Laufbahn Kapitän der Interflug

Der Betrieb Verkehrsflug der INTERFLUG GmbH war die eigentliche Fluggesellschaft der DDR.

Moderator: Kilo Mike Sierra

DDR-WMK
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Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon DDR-WMK » Mi 18. Mär 2009, 20:32

Ist eigentlich bekannt , ob es auch direkte Ausbildungen zum Flugkapitän der Interflug gab oder waren alle IF - Kapitäne vorher in Diensten der NVA ?
Zu meiner Zeit damals , so glaube ich mich zu erinnern , konnte man nur über eine Laufbahn in den LSK zur Interflug gelangen . War dem so ?

Oleg
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EA-Henning
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Re: Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 18. Mär 2009, 21:23

Der Titel "Flugkapitän" wird erteilt, wenn 5000 Flugstunden erreicht sind.
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Kilo Mike Sierra
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Re: Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 18. Mär 2009, 23:07

Oleg, Du ahnst gar nicht, was Du mit dieser Frage anrichtest. :-P

Eine Ausbildung zum Flugkapitän gab es in der DDR nicht, jedenfalls nicht dem Namen nach. Zur Ausbildung schreibe ich jedoch gleich noch etwas.

Bei der INTERFLUG war Flugkapitän keine Qualifikation, sondern ein Ehrentitel - gewissermaßen eine Auszeichnung für unfallfreies Fliegen. Somit wurden auch die Piloten der Agrarflugzeuge früher oder später zu Flugkapitänen geschlagen. Das war schon sehr kurios, aber dafür konnten diese natürlich nichts.

Das grenzenlose Verwirrspiel um den bei der INTERFLUG offiziell als Kommandanten bezeichneten de-facto Flugkapitän wird von Gerd Ritter hier auf der Website http://www.interflug.biz von allen Seiten beleuchtet. Bitte dort lesen.


Die eigentliche Frage zielte auf den Ausbildungsweg zum Verkehrsflugzeugführer. Hierzu kann ich leider nicht besonders viele Details beitragen.

Eine Zeit lang gab es einen direkten und zivilