AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

bluemchen
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 11. Sep 2017, 15:34

Bei dem vorher gesagten ist zweifellos alles richtig, dennoch war auch mein Gedanke,

daß es sehr zweifelhaft ist, ob ein Papier mit Stempel aus den Prüfregularien dieses Desaster ursächlich verhindert hätte. Ich meine Nein und sehe auch, daß er die Flugführung - D. Sucharew war ohne gleichen routiniert - vielleicht zu routiniert vollzogen hat. Er hat kein Risiko gescheut und dieses war ein Grashalm zuviel, das macht mich betroffen.
Um nochmal auf seine "Cessna-Vorführung" im Video zurückzukommen: Ich meine, hier hat er nach russischer Eigenart den Meister-Clown
Oleg Konstantinowitsch Popow imitiert. Meisterhaft, in diesem Lichte gesehen. So etwas bleibt auch bei ihm.

Und noch ein Moment im Gegensatz zu unserer Verordnungsfestigkeit oder wie immer man das "Amtliche" bei uns bezeichnen soll:
Ohne Grigori Kosonossow´s "...das Flugwesen Väterchen, das Flugwesen - es entwickelt sich ..." (Die Kuh im Propeller) wären viele Dinge auch dort - in diesem Sektor - nicht so recht praktikabel oder denkbar. Ein großes weites Land,
na ja, denk auch mal an den Hamburger Konny Reimann zu seinen Zeiten in Texas ... >kratz<
Trotzdem, jedes (leichtsinnige) Opfer ist eins zuviel, das muß gelten
R.
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Kilo Mike Sierra
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 11. Sep 2017, 18:17

Vielleicht war diese "tolpatschige" Vorführung mit der Cessna 150 wirklich eine Anleihe bei Oleg Popow. Allerdings hätte er dann vor dem Sprung aus dem Flugzeug wenigstens eine große karierte Mütze aufsetzen müssen.

Auf einem während des Fluges direkt von vorn aufgenommenen scharfen Telefoto erkennt man, daß der auf dem rechten Platz sitzende Boris Tylevich gar nicht filmt. In den Pressemeldungen hieß es ja, er sei als Kameramann mitgeflogen.
[Edit: Er hat doch gefilmt, jedoch nicht aus der Hand, sondern mit einer fest montierten Kamera.]

Auf dem Foto sieht man weiterhin, daß der links sitzende Pilot, also Dmitri Sucharew, seine rechte Hand oben auf das Instrumentenbrett gelegt hat. Somit scheint er gar nicht derjenige zu sein, der das Flugzeug fliegt!

Das erklärt möglicherweise, warum die russische Luftfahrtbehörde in ihrer Erklärung vom 6. September 2017 ausdrücklich feststellt, daß beide Piloten über keine An-2 Berechtigung verfügten und die Besatzung (also beide) verantwortungslos gehandelt hätten.


Edit betreffend des oben kursiv geschriebenen Textes:
Hier habe ich das Foto falsch interpretiert. Die rechte Hand von Dmitri Sucharew ist über dem Instrumentenbrett sichtbar, weil er gerade das Steuerhorn sehr weit um ca. 60 Grad nach links ausschlägt (um diese letzte verhängnisvolle Kurve einzuleiten).
Anhand dieses Fotos kann man eindeutig feststellen, daß Dmitri Sucharew das Steuer im entscheidenden Moment geführt hat, die rechte Hand nicht am Triebwerkshebel hat und somit das Flugzeug zweihändig gesteuert hat.
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Thomas

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bluemchen
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Sa 16. Sep 2017, 22:12

Das Rätselraten geht wohl noch weiter -
in der Tass von heute (zumindest heute erst gesehen im Seiten Zus.-hang mit dem Yak-130 Verlust) http://tass.ru/proisshestviya/4527080

liegt eine Bildfolge vor. Es geht um Bild 1 - beide TF-Enden aufgrund der Schräglage etwas 2 m über dem Boden. An Hand der Rauchspur meine ich festzumachen, das die X-Achse (Längs) fluggenau in der aerodynamischen Bewegung liegt. Ich meine damit, es gibt kein Verreißen, Abrutschen e.t.c..
Nun vergleiche mal in dem Artikel davor (smotrij http://tass.ru/proisshestviya/4526998
das eingebettete 25 Sek. Video !
Da würde ich erkennen, daß das Einleiten der Linkskurve aus dem Abschwung zu spät erfolgt - mit der daraus resultierenden Gefahr des Verletzens der Flugzone / Zuschauerbereich. Diese Frage stand anfänglich ja schon im Raum und diesen Eindruck kann man tatsächlich gewinnen.
Alle weiteren Ideen zum Entspannen der Situation dürften Spekulation sein,
(Abbruch des Programms durch Hochziehen dann -mit Sicherheit- außerhalb der Zone über den Besuchern ...), und ein Cockpitvideo z.B. gibt es offensichtlich nicht.
Auch wenn schon diskutiert wurde, diese Gedanken kamen mir dabei.
R.
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Sa 16. Sep 2017, 22:29

bluemchen hat geschrieben:Auf einem während des Fluges direkt von vorn aufgenommenen scharfen Telefoto


