsat-Daten abgeleiteten Theorien. Sogar zu den Daten selbst werden jetzt mehr und mehr Zweifel geäußert. Das Nichtauffinden der 9M-MRO reicht allein jedoch nicht aus, um die Echtheit der Inmarsat-Daten in Frage zu stellen.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 29. Mai 2018, 14:23

Ocean Infinity hat heute bekanntgegeben, daß die Suche nach der malaysischen Boeing 777 9M-MRO erfolglos geblieben ist und eingestellt wird.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 11. Dez 2018, 16:37

Seit September 2018 läuft wieder so etwas, was ich als Schmierenkampagne gegen den Kapitän der verschwundenen malaysischen 777 empfinde. Gemäß einer neuen „sensationellen“ Untersuchung soll der Kapitän auf Facebook zwei Instagram-Modellen „nachgestellt“ haben. Einmal soll er unter einem der Fotos die Worte „Gerade geduscht?“ gepostet haben, was als sexuell anzüglich und an anderer Stelle sogar als „pervers“ bewertet wurde.
Auch soll er an anderer Stelle im Internet den malaysischen Premierminister kritisiert haben.

Ein Luftfahrt-Autor hat kürzlich versucht, diese Vorwürfe zu verifizieren, hat aber nur sehr wenige und völlig harmlose Online-Kommentare des Kapitäns gefunden. Vielleicht wurden sie ja in der Zwischenzeit gelöscht ...

Im Untersuchungsbericht der malaysischen Polizei wurden die Internet-Aktivitäten des Kapitäns jedoch als normal eingestuft.

Selbst wenn der Kapitän Online-Fan der beiden jungen Frauen gewesen ist oder moderat regierungskritisch, wie konstruiert man da einen Zusammenhang zum Verschwindenlassen eines Verkehrsflugzeuges?
Die heutigen Meinungsschaffenden schaffen das offensichtlich.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 21. Jan 2019, 15:03

Ich habe gehört(!), daß man vor einigen Wochen damit begonnen hätte, die Authentizität der Immarsat-Daten zu untersuchen.
Ich finde dazu leider nichts. Kennt jemand eine Quelle, die das bestätigt?
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 3. Feb 2019, 18:53

Wie tief will der Journalismus des 21. Jahrhunderst eigentlich noch sinken?

Kürzlich hat ein Mathematik-Professor der Universität Cardiff eine auf der Analyse von durch Unterwassermikrofone aufgefangenen akustischen Signale basierende Theorie veröffentlicht und dabei zwei mögliche Absturzorte ermittelt.
Was macht die Presse daraus? „Rätsel um MH370 gelöst!“ Einige schrieben sogar von „endgültig gelöst“, obwohl nach wie vor niemand nichts gefunden hat und schon gar kein Flugschreiber ausgewertet worden ist. Jedesmal, wenn eine neue Theorie kursiert, kommen die Krawallmedien mit derartigen Schlagzeilen.
Kurz vorher wurde noch eine ganz andere Kuh durch das mediale Dorf der Weltpresse getrieben, als jemand bei Google Earth eine intakte(!) 777 im Dschungel von Thailand entdeckt haben will.

Dabei ist es ohne das Verdrehen der Tatsachen durch die Medien schon verrückt genug. Jetzt hat der Führer eines indonesischen Fischerbootes auf einer Pressekonferenz erklärt, er und seine drei Kollegen hätten das vermißte Flugzeug in ca. zwei Kilometer Entfernung von ihrem Boot im Meer (in der Straße von Malacca) aufschlagen gesehen.
Warum meldet er diese Beobachtung erst fast fünf Jahre später? Wie soll man dieser Aussage Glauben schenken?
Das wäre ein Betätigungsfeld für echte Journalisten. Leider Fehlanazeige.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 7. Feb 2019, 22:45

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:...
Jetzt hat der Führer eines indonesischen Fischerbootes auf einer Pressekonferenz erklärt, er und seine drei Kollegen hätten das vermißte Flugzeug in ca. zwei Kilometer Entfernung von ihrem Boot im Meer (in der Straße von Malacca) aufschlagen gesehen.
Warum meldet er diese Beobachtung erst fast fünf Jahre später? Wie soll man dieser Aussage Glauben schenken?
...

