Limits of Humanity

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bluemchen
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 18. Sep 2019, 16:05

Es gibt einen zweiten interstellaren Besuch nach dem ersten, jemals beobachteten, vor fast genau 2 jahren, A/2017 U1 Oumuamua, - siehe oben - .

Der Wissenschaftler und Freizeitastronom Gennadi Borisow in Simferopol / Krim-Russland (hier auch in der Tass vom 16.09. https://tass.ru/kosmos/6892497
entdeckte diesen Burschen, der sogar noch schneller in der Annäherung ist, als der Erste vor 2 Jahren, am 30. August mit seinem (rel. kleinen) Teleskop.

Und es kommt noch besser, im Gegensatz zu seinem Vorläufer, ist der interstellare Himmelskörper sogar als ein Komet identifiziert, was kürzlich bestätigt wurde an Hand der Trajektorie von versch. (Groß)Observatorien. Danach war gerade das zunächst unwahrscheinlich, denn Kometen haben elliptische Bahnen (um ein Massezentrum)
Wie sein Vorgägner hat er aber eine hyperbolische Bahn, die der Beleg dafür ist, daß der Bursche seinen Ursprung außerhalb des Sonnensystems hat, es gibt aber bereits Anzeichen einer Schweifbildung.
Da es üblich ist, Kometen nach ihren Entdeckern zu benennen, heißt er C/2019 Q4 (Borisov).
Eine anschauliche Bahnanimation von Borissow (zusammen mit Oumuamua) gibt es auf Twitter von Tony Dunn https://twitter.com/Comet2013A1

Borisov.png
Borisov.png (89.85 KiB) 4408 mal betrachtet
(Borisow ist die gelbe, der Oumuamua die rote -im 2. Quadranten- Bahndarstellung).

Weitere aktuelle Artikel im Spektrum und Golem (D): https://www.spektrum.de/news/neuer-inte ... et/1672778
https://www.golem.de/news/astronomie-am ... 43813.html
das russische. astro-Forum https://astronomy.ru/forum/index.php/to ... 643.0.html

Da Großobservatorien für solche Aufgaben kaum Mittel haben, ist es tatsächlich so, daß derartige Erstentdeckungen oft von Privat-/Amateur-Astronomen gemacht werden, die auch Zufallstreffer sein können - was die Leistung in keinem Fall schmälern soll. Das ist eine geduldige, hochkarätige Arbeit!

# # #
R.
Da las ich einen netten Vergleich:
Stellt man sich die Bahnebene der Planeten / der Ekliptik als eine Dartscheibe vor, trifft er auch wieder in das Schwarze...
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Do 17. Okt 2019, 18:21

Das der eben entdeckte Komet 2I/ Borisow keine Fata Morgane ist, belegt nun auch das Hubble Space Telescope der Nasa mit der bislang schärfsten Aufnahme vom 12. Oktober
Borisow.png
Q.: https://www.nasa.gov/feature/goddard/20 ... llar-comet Hubble Observes 1st Confirmed Interstellar Comet
Ein Schweif ist erkennbar und eine Staubkonzentration, der Kern des Kometen selbst nicht, da er zu klein ist.
Es gibt bei Nasa/gov eine Zeitraffer-Aufnahme über 7 Stunden, infolge der Nachführung des Teleskopes die Sterne als Strichspuren erscheinen.

Die Visualisierung seine voraussichtlichen Bahn ist hier abrufbar: https://svs.gsfc.nasa.gov/4758
Die Annäherungsgeschwindigkeit von "Borisow" von außerhalb des Sonnensystems soll bei 177.000 Km/h liegen. Das ist, außer schnell, schwer vorstellbar.
Als grober Überschlag Hamburg - München … so um die 14 Sekunden :wind: N´ja, da ist noch Luft nach oben.
Mit blosem Auge soll der Bursche aber auch künftig bei seine Durchflug durch´s Sonnensystem nicht zu sehen sein.

Ein schönes YT Video der Nasa vom Ereignis: https://www.youtube.com/watch?time_cont ... G9x6tkf8mg
# # #
R.
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Do 31. Okt 2019, 20:10

Da heute wieder ein kalter Sternhimmel ist, kann man nach oben schauen und sieht vielleicht das …
73325009_10157586383401772_6448179704523390976_n.jpg
… also zumindest Hubble hat es gesehen, was so ziemlich zum Halloween passt.