Wo kann man den dieses Foto sehen?
Ansonsten ... wie immer eine sachliche Analyse von Euch ... Dankeschön :-)

MFG heiko
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bluemchen
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Sa 16. Sep 2017, 22:32

Hallo Heiko,
da kann ich leider nicht helfen - das hatte Thomas im Fokus

aber: Gesehen hätte ich das auch gern
Rainer
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Sa 16. Sep 2017, 22:42

bluemchen hat geschrieben:Hallo Heiko,
da kann ich leider nicht helfen - das hatte Thomas im Fokus

aber: Gesehen hätte ich das auch gern
Rainer


Ja ... kurios was da gerade passiert ist.
Ich zitiere den Orginal-Text von Thomas und du stehst als Urheber darüber.

Na egal ... es gibt Dinge die muss man nicht hinterfragen ;-) ... und trotz der kleinen Unzulänglichkeit bleibt der Ursprung der Frage ja erhalten nun auch in deinem Sinne - Rainer ...

:-) heiko
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 20. Sep 2017, 17:49

Das besagte Telefoto bekam ich zugeschickt. Im Internet habe ich es lange vergeblich gesucht. Jetzt habe ich es in folgendem Video gefunden (bei 01:48).

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Thomas

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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 30. Okt 2017, 21:20

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Ein russischer Youtube-Kommentator hat die Frage in den Raum gestellt, ob der mitfliegende Fotograf eventuell nicht angeschnallt gewesen ist ...

Während einer der beiden Insassen in den Trümmern des Rumpfes lag, ist der andere ohne Sitz weit nach vorn aus dem Flugzeug herausgeschleudert worden. Das allein ist natürlich noch kein Beweis dafür, daß er tatsächlich so leichtsinnig gewesen ist.
Immerhin besteht hier die Möglichkeit, daß die Untersuchungskommission anhand der aufgefundenen Gurtschlösser und gurttypischer Verletzungen eine eindeutige Aussage dazu machen kann.
...

Die bisherige Untersuchung hat inzwischen ergeben, daß die Person auf dem rechten Sitz tatsächlich nicht angeschnallt war.
Kunstflug mit nicht angeschnalltem Passagier!!!
Da muß man sogar in Erwägung ziehen, daß dem links sitzenden Piloten sein Mitflieger ins Steuer gefallen sein könnte.

Der genehmigte Höhenbereich für die Flugvorführung lag zwischen 100 m und 600 m.

Die Kamera, eine GoPro, wurde gefunden. Die Aufnahmen werden gegenwärtig noch ausgewertet.

Es wurde bestätigt, daß das Lufttüchtigkeitszeugnis des Flugzeuges am 15. November 2012 abgelaufen war, d.h. ca. fünf Jahre vor dem Unfall.
Die Lizenz des Piloten enthielt keinen Eintrag, der ihm erlaubte, die An-2 zu fliegen. Bis 2006 hatte er diesen Eintrag, hat ihn danach aber nicht mehr verlängert.

Quelle: MAK
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Thomas

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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon старый мешок » Mo 30. Okt 2017, 21:43

hier der derzeitige vorläufige offizielle Bericht zum Unfall.

(Guugel hilft beim Übersetzen etwas aus)
Dateianhänge
An2-RA-35171-vorläufiger Abschlussbericht.pdf
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Re: AN-2 Absturz bei Flugshow nahe Moskau

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 2. Nov 2017, 17:04

Je länger ich über die nicht angeschnallte Person auf dem rechten Sitz und das letzte Flugmanöver nachdenke, um so wahrscheinlicher halte ich es, daß der Mitflieger dem Piloten ins Steuer gefallen ist.

Es ist mit einer An-2 unmöglich, die verbotenerweise mit 80 Grad Schräglage ausgeführte Kurve koordiniert zu fliegen, d.h. ohne Seitenkräfte. Dazu müßte man am Steuerhorn 5 g ziehen, was die Struktur des Flugzeuges nicht überstehen würde. Die Kugel des Wendehorizontes kann also gar nicht in der Mitte gewesen sein. Außerdem mußte während der Kurve der Sinkflug abgefangen werden, was ein noch höheres Lastvielfaches als 5 g erfordert hätte. Das gelang ja auch nicht und führte zum Absturz.
Daher dürften erhebliche Seitenkräfte vorhanden gewesen sein, die den Mitflieger nach links aus dem Sitz gezogen haben, wodurch der Pilot unmittelbar nach Einleiten dieser Steilkurve die Kontrolle über das Flugzeug verlor. Es waren ja auch keine korrigierenden Steuerausschläge sichtbar.

Der nichtangeschnallte Passagier könnte somit der Sargnagel gewesen sein.
Was denkt ihr darüber?
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