Und wie steht das im Einklang mit den Satcom-Pings des Flugzeuges, die noch Stunden später empfangen wurden?
Da müsste dann ja ein anderes Flugzeug als Lockvogel mit einer Satcom-Anlage herumgeflogen sein, in der die gleiche "SIM Karte" wie bei der 9M-MRO gesteckt hat.

Entweder war der Flug wirklich ein "erfolgreicher" erweiterter Selbstmord oder er hatte ein ganz anderes Ziel, ist dort aber aufgrund von Treibstoffmangel nicht angekommen, z.B. wegen eines Planungsfehlers*. Es wäre ein zumindest plausibles Szenario, denn bei einer so katastrophal gescheiterten Entführung würde sich ganz bestimmt keine drahtziehende Gruppierung zu der Tat bekennen und das Stellen von Forderungen erübrigt sich dann ebenso.

In dem riesigen, aber erfolglos abgesuchten Meeresgebiet wäre der Flug nur angekommen, wenn er wirklich stundenlang auf geradem Kurs gen Süden geflogen wäre. Genauso gut könnte das Flugzeug aber auch einen ganz anderen Weg geflogen sein und trotzdem zu den Zeiten der Satcom-Pings über diese anhand der Inmarsat-Daten ermittelten bogenförmigen Standlinien geflogen sein. Die Zuversicht der Planer dieser Unterwassersuche basierte auf der sehr idealisierten Annahme, daß jemand das Flugzeug ziellos auf das Meer hinausgeflogen und keinerlei Kurs- oder Höhenänderung vorgenommen hat.

*) Derartiges gab es schon, als am 23. November 1996 eine entführte Boeing 767 der Ethiopian Airlines mit dem erzwungenen Flugziel Australien wegen Treibstoffmangels im Meer niedergehen mußte.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 3. Apr 2019, 00:18

Dieses Thema gerät langsam zu einem Blog (neudeutsch für ein schriftlich und öffentlich geführtes Selbstgespräch). Das liegt sicher auch daran, daß nun bereits fünf Jahre seit dem Verschwinden der 777 ins Land gegangen sind und es kaum neue Erkenntnisse gibt.

Um so mehr Bücher gibt es zum Thema, was an sich bereits erstaunlich ist.
Eines in deutscher Sprache, was bereits im Jahr 2014 erschienen ist, habe ich vor ca. zwei Jahren gekauft. Inzwischen habe ich es bereits zum dritten Mal gelesen - nicht weil es so aufregend interessant wie ein Sachbuch von Holger Lorenz wäre, sondern zum wiederholten "Informationsabgleich".

Das Buch heißt "MH370 - Die Geheimdienstspur" und wurde von Wolfgang Eggert geschrieben. Ich bin durch einen Vortrag des Autoren zum Thema auf Youtube darauf aufmerksam geworden. Der Vortrag war handwerklich nicht sonderlich gelungen (besser könnte ich es leider auch nicht), aber das Interesse an der ausführlichen Darlegung der Erkenntnisse des Autoren in seinem Buch war geweckt.

Ich kann vorausschicken, daß Herr Eggert wesentlich besser schreibt, als er vorträgt. Dennoch hat das Buch einige Schwächen, aber auch Stärken. Für jemanden, der stark am Thema interessiert ist, kann ich das Buch daher empfehlen.

Fangen wir mit den Schwächen an.

Natürlich ist das Buch viel zu früh geschrieben worden. Viele Details waren damals noch nicht bekannt oder so manche der ungewöhnlich vielen Zeitungsenten noch nicht entlarvt.

