AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

EA-Henning
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AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Sa 2. Sep 2017, 14:13

Bei einer Flugshow zum 70-jährigem Jubiläum der Antonow AN-2 stürzt eine AN-2 ab. Das meldet RIA-Nowosti.

Offenbar sind "nur" zwei Todesopfer, nämlich der Pilot und ein weiterer Insasse, zu beklagen.
https://de.sputniknews.com/panorama/201 ... g-absturz/

Videos:
https://ren.tv/player/224541#autoplay

https://www.instagram.com/p/BYiKcwJlPPh ... 0%B8%D0%B0
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 4. Sep 2017, 23:57

Der gleiche Pilot vor zwei Jahren...
(auch die abgestürzte An-2 RA-35171 ist hier im Video zu sehen)



Selbst wenn die Cessna 150 für einfachen Kunstflug zugelassen ist, heißt das nicht, daß man mit 500 Grad Schräglage damit in Bodennähe herumexperimentieren sollte.

Dmitri Sucharew war Verkehrspilot, hatte 20 Tausend Flugstunden. Niemand wird wohl bestreiten, daß seine Flugmanöver zum Teil hochriskant sind.
Bei seinem letzten Flug kam er mit der An-2 aus einer Rückenfluglage, wobei das gesamte Manöver eher an ein Luftkampfmanöver als an eine Kunstflugfigur erinnerte. Er flog dann mit hoher Geschwindigkeit und Sinkrate aus einer Querabposition zurück zum Flugplatz, wo er dann das Flugzeug in einer extremen Linkskurve mit bis ca. 80 Grad Schräglage auf die Landebahn ausrichtete, wobei es auf der Graspiste aufschlug.

In den USA gab es einmal einen Piloten, der mit einer Partenavia P.68, einem zweimotorigen Reiseflugzeug, auf Flugschau-Veranstaltungen Kunstflug vorführte. Eines Tages brachen bei einem Manöver beide Außentragflügel. Die P.68 ist nicht für den Kunstflug zugelassen, genauso wenig wie die An-2.

Muß man sein Schicksal wirklich so herausfordern?
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 5. Sep 2017, 06:22

Der gleiche Pilot vor zwei Jahren...
(auch die abgestürzte An-2 RA-35171 ist hier im Video zu sehen)


So, wie ich das einschätze, war der Pilot eine Zeitbombe.
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 5. Sep 2017, 16:18

Handwerklich war Dmitri Sucharew offensichtlich ein sehr guter Pilot.
Hier führt er die Langsamflugfähigkeit der An-2 in Form einer sogenannten Fallschirmlandung vor. In meinen Augen ist das eine wesentlich bessere Flugdemonstration, weil es wirklich eine ganz speziell An-2-typische Flugeigenschaften ist und bei der An-2 auch nicht gefährlich.



Ob es zu dem Unfall aufgrund von Übermut, einer kurzen Unaufmerksamkeit, einer Fehleinschätzung, eines plötzlichen Suizidegedankens oder eines technischen Defektes an der Höhensteuerung kam, wage ich nicht zu beurteilen. Dennoch geht mir beim Blick auf gesamte Flugvorführung das Wort Fahrlässigkeit nicht aus dem Kopf.
Veranstalter solcher Flugschauereignisse sollten Vorführungen dieser Art nicht zulassen. Luftfahrtbehörden auch nicht.
Der Veranstalter und die Zuschauer hatten "Glück", daß die Sache nicht noch ganz anders ausgegangen ist.

Es heißt, ohne die letzte Steilkurve wäre das Flugzeug in die Menge auf der östlichen Seite der Graspiste gerast. Um die Zuschauer nicht zu gefährden, hätte ein einfaches Hochziehen ausgereicht. Die Steilurve in so geringer Höhe war per se kontraproduktiv, weil ein zusätzliches extremes Risiko. Sollte das wieder ein brilliantes Sucharew-Manöver werden oder gab es ein Problem mit der Höhensteuerung und die "selbstmörderische" Kurve diente zur Rettung der Menschen?

