ISS - Hauptthema

Missionen, Sensoren, Experimente und Ergebnisse
Kilo Mike Sierra
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 8. Nov 2020, 23:55

In einer britischen Zeitung stand kürzlich zu lesen, daß die NASA beabsichtigt, die ISS noch bis zum Jahr 2024 zu betreiben. Danach hoffe man auf private Investoren, die den Weiterbetrieb für ca. zehn Jahre übernehmen würden.
Das bedeutet, daß jetzt die Frage nach der "Wirtschaftlichkeit" dieser Raumstation im niedrigen Erd-Orbit mehr und mehr in den Vordergrund rücken wird. Die Beantwortung dieser Frage könnte noch sehr interessant werden.

Ich kann Zweifler gut verstehen, die darauf verweisen, daß das x-te Experiment zur Züchtung von Kristallen oder zur Beobachtung des Organismus Y der Menschheit nichts bringt. Ein starkes Argument hierfür ist die Tatsache, daß sich auf der Erde diese Bedingungen nicht dauerhaft herstellen lassen. Somit ist eine wirtschaftliche Nutzung dieser Erkenntnisse aus der Schwerelosigkeit nicht möglich. Bliebe noch die ISS selbst als Produktionsstätte. Aber die Transportkosten! Aber die Transportkosten!

Bild
МКС // ISS by Roscosmos, on Flickr

Auf der Habenseite stehen ohne Zweifel die gewonnenen Erfahrungen in der Raumfahrttechnologie und für den Langzeitaufenthalt von Menschen außerhalb des Lebensraums der Erde. Damit wurden praktische Voraussetzungen geschaffen, die für Langzeitmissionen zum Mond und später zum Mars sowie dem Bau und Betrieb von Basen auf diesen Himmelskörpern von zentraler Bedeutung sind.

Obwohl ich Raumfahrtenthusiast bin (bemannt und unbemannt), so muß ich doch zugeben, daß sich auch hier wieder die Frage nach dem Sinn solcher gigantischen Unternehmungen stellt. Die Menschheit als Ganzes wird davon keinen sichtbaren Nutzen haben. Und damit stellt sich die Frage nach dem Nutzen der ISS erneut. Die Kosten sind extrem hoch, der Gewinn kaum meßbar.
Bei dieser Relation kann ich mir einen kommerziellen Weiterbetrieb der ISS nicht vorstellen.
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Thomas

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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mo 9. Nov 2020, 04:35

Hmmm... Dann sehe ich aber eine sehr düstere Zukunft der Raumfahrt.
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon RSP-10 » Mo 9. Nov 2020, 12:04

Keine Bange, die Emiraties übernehmen gerne.
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Kilo Mike Sierra
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 9. Nov 2020, 12:47

Ein Übernehmen des technischen Betriebes sehe ich nicht. Finanzieren könnte ich mir vorstellen.
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Thomas

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bluemchen
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 9. Nov 2020, 14:48

Ich sehe zunächst ganz pragmatisch, daß die ISS ein Wirtschaftsobjekt - weder war, noch ist, noch sein kann. Macro-Ökonomische / betriebswirschaftliche Grundsätze darf man knicken.
-Ich sehe aber, daß der niedere Erdorbit unverzichtbar für die Menschheit bleibt, die, nach aller Philosophie nach Langzeitflügen in das All strebt. An keinem Ort anders ist das trainier- studier- kopier- erlebbar zu machen.

Zugegeben, es wird nach der (jetzigen) NASA Neuausrichtung (die sich nach Trump auch nicht wandeln wird) auch einen Lunar-Orbit mal geben, beide Orbits als Zwischenstation jeweils auch praktizierbar - Umsteigestation / Tankstation / Ladestation / Kontrollstation / SAR-Station /Ausrüstungsstation für nicht erdgebundene Träger ... . Raumflüge und besonders Bemannte, bleiben immer in gewisser Relevanz mit unberechenbaren Koeffizienten behaftet.

-Ich sehe ferner, daß, auch wenn sich die Menschen auf dem Planeten den Kopf einschlagen, sie im Orbit einfach freundschaftlich, menschlich-realistisch als kluge Geschöpfe der Evolution miteinander umzugehen verstehen und das im Sinne der Menschheit. Alleine das wiegt in der Gegenwart alles auf, egal welche Schatzmeister was auch immer stirnrunzelnd aufrechnen.

Dabei sind wir uns einig, daß Volkswirtschaften alles auch in abzuwägenden Gerechtigkeiten aufzubringen haben / aufbringen müssen.
Ferner ist es auch so, daß die -oben gestellten- Fragen nach der orbitalen Zukunft geopolitisch ... wissenschaftlich ... philosophisch schon lange erörtert werden.