Erschwerend kommt hinzu, daß der Autor nur laienhaftes Luftfahrtwissen hat. Er müht sich redlich ab, die technischen Dinge korrekt wiederzugeben, aber leider fällt er dabei öfters auf die Nase. Beispielsweise meint er, man könne die Black Boxen nach einem Unfall anfunken oder diese würden selbst ein Peilsignal über große Entfernung senden, um so deren Position ermitteln zu können. Da hat er die Funktion der akustischen Pinger für die Unterwasserortung leider mißverstanden.

Auch Recherchemängel sind manchmal erkennbar, wobei ich mir natürlich heute nicht sicher bin, was damals bereits an gesicherten Informationen vorgelegen hat.
Ein Beispiel möchte ich jedoch nennen, wo der Autor dummes Mediengeschwätz leider ungeprüft übernommen hat. Es gab da die bereits weiter oben erwähnte junge Südafrikanerin, die sich durch Assoziation mit einem großen Ereignis ein paar Tage Bekanntheit sicherte, indem sie den Kopiloten des Fluges MH370 öffentlich in die Pfanne haute. Sie informierte nicht etwa die Untersuchungskommission, sondern die Presse darüber, daß sie und ihre Freundin von einer 737-Besatzung der Malaysia Airlines während eines Fluges verbotenerweise ins Cockpit eingeladen worden waren. Dort wurden einige Fotos in der heute üblichen Selfie-Manier geschossen, die sie ebenfalls der Presse zur Verfügung stellte. Kopilot dieses Fluges war der spätere Kopilot von MH370.
Die sich überschlagende Presse (und wohl auch Herr Eggert) übersahen jedoch trotz der guten Fotos, daß der Kapitän dieses 737-Fluges nicht identisch mit dem des späteren MH370-Fluges war. Trotzdem wurde über alle Kanäle die neue Phantasiegeschichte hinausposaunt, daß der Kapitän der verschwundenen 9M-MRO ein offenkundiges Problem mit der Disziplin gehabt hätte und ein großes Sicherheitsrisiko gewesen sei - und nun sei eigentlich klar, was da passiert sein muß.
Andere immerhin beschuldigten nicht den völlig unbeteiligten MH370-Kapitän, sondern den Kopiloten der Disziplinlosigkeit. Jedoch fragte sich keiner, wie der Kopilot an seinem Kapitän vorbei einfach mal ein paar Mädels mit ins Cockpit gebracht haben soll. Verantwortlich für diesen schweren Regelverstoß war ganz allein der Kapitän der 737, der jedoch keinerlei Verbindung zum späteren Flug MH370 hatte.
Die ganze Geschichte ist faktenfreier Müll und ohne jede Relevanz, ging aber um die Welt.

Dem Autoren ist es hingegen sehr gut gelungen, den weltpolitischen Kontext bzw. die aktuelle politische Lage zum Zeitpunkt des Verschwindens des malaysischen Flugzeuges darzustellen. Auf diesem Gebiet bewegt er sich wesentlich sicherer und man erkennt, daß er hier gründlich und umfassend recherchiert hat. Trotz eigener Rechercheversuche ist es mir vorher nicht gelungen, diesen Überblick selbst zu gewinnen. Die Welt ist groß - wo soll man da anfangen?
Deshalb finde ich diese Komponente seines Buches besonders wertvoll und halte es deshalb für empfehlenswert.

Natürlich entwickelt der Autor im Verlaufe seines Buches auch eine Theorie über den möglichen Hintergrund und den Ablauf des Verschwindens des Flugzeuges. Er hält es für möglich, daß das Flugzeug von dazu fähigen Gruppierungen von außen ferngesteuert worden ist. Während es zutrifft, daß die Avionik der 777 aufgrund ihrer Auslegung für diese Art der Steuerung prinzipiell besonders gut geeignet ist und ein derartiges System von Boeing-Ingenieuren zum Patent angemeldet worden ist, so läßt sich diese These zumindest heute widerlegen.

