Russische Raumfahrt aktuell

EA-Henning
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 4. Feb 2015, 10:46

Wenn ich das so lese, scheint man wohl auch die Energieja aufgegeben zu haben.
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bluemchen
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 4. Feb 2015, 12:56

EA-Henning hat geschrieben:Wenn ich das so lese, scheint man wohl auch die Energieja aufgegeben zu haben.

Leider Henning, so ist das Leben. - Ich nehme das Thema mal hier raus, da es eher in die Raumfahrttechnik passt o.k.? Kleinen Abriß dort dazu.
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 4. Feb 2015, 13:13

bluemchen hat geschrieben:
EA-Henning hat geschrieben:Wenn ich das so lese, scheint man wohl auch die Energieja aufgegeben zu haben.

Leider Henning, so ist das Leben. - Ich nehme das Thema mal hier raus, da es eher in die Raumfahrttechnik passt o.k.? Kleinen Abriß dort dazu.
R.

OK
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Fr 6. Feb 2015, 17:39

Nochmal zum aktuellen TW Deal - ist ja ganz schönes Sümmchen
>>> siehe Hinweis auf ein Milliarden-TW-Geschäft von RKK.

Zum aufdröseln und zur Verständlichkeit (es geht hier nicht um die schwere Atlas-5 !) müssen wir auf das Jahr 2013 zurückgehen, denn das betreffende System “Antares” wurde in Zusammenarbeit mit dem Privatunternehmen
„Orbital Sciences“ entwickelt.

Die NASA bezahlt dem Privatunternehmen „Orbital Sciences“ für acht Missionen zur ISS bis 2016 >>>1,9 Milliarden Dollar, wie u.U. bekannt.
Bedeutsam ist die – eher unterschwellige Kooperation – von Orbital Sciences Corp./ Dulles mit dem Konstruktionsbüro Yuzhnoye und Hersteller Yuzhmash / Ukraine, denn die Amerikaner kauften die erfolgreiche „Zenit“-Erststufe für das Antares- Projekt.

Diese Zenit steht z.B. für die vielen „Kosmos“-Satelliten Starts oder in einer anderen Verwendung als Booster für das damalige „Energia-Buran“ Projekt.
Somit war der Verhandlungserfolg (das war April ´13!) auch für die NASA sehr entscheidend, denn ein weiteres mal ist ein russisches System – hier die modifizierte Zenit-Erststufe - erfolgreich in ein Amerikanisches integriert worden.

2015 nun —
haben der Raumfahrtkonzern RKK “Energija” und das private US Raumfahrtunternehmen Orbital Sciences Corporation in Dulles (Virginia)
einen Vertrag über die Lieferung von 60 russischen Raketentriebwerken des Typs RD-181 abgeschlossen im Umfang von etwa 1 Milliarde Dollar.
Das teilte die Raketenschmiede in Koroljow bei Moskau am Freitag mit. Die genaue Höhe der Vertragssumme sei Geschäftsgeheimnis.
Die beiden ersten Triebwerke würden bereits im Juni ausgeliefert.

Die RD-181 werden von der Wissenschaftlichen Produktionsvereinigung NPO “Energomasch” in Chimki bei Moskau ( einer Tochterfirma von “Energija”) gefertigt.
Sie sind bereits bei den neuen russischen “Angara”-Trägern erfolgreich zum Einsatz gekommen.
Jetzt werden sie speziell an die “Antares”-Rakete von Orbital Sciences angepasst .

Nach dem Absturz/Explosion einer “Antares” mit dem privaten Frachter “Cygnus” zur ISS vom 28. Oktober vergangenen Jahres hatte die US-Firma entschieden, künftig auf die bisher in der ersten Stufe eingesetzten AJ 26-Triebwerke zu verzichten, die eine Modifikation des russischen Triebwerks NK-33 des Herstellers “Kusnezow” in Samara an der Wolga sind (bei amross in Amerika aufgearbeitet).
Diese Triebwerke standen 1974 zum Einsatz bereit, wurden aber wegen des Programmabbruchs „Mondrakete N-1“ nie verwendet.
Insgesamt wurden 208 NK-33 und 42 NK-43 Triebwerke gebaut,[1] von denen etwa 150 eingemottet wurden …
Besser gesagt, Kusnezow weigerte sich damals, diese TW zu verschrotten und fand in Samara heimlich ein Lager, welches „nach der Wende“ wieder entdeckt wurde.