Nach der NASA-Quelle https://www.nasa.gov/image-feature/godd ... o-galaxies starrt ein unheimliches Paar leuchtender Augen bedrohlich in unsere Richtung und diese durchdringenden "Augen" sind das markanteste Merkmal dessen, was dem Gesicht einer jenseitigen Kreatur ähnelt.
Aber das ist keine geisterhafte Erscheinung. Hubble betrachtet eine titanische Frontalkollision zwischen zwei Galaxien. Gar nicht so weit weg, um die 700 Lichtjahre.
Die Kontur des Gesichts ist ein Ring aus jungen blauen Sternen. Andere Gruppen von neuen Sternen bilden eine Nase und einen Mund. Das gesamte System ist als Arp-Madore 2026-424 (AM 2026-424) aus dem Arp-Madore "Katalog der südlichen eigenartigen Galaxien ... katalogisiert.

Wie die Astronomen meinen, besteht diese fesselnde Ringstruktur nur für die kurze Zeit von etwas 100 Mio Jahren und in 1 … 2 Milliarden Jahren ist alles mit einander verschmolzen.

- Deswegen ist es schön, am Halloween das mal als Bild festzuhalten >grins<
R.
(Hubble hatte das aber schon am 19. Juni d.J. sozusagen als Schnappschuß im sichtbaren Licht aufgenommen - siehe den Nasa-Artikel)
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 1. Nov 2019, 21:10

Rainer, ich bin Deinem Rat gefolgt.

Gestern habe ich nach Jahren des astronomischen Desinteresses mein gutes altes Teleskop* montiert und mir endlich wieder einen Blick auf den Mond und den (scheinbar) in der Nähe befindlichen Saturns gegönnt. Der Mond ist ja immer ein dankbares Beobachtungsobjekt, weil es dort mit einem normalen Fernrohr sehr viele Details zu entdecken zu gibt. Mein Fernrohr kann auf der Mondoberfläche Einzelheiten von 2 km Größe auflösen. Bei einer 100fachen Vergrößerung entsteht zudem die Illusion, man sei dem ca. 385.000 km entfernten Mond auf 4.000 km nahegekommen.

Das Hubble Space Telescope (HST) und auch mein Gerät sind beides Teleskope der Bauart Cassegrain. Das war es aber auch schon mit der Vergleichbarkeit. Das HST mit seinem Spiegeldurchmesser von 2,4 m erreicht sein Limit bei Sternen der Größenklasse bzw. scheinbaren Helligkeit 31. Aufgrund des kleinen Spiegeldurchmessers von 102 mm ist bei meinem Fernrohr bei 14,5 Schluß - und das auch nur bei Verwendung einer Kamera. Das ist also mein persönliches Limit of Humanity. (Mit bloßem Auge kann man unter idealen Bedingungen Sterne bis zu einer scheinbaren Helligkeit von 8 sehen.)


*) Meade 2045D auf äquatorialer Montierung mit elektrischer Nachführung
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Thomas

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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Fr 1. Nov 2019, 23:03

Oiiii, das ist eine echte Überraschung und da habe ich schon eine Idee - Thomas wird zum Comet 2I Borisov-Beauftragten erklärt :-)

Also, Gennadi Borísov hatte den Burschen auf der Krim mit einem 65cm Teleskop entdeckt, wenn auch
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Aufgrund des kleinen Spiegeldurchmessers von 102 mm ... bei meinem Fernrohr bei 14,5 Schluß -
(ist), ist doch lange nicht gesagt, daß man den Burschen nicht verfolgen kann. Zur scheinbaren Helligkeit gab es noch keine Angaben, aber - mit handelsüblichen Teleskopen soll er beobachtbar sein.
Zumindest so bis Januar, und am 08. Dezember soll er den sonnennächsten Punkt erreicht haben, das sind aber immer noch lockere 300 Mio Km ...

Das heißt: Kamera dran und … Sternbild Cassiopeia aufs Korn genommen ( https://www.sternregister.de/sternbilde ... iopeia.php ) Henning wird mit Herrn Kachelmann die optimalen Nächte ausloten

Wir dürfen gespannt sein - wie auch alle Schüler, die leider Gottes keinen Astronomie-Unterricht mehr haben
Viele Grüße und schönes WE
Rainer
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Sa 2. Nov 2019, 07:45

Also, so ein Telescop, wie etwa das vom Thomas, das wäre nochmal ein Träumchen.
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 2. Nov 2019, 22:58

bluemchen hat geschrieben:...
Das heißt: Kamera dran und … Sternbild Cassiopeia aufs Korn genommen ...

Leider habe ich keine geeignete Kamera. Astrofotografie war mir damals (vor dem Aufkommen der digitalen Bildsensoren) zu aufwendig. Heute gibt es dafür spezielle Digitalkameras, die mir aber als Gelegenheitsastronom einfach zu teuer sind.