Ich habe mir die betreffenden Patentschriften angeschaut. Sie beschreiben, was ein solches System leisten können muß und wie es aufgebaut sein könnte. Ein Beweis für die Existenz eines solchen in die Avionik der 777 integrierten Systems sind sie nicht. Es ist auch nichts darüber bekannt, daß jemals ein solches System von der FAA zugelassen worden ist, wobei dieses "Nichtwissen" keine Beweiskraft hat, die Theorie somit nicht widerlegt.
Aber die Umkehrkurve der 9M-MRO, mit der sie vom geplanten Flugkurs abgewichen ist, hatte einen so engen Kurvenradius, daß sie definitiv nicht vom Autopiloten der 777 geflogen worden sein kann. Diese einzelne Fakt reicht völlig aus, um die Fernsteuertheorie sicher auszuschließen.

Bei der Beleuchtung möglicher Motive bin ich zu ähnlichen Schlußfolgerungen wie Herr Eggert gekommen. Auf jeden Fall hält er die (derzeit immer noch populärste) Variante vom aufwendigen und bis zur letzten Minute ausgekosteten Selbstmord des Kapitäns für ziemlich hanebüchen. Ich stimme ihm da in jeder Hinsicht zu.

Eine eigene alles erklärende Theorie zum Verschwinden der 9M-MRO habe ich mir bis heute nicht gebildet, zumal das irgendwie die neutrale Sicht auf die Dinge behindert - besonders auf die Dinge, die nicht zur eigenen Theorie passen wollen.
Ich sehe das Geschehen inzwischen mehr und mehr als eine verdeckte Aktion an, die gescheitert(!) ist und deshalb vertuscht werden mußte. Da mit dem Flugzeug alle Beweismittel verschwunden sind, werden wir womöglich nie erfahren, was mit der Maschine und den Menschen an Bord geschehen ist und wer für die Tragödie verantwortlich ist.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 11. Jan 2021, 21:57

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:...Aber die Umkehrkurve der 9M-MRO, mit der sie vom geplanten Flugkurs abgewichen ist, hatte einen so engen Kurvenradius, daß sie definitiv nicht vom Autopiloten der 777 geflogen worden sein kann. Diese einzelne Fakt reicht völlig aus, um die Fernsteuertheorie sicher auszuschließen...

Ich habe kürzlich erfahren, daß die extrem enge Umkehrkurve von 9M-MRO zwischen den Wegpunkten IGARI und BITOD durch das bedenkenlose "Übereinanderplotten" der Flugspur des zivilen Sekundärradars (SSR) mit der des militärischen Primärradars (PSR) zustande gekommen sein soll. Die technisch bedingte Positionsdiskrepanz zwischen beiden Systemen wurde demnach unberücksichtigt gelassen.

Beim Anschließen der PSR-Spur an das Ende der SSR-Spur hätten beide Spuren nicht so recht aneinander gepaßt, wurden aber passend gemacht. Das Ergebnis war dann eine Umkehrkurve, deren ersten Hälfte scheinbar mit einem extrem kleinen Radius geflogen worden war.

Es wäre besser gewesen, zuerst die Flugspur des Primärradars mit der des Sekundärradars in Übereinstimmung zu bringen. Das wäre ohne weiteres möglich gewesen, denn bis zum Verschwinden des Transpondersignals haben ja beide Anlagen noch den gleichen Flugweg gesehen.

Damit ist mein starkes Argument gegen die Nutzung des Autopiloten während dieser Kurve (was in der Folge auch die Fernsteuerung des Autopiloten ausschließt) leider hinfällig geworden.
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Re: Verlust einer Boeing 777-200 der Malaysian Airlines

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 20. Mär 2022, 14:37

Seit kurzem gibt es eine neue Entwicklung bei der Suche nach dem verschollenen Flugzeug. Die Suche war ja vor Jahren mit dem tröstenden Versprechen beendet worden, die aktive Suche bei Vorliegen neuer Erkenntnisse wieder aufzunehmen. Die Entscheidung darüber liegt bei den Regierungen von Malaysia, China und Australien.