Schön, drüber zu reden, ein unerschöpfliches Thema - nicht nur theoretisch
>sup<
R
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 10. Nov 2020, 17:49

Die von Dir erwähnten Kurzzeiteffekte sind alle richtig. Mittelfristig kann man sicher auch noch nutzbringende Effekte nachweisen. Langfristig ist da nichts zu sehen.

Die Menschheit hat auch nichts davon, wenn sich ein halbes Dutzend Menschen im Orbit bestens verträgt und ihre Bodenorganisationen freundlich miteinander kooperieren. Das können andere Wirtschaftszweige auch, wenn sie gelassen werden (Embargos).
Der internationalen Raumfahrt könnte durchaus über Nacht die Genehmigung zur Zusammenarbeit entzogen werden. Es reicht, wenn eine Seite das tut - obgleich die Außenwirkung sicher sehr negativ wäre.

Die NASA und vor allem die Verfechter der bemannten Raumfahrt sind mit der Trump-Regierung ganz gut gefahren, wahrscheinlich auch weil der Präsident selbst ziemlich Raumfahrt affin ist - besonders was die bemannte Raumfahrt anbelangt. Natürlich entscheidet am Ende der US-Kongress über das Budget der NASA.

Vor ein paar Wochen habe ich den Budget Request des Präsidenten für die NASA gelesen. Viele Seiten lang, aber höchst interessant, welche Prioritäten da gesetzt werden. Trump und Co. müssen sie überzeugt haben. Der Präsident hat für die bemannte Raumfahrt mit dem Schwerpunkt "die erste Frau und den nächsten Mann" auf den Mond zu bringen ein sehr ordentliches Budget beim Kongress beantragt. Wichtig erscheint auch, daß zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder direkte Mittel für die Weiterentwicklung der bemannten Raumfahrt zur Verfügung gestellt werden sollen, d.h. nicht nur als notwendiger Anteil an anderen Missionen.

Was ich nicht weiß (weil zwischenzeitlich wieder mit weltlicheren Dingen befaßt), ob dieses Budget bereits im Kongress behandelt worden ist und wieviel davon "genehmigt" wurde.
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Thomas

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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Fr 13. Nov 2020, 21:06

Unabhängig von Budget und Kongress gab es gestern am 12.11. 22:50 Uhr MOZ eine Bahnanhebung der Station.

Progress-MS-14, angedockt am Zwesda-Modul, feuerte 363,5 Sekunden die Station wieder 1,1 Km nach oben, auf eine mittlere Höhe
von 419,35 Km.
Das war die siebente Korrektur seit April, dabei eine unplanmäßige wegen Weltraum-Müll.
Als Grund wird benannt:
"... notwendig für die anfängliche Ausbildung der ballistischen Bedingungen vor dem Start und Andocken des bemannten Raumschiffes
"Sojus MS-18", das für April nächsten Jahres geplant ist."

Dabei
mag April 2021 etwas magisch oder weit hergeholt klingen, aber es wird noch weitere Gründe für Korrekturen geben; Bekannt ist, daß die Bahnneigung (Inklination) der ISS 51,6° beträgt.
Die Bahndaten nach der Korrektur werden mit 51,66° angegeben, was heißen sollte, daß auch an der Bahnneigung "gefeilt" wurde (neben der Höhenanhebung).
Unterschiedliche Schwerkrafteinflüsse können die Inkllnation verändern, das kennt man von den Satelliten. Diese Korrektur scheint minimal, allerdings für die Berechnung der optimalen (Sojus)Express-Anflüge bedeutend, will ich meinen und "kippen" einer Inklination kostet immer viel Treibstoff.

Es wird bis dahin nicht die letzte Korrektur gewesen sein
R.
(Q.: Roskosmos https://www.roscosmos.ru/29556/ )
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Di 17. Nov 2020, 12:38

Jetzt sind es wieder 7

in der 64. Mission für die nächsten 6 Monate. 27 Std. nach Start der Crew Dragon von SpaceX wurde heute früh 5:01 Uhr MEZ das Raumschiff problemlos mittels Fangarm angedockt.
Glückwunsch natürlich an SpaceX, das kommerzielle Programm wurde nach den Testflügen eröffnet, Boeing soll nächstes Jahr folgen.

Wetterbedingt am Cap gab es eine Tages-Verzögerung. Das "No-Go" der Area umfaßt eine lange Liste neben Wolken, Regen, Wind ... , die planmäßige Starts immer in Frage stellen können (anders als bei den Russen, die Unempfindlichkeiten seit Jahrzehnten vormachen >grins< )
Der russischen Crew kam die Verzögerung etwas in die Quere, da heute der morgige Außeneinsatz (5 1/2 Std.) vorzubereiten ist (u.a. Vorbereitungsarbeiten für das NAUKA-Modul im Frühjahr ...)