Das NK-33 findet man auf: http://de.wikipedia.org/wiki/Kusnezow_NK-33 , muß also hier nicht näher eingegangen werden.

Der Fehlstart war auf das Versagen der Turbopumpe (Lager) einer der beiden Motoren der Erststufe zurückzuführen.

Der Erststart der “Antares” wiederum mit dem neuen russischen Triebwerk ist für Anfang 2016 geplant.
Orbital Sciences zeigte sich zuversichtlich, dass die noch ausstehenden fünf kommerziellen “Cygnus”-Flüge zur Internationalen Raumstation ISS wie geplant durchgeführt werden können. Zwei Missionen haben bereits stattgefunden, die dritte endete in der Katastrophe ( erster Verlust eines Privaten Frachters).
Soweit dazu.

(Nochmal: Die Konfiguration der schweren Atlas-V mit dem russischen TW
RD-180 ist ein anderes Kapitel. Hier greifen die Sanktionen, da es NASA-Wellenlänge ist. _ Noch unklar, ob die Atlas umgebaut wird).


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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 6. Feb 2015, 20:07

Der Fehlstart war auf das Versagen der Turbopumpe (Lager) einer der beiden Motoren der Erststufe zurückzuführen.

Interessant. In der Raumfahrt gestattet man sich den Totalverlust als Folge des Versagens eines einzigen Bauteils.
Eine zweite parallel geschaltete Turbopumpe hätte sicher keinen Finanzprüfer umgebracht.
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon bluemchen » So 8. Feb 2015, 16:38

Nochmal zum "doppelten Lottchen", wäre ja ganz schön ...
Deswegen Schwenk zur Zuverlässigkeit :
Kusnezow wusste seinerzeit schon, warum er sich der Verschrottung wegen Beerdigung N-1 Projekt (Mond) wiedersetzte. Die Zuverlässigkeit seines NK-33 wurde mit 99,85% beziffert.
Bei den meisten Raketen ist man mit 99% zufrieden. Das ist die Designvorgabe z.B. für die europäische Ariane 5 gewesen!
Prof. R. Schmucker von der TU München äußert dazu :
"Es gibt nichts Besseres"
Die Einwände der „russischen Alttechnik“ lässt er nicht gelten. "Ich halte den NK-33-Motor nach wie vor für sehr robust und zuverlässig", sagt der Raketenexperte. Am Design von Raketentriebwerken habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nichts Grundlegendes geändert. "Der NK-33 ist nicht veraltet, es gibt nichts wesentlich Besseres", so Schmucker. Das werde auch erkennbar an der Tatsache, dass Pannen mit Flüssigtreibstoff-Raketen in den vergangenen Jahren extrem selten vorgekommen seien.
Die Raumfahrttechnik gehe eben stets ans Limit der eingesetzten Materialien. "Da ist kein Rohr unnötig dick, da gibt es kein Kilogramm zu viel", sagt Schmucker. "Zu einer Panne kann es immer wieder kommen. Man muss den Fehler finden und abstellen, dann geht es weiter."
Das musste im Übrigen auch Elon Musk erst kürzlich erfahren: Mitte August explodierte eine "Falcon9R"-Rakete seiner Firma SpaceX bei einem Test.
Auch Culbertson verteidigte nach der "Antares"-Explosion den Rückgriff auf die Sowjet-Technik und verwies darauf, dass das Alter des Modells auch Vorteile habe.
So seien die NK-33 Triebwerke ausführlich getestet worden und hätten immer wieder ihre Robustheit unter Beweis gestellt. Gleichzeitig kritisierte Culbertson die Abhängigkeit der USA von Sowjet-Technik: "Es gibt nun einmal nicht viele andere Optionen auf der Welt für Antriebe dieser Größenordnung. Und vor allem nicht in diesem Land (der USA).
>>> Einwurf Parallelbauteile:
Jedes TW ist so kompakt-komplex, das physikalisch Resevekomponenten nicht integrierbar sind. Einmal gestartet, muß am Düsenaustritt der dem Umgebungsdruck angepasste Überschall-Gasstrom kontinuierlich aufrecht erhalten werden. Gelingt das nicht, kommt es zum Strömungsabriss an der Glockenwand und die Leistung ist unkontrolliert chaotisch.
Das NK-33 arbeitet mit einem Brennkammerdruck von 145 bar. Mithin müssen die Oxydator – Treibstoff - Komponenten mit entsprechend hohem Druck gefördert und eingespritzt werden mit Hilfe der Turbopumpen (die wiederum Gas-angetrieben sind).
Dabei ist das Mischungsverhältnis einzuhalten – hier LOX / Kerosin mit 2,6 : 1 (LOX= kryogener Sauerstoff). Kein Bruchteil Sekunden Abriß , sonst ist der gelieferte spezifische Impuls (hier 297s) verwischt. - Es geht um die Startleistung –hier bei 113% (problemlos eigentlich). Eine TW – Steuerung Ab- und Zuschalten im Vakuum / Orbit ist etwas anders!
- Was nun die Pumpenausfall (6 Sek. nach Start) verursachte, wir wohl spekuliert. Wir haben es mit Höchstdrehzahlen und Höchstdrücken zu tun, aggressiven Medien dazu.
- Eine sogen. Materialdegradation, die nicht Sicht- und Messbar ist, kann nicht ausgeschlossen werden trotz entspr. Prüfung. Vermutlich waren die Lagerbedingungen der TW über 30…40 Jahre nicht optimal –ebenfalls Spekulation. Aber es ist eben genau die Ausnahme von der Regel eingetreten.
Die ISS verhungert deswegen nicht, aber die Experimentalgeräte sind leider futsch.
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 8. Feb 2015, 17:05