Die neue Hoffnung, das Flugzeug doch noch zu finden, hat etwas mit "passivem Radar" und Amateurfunk zu tun. Es geht um das Weak Signal Propagation Reporter (WSPRnet) System, daß seit einigen Jahren von Amateurfunkern genutzt wird, um durch computer-gesteuerte Bakenaussendungen im Zwei-Minuten-Takt die weltweiten Ausbreitungsbedingungen für die verschiedenen Frequenzbänder automatisch zu ermitteln. Das Gute daran: die Meßergebnisse werden in einer Datenbank gesammelt, um sie für verbesserte Ausbreitungsprognosen zu verwenden. Gespeichert sind Datum, Uhrzeit, Sendeort, Empfangsort, Sendeleistung, Empfangsfeldstärke und Frequenzverschiebung.

Die Idee, mittels der WSPR-Daten nach dem Flugzeug zu suchen, wurde von dem Experten für passives Radar Dr. Robert Westphal erstmals am 15. Juli 2020 in einem Amateurfunk-Podcast des Deutschen Amateuer-Radio Club (DARC) erwähnt und wenig später von dem in Frankfurt am Main ansässigen britischen IT-Spezialisten Richard Godfrey sowie dem Südafrikaner Dr. Hannes Coetzee aufgegriffen.

Für den Zeitraum des Fluges von 9M-MRO (MH370) finden sich in der Datenbank 518 Ausbreitungswege, die den bekannten und den potentiellen Flugweg gekreuzt haben. Die Auswertung der gespeicherten Daten ergab, daß das Flugzeug 186 Mal die Signalausbreitung beeinflußt hat, also 186 "Pings". Mit Hilfe eines Algorithmus (den ich bislang nicht verstanden habe), kann daraus eine Flugzeugposition mit einer Genauigkeit von +/-17 km berechnet werden. Bei gleichzeitiger Erkennung des Flugzeuges auf zwei oder mehreren verschiedenen Signalwegen, kann diese Genauigkeit auf +/-4 km verbessert werden.

Die von R. Godfrey und Dr. Coetzee ausgeführte Analyse hat bislang ergeben, daß das Flugzeug (entgegen allen früheren Annahmen) ca. 150 NM vor der Küste von Sumatra eine ausgedehnte Warteschleife von 22 Minuten Dauer geflogen ist.
Als Endpunkt des Fluges wurde die Koordinate S33:10:37 E095:17:60 ermittelt, was 1.076 NM westlich von Perth liegt.
Dieser Punkt liegt innerhalb und nah am Rand des bereits abgesuchten Gebiets. Da der Meeresboden dort jedoch sehr zerklüftet und uneben ist, könnte das Flugzeug damals übersehen worden sein.

Es gibt auch Kritiker an der Arbeit, die an der Richtigkeit der Analyse zweifeln oder sogar die Methode für Kaffeesatz-Leserei halten. Da kann ich leider nicht mitreden, weil ich das Analyseprinzip der Daten nicht verstehe.
Vielleicht will man ja nicht, daß "Amateure" der Suche zum Erfolg helfen (vgl. Heinrich Schliemann und Troja).

Das Australian Transport and Safety Bureau hat im Februar damit begonnen, die Daten aus dem von R. Godfrey und Co. ermittelten Gebiet einer erneuten gründlichen Suche zu unterziehen.
Dazu hat kürzlich hat die Firma Ocean Infinity eine Wiederaufnahme der Unterwassersuche für das erste Halbjahr 2023 angeboten. Das neue Suchgebiet wäre dann nur noch 300 km2 groß, anstelle der ursprünglichen 120.000 km2.

Die Sache wird also doch ernst genommen.


Ich hoffe, daß ich das alles korrekt widergegeben habe. Grundlage ist der am 15. März 2022 von Richard Godfrey und Dr. Hannes Coetzee veröffentlichte "MH370 GDTAAA WSPRnet Analysis Technical Report".
Er hat einen Umfang von 100 Seiten. Uff!
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