Nichts desto Trotz wurden alle herzlich begrüßt wie üblich und es gab ein neues Familienfoto
R.
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 18. Nov 2020, 22:42

Kilo Mike Sierra hat geschrieben: Kilo Mike Sierra » So 8. Nov 2020, 23:55
In einer britischen Zeitung stand kürzlich zu lesen, daß die NASA beabsichtigt, die ISS noch bis zum Jahr 2024 zu betreiben. Danach hoffe man auf private Investoren, die den Weiterbetrieb für ca. zehn Jahre übernehmen würden.

Jim Bridenstine NASA Admin u. noch im Amt gab SFN ein Interview,
indem er seine Sorge zum Ausdruck brachte, dass eine kommerzielle Raumstation möglicherweise nicht rechtzeitig fertig sein könnte, wenn die ISS das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.
- Der Kongress hat die NASA verpflichtet, den Betrieb der ISS bis mindestens 2024 fortzusetzen. Der Gesetzgeber hat eine weitere Verlängerung bis 2028 oder 2030 vorgeschlagen ... mit der Hoffnung, dass der Kongress bald einen Gesetzentwurf verabschieden werde, um die Unterstützung der NASA für das ISS-Programm mindestens bis Ende der 2020er Jahre zu verlängern.
Nur - um das einzufügen - wurden im Fiskaljahr ´20 von geforderten 150 Mio nur 15 Mio $ genehmigt für die Kommerzialisierung.
-"Unter keinen Umständen sollten wir eine Lücke in einer niedrigen Erdumlaufbahn (LEO) haben", so Bridenstine und weiter "Wenn wir diesen Weg weitergehen, bei dem wir den Ersatz der Raumstation nicht finanzieren, werden wir mit einer Lücke enden, was meiner Meinung nach sehr schlecht für das Land ist" ...
- Es ist "die große Sache, über die ich mir Sorgen mache, dass die ISS das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht und wir keinen Ersatz haben", sagte Bridenstine.
"Und ich werde Ihnen sagen, warum das ein Problem ist. Es ist ein Problem, weil China seine eigene Raumstation baut und Partner aus der ganzen Welt anziehen wird, und ich denke, die Vereinigten Staaten von Amerika sollten dabei die Führung übernehmen".

... was nur über Privatisierung möglich sein wird.
Z.B. wird der Bau einer eigenständigen Axiom-Station auf insgesamt 2,5-3 Mrd. $ geschätzt, von denen der überwiegende Teil von der Firma selbst und privaten Geldgebern aufgebracht würde und nur 140 Mio $ über 5-7 Jahre von der NASA kommen sollte.

Es ist vieles offen, auch unter den Umständen, daß J. Bridenstein unter Biden nicht mehr dienen wird.
R.

Zur Vertiefung SFN vom 11. Nov. https://spaceflightnow.com/2020/11/11/n ... e-station/
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Re: ISS

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 18. Nov 2020, 23:18

Der heutige Außeneinsatz der russischen Crew geht nach ... knapp 6 Stunden und 47 Minuten zu Ende mit Arbeiten um das Poisk-Modul und Inspektion am Swesda, die erhebliche Überziehung wurde nicht näher genannt. Der Hauptinhalt - Vorbereitung der Kopplung des Wissenschaftsmoduls "Nauka" (an dem übrigens auch amerikanische wie chinesische Raumschiffe künftig andocken können). Andocken wird Nauka dann am jetzigen "Piers" -Dock (selbiges muß weichen).

Der ausführliche Spacework-Plan bei Anatoly Zak http://russianspaceweb.com/iss-vkd47.ht ... qMTlKfbIIU
Es arbeiteten Sergei Ryzhikov "Orlan Rot" und Sergei Kud-Sverchkov, "Orlan Blau"
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126060181_10220877884949917_3648574668149366704_n.jpg (72.74 KiB) 1702 mal betrachtet

In der Ausstiegszeit war zu bewältigen:
- Prüfen der Dichtigkeit der Ausgangsluke des Moduls "Poisk" unmittelbar nach der direkten Verriegelung;
- Austausch der Austauschplatte des Flüssigkeitsstromreglers am Funktions- und Ladungsblock "Sarja";
- Reinigung der Außenflächen der Verglasung des Bullauges 8 des Servicemoduls "Swesda"; wurde übergangen
- Umschaltung der Antenne "Transit-B" vom Modul "Piers" zum Modul "Poisk";
- Änderung der Position der Sensoren des BCDO-Geräts (Druck- und Ablagerungsüberwachungseinheit), installiert auf "Poisk";
- Demontage der Tablette Nr. 1 und Einbau der Tablette Nr. 2 des Weltraumexperiments "Impact" an ihrer Stelle in das Aggregatefach des Servicemoduls "Swesda".
- zusätzlich Rißßinspektion Swesda von außen

(Live Übertragung von Roskosmos https://www.roscosmos.ru/29578/ und NASA https://www.nasa.gov/mission_pages/stat ... index.html )
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