Gibt es heute wirklich keinen Astronomie-Unterricht mehr - auch nicht in Sachsen oder Bayern?
Wundern würde es mich überhaupt nicht.
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Thomas

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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon bluemchen » So 3. Nov 2019, 12:43

N´ja Kollegen, diese Frage
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Gibt es heute wirklich keinen Astronomie-Unterricht mehr
kann man in dem neuen förderalen System vielleicht wirklich nicht so pauschal beantworten.
- Was Sachsen betrifft
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:auch nicht in Sachsen oder Bayern?
gab es dummerweise eine klare Entscheidung - Proteste halfen nicht - "In Sachsen beschloss die Landesregierung im Jahr 2007 unter Protesten der Bevölkerung die Abschaffung des eigenständigen Astronomieunterrichts" ---> hier kann man nach Clausnitzer den Professorenbrief nachlesen http://www.lutz-clausnitzer.de/as/ProAs ... 2.2006.pdf
Doch der Reihe nach -
Im 15. Jh. wurden in der Geistlichen Schule (neben der Latein- und Schreib-Rechenschule) mit dem Kernunterricht den
sieben freien Künsten (Grammatik, Dialekt, Rhetorik, Musik, Geometrie, Arithmetik und Astronomie) wie
Glaubensunterricht Bedeutung zugeordnet https://www.abipur.de/referate/stat/652521364.html

Über "unsere Zeit" brauchen wir nicht reden, da war Astronomie Pflichtfach. Dann kam der Mauerfall - nach 30 Jahren heute in aller Munde - und hier
trafen sich zwei divergierende Bildungssysteme. Daß das östliche von beiden total strauchelte ( mußte), war vorher vielleicht nicht ganz klar.

- Prof. Dieter B. Herrmann beschreibt in seiner Autobiographie "Astronom in zwei Welten" eindrucksvoll die Übernahme der Archenhold Treptow und des Planetariums Prenzlauer Berg durch den (West)Berliner Senat … "war denn Archenhold auch einer der kommunistischen Antifa´s, der als Namenspatron einer öffentlichen Einrichtung vlt. nicht mehr tragbar war …" - Ohne Worte schon vor den 30 Jahren Mauerfall
Die Schulverwaltung als neuer EIgentümer ließ dann kurz und knapp vernehmen: "Schule forscht nicht"! und das war auch juristisch nicht anfechtbar. Genau darein platzte der Beschluß: Das Fach Astronomie ist ab sofort gestrichen!
(Heute gehören beide Einrichtungen zum DTM Berlin, Aufatmen!)

Gerechtigkeitshalber sie angemerkt: Es soll der Astronomieunterricht in Form eines eigenständigen Pflichtfachs in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen existieren.
In den Ländern soll es meist nur in Form von primär freiwilligen Arbeitsgemeinschaften, Wahlpflichtangeboten, sowie als Themenbereich geben… in wenigen Bundesländern gibt es eigenständige Astronomiekurse, In der gymnasialen Oberstufe werden astronomische Inhalte nahezu ausschließlich in anderen Schulfächern vermittelt …
- so soll die Lage nach meiner lückenhaften Kenntnis sein, mehr oder weniger mißlich

Gewissermaßen "Limits", die jeder für sich einordnen kann
R.
P.S.: Ergänzend zu einer Studie Clausnitzer http://www.lutz-clausnitzer.de/as/ProAs ... 2.2005.pdf
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » So 3. Nov 2019, 15:36

In Thüringen gibt es in der 10.Klasse Astronomie-Unterricht.
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Re: Limits of Humanity

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 3. Nov 2019, 17:21

In der Archenhold-Sternwarte habe ich geheiratet. Die Sternwarte gehört nicht (mehr) zum Deutschen Technikmuseum Berlin, sondern zur Stiftung Planetarium Berlin.

Schön, daß es noch hier und da Astronomie-Untericht gibt. Ich bin positiv überrascht.
Hier wo ich lebe (in den gebrauchten Bundesländern) bin ich im Freundes- und Kollegenkreis sowie in der Nachbarschaft noch keinem einzigen begegnet, der auch nur die blassesten astronomischen Grundkenntnisse hätte. Sie haben es nie gelernt.
Dieses Schulfach hat, anders als Mathematik und Physik, kaum eine praktische Bedeutung für das Alltagsleben. Dennoch ist es wichtig, um seinen Blick wenigstens einmal von der Erdoberfläche zu lösen und der lebenslangen Ameisenperspektive zu entgehen. Das hilft ungemein, die Verhältnisse - auch Größenverhältnisse - besser einordnen zu können.
Wenn denn einmal wieder solche spektakulären Hubble-Fotos wie oben von Rainer gezeigt in die Medien gelangen, dann wissen diese Leute leider gar nicht, was sie da auf diesen "bunten Bildern" eigentlich sehen. Und so glauben sie dann auch jedes Politikermärchen vom wieder einmal nahen Weltuntergang.
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