Danke für diesen erklärenden ausführlichen Beitrag.
Wenn die Turbopumpe und ihre Dichtungen auch weit über 30 Jahre alt waren, dann sollte man sich über Fehlfunktionen nicht wundern.
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon bluemchen » So 8. Feb 2015, 20:21

Neues zu Sojus Kourou

Letzten Freitag sind die beiden nächsten Galileo-FOC -Satelliten von spacecraft Bremen in Kourou eingetroffen (siehe Link) >sup< .
Dort werden sie jetzt auf ihren Flug mit der Sojus/Fregat Trägerrakete vorbereitet, der Ende März stattfinden soll(te). 26.3. / 27.03.
http://www.arianespace.com/news-mission ... 5/1257.asp

Gleichzeitig gibt es eine mögliche Startverschiebung wie aus Samara verlautet:

Russland hat vorgeschlagen, den Start aus organisatorischen Gründen (Vorbereitung von Sojus TMA-16A) zu verschieben. Entsprechende Dokumente wurden an die europäischen Partnern in Kourou schon verschickt.

http://www.vninform.ru/330317/article/z ... nesen.html

Wir werden sehen, gebe mir Mühe , beide Termine zu posten, wenn sie klar sind um die Livestreams zu den Starts nicht zu verpassen (manchmal sind es auch unchristliche Zeiten entsprechend der Startfenster).
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mo 9. Feb 2015, 12:08

OT
bluemchen hat geschrieben:Letzten Freitag sind die beiden nächsten Galileo-FOC -Satelliten von spacecraft Bremen in Kourou eingetroffen
Dort werden sie jetzt auf ihren Flug mit der Sojus/Fregat Trägerrakete vorbereitet, ...


Sojusraketen fallen wohl nicht unter das Embargo ? ! Bild
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Re: Russische Raumfahrt aktuell

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 9. Feb 2015, 16:04

Flieger Bernd hat geschrieben:OT
bluemchen hat geschrieben:Letzten Freitag sind die beiden nächsten Galileo-FOC -Satelliten von spacecraft Bremen in Kourou eingetroffen
Dort werden sie jetzt auf ihren Flug mit der Sojus/Fregat Trägerrakete vorbereitet, ...


Sojusraketen fallen wohl nicht unter das Embargo ? ! Bild

Bernd, da kann ich ganz beruhig sagen - der Launchpad "Sojus-Kourou" ist in Französisch- Guayana >grins< , der gehört der ESA und die haben Verträge mit Roskosmos. Daneben gibt es aber auch die "Sea-Launch" Plattform (Umgebaute Bohranlage) des gleichnamigen russ. Unternehmens mit Sitz in Bern wohl. Die kann man hinfahren, wo man will (äquatorial natürlich). Mal sehen, wenn es von dort wieder einen Start gibt.
Zu den bescheuerten Amerikanern: Von ihren Sanktionen haben sie natürlich klugerweise die ISS ausgenommen. Sonst müßte die ein "Trampolin" für ihre Astronauten verwenden, das hatte roskosmos seinerzeit schon angekündigt (zumindest für die Jahre bis 2018 oder so). Und die aktuelle Sojus 2 wird wohl umfassend aus russischen Bauteilen produziert, weiß es aber nicht ganz genau.
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