Ich habe mir die Ruderausschläge im Einzelschrittmodus angeschaut.
Die Querruderausschläge sind relativ klein, auch am Ende wo man starkes Gegensteuern hätte erwarten müssen. Warum es ausblieb, verlangt nach einer Erklärung.
Ein kleiner Ausschlag des Seitenruders nach rechts (sinnvoll) ist erst kurz vor dem Aufschlag erkennbar.
Höhenruderausschläge konnte ich keine erkennen. Es schien immer in Neutralstellung zu sein.
Die automatischen Vorflügel waren beide bis zum Schluß eingefahren.
Die Rauchspur in Relation zur Flugzeug-Längsachse läßt auf den Anstellwinkel des Flugzeuges schließen. Zu keiner Zeit war der Anstellwinkel abnormal groß, was auch zum Nichtausfahren der Vorflügel paßt.
Aus all dem vermag ich keinerlei Rückschlüsse zu ziehen - und lasse es bleiben.
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 6. Sep 2017, 13:00

Die Sache läßt mir keine Ruhe.

Die Geschwindigkeit des Flugzeuges betrug kurz vor dem Aufschlag ca. 270 km/h (Flugbetriebslimit 300 km/h). Normalerweise wird die An-2 mit ca. 180 km/h geflogen.

Die Rauchspur ist ein guter Indikator für die Flugbahn. Ein aus einer anderen Perspektive aufgenommenes Video zeigt, daß die Flugbahn vor der tödlichen Kurve keine unmittelbare Gefahr für die Zuschauer darstellte.
Warum dann diese extreme gefährliche Kurve in Bodennähe?
Wollte er die Flugzone nicht verletzen?

Warum aber ist der Pilot überhaupt dieses Kunstflugprogramm mit einer An-2 geflogen?
Sie ist nicht für den Kunstflug zugelassen. Im Flugbetrieb ist zudem nur eine maximale Schräglage von 45 Grad erlaubt.
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 6. Sep 2017, 14:01

Ein russischer Youtube-Kommentator hat die Frage in den Raum gestellt, ob der mitfliegende Fotograf eventuell nicht angeschnallt gewesen und beim letzten Manöver dem Piloten ins Steuer gefallen sein könnte. Das klingt erst einmal abwegig, zumal der Mann Inhaber einer Privatpilotenlizenz war, aber ganz so abwegig finde ich das gar nicht.
Während einer der beiden Insassen in den Trümmern des Rumpfes lag, ist der andere ohne Sitz weit nach vorn aus dem Flugzeug herausgeschleudert worden. Das allein ist natürlich noch kein Beweis dafür, daß er tatsächlich so leichtsinnig gewesen ist.
Immerhin besteht hier die Möglichkeit, daß die Untersuchungskommission anhand der aufgefundenen Gurtschlösser und gurttypischer Verletzungen eine eindeutige Aussage dazu machen kann.
Bei der Beurteilung des Zustandes der Steuerung sehe ich dagegen kaum eine Chance, irgendwelche gesicherten Rückschlüsse zu ziehen.
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 6. Sep 2017, 14:20

Nachfolgendes Video zeigt das Flugprogramm, das Dmitri Sucharew am 16. September 2016 mit der gleichen An-2 vorgeführt hat. Der hier gezeigte Programmteil (die ersten 20 Sekunden des Videos) gleicht dem am 2. September 2017 geflogenen bis ins Detail. Somit war diese letzte übermäßig steil geratene Kurve, die zum Unfall geführt hat, Teil des Programms und doch kein Ausweichmanöver.

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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 6. Sep 2017, 14:24

Der Pilot mag ein talentierter Bürger sein. Aber wenn ich mir das "Geeier" oben mit der C-150 anschaue, war er sich offensichtlich nicht mehr im Klaren darüber, dass er die Grenzen überschreitet.
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 6. Sep 2017, 16:44

Ja, mit dem absichtlichen komischen Herumeiern kann man die Kinder vielleicht zum Lachen bringen. Eine etwas zweifelhafte (und doch gekonnte) Vorführung bleibt es trotzdem. Mir fällt dazu die Warnung ein "Ein Flugzeug ist kein Spielzeug", was sinngemäß auch für viele andere Fortbewegungsmittel gilt.

Warum Dima Sucharew zuletzt so schnell geflogen ist, läßt sich nun auch erklären. Er brauchte die maximale Geschwindigkeit, um nach der Kurve für den anschließenden Hammerhead Turn senkrecht(?) hochziehen zu können (im obigen Video ab Sekunde 22).
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 6. Sep 2017, 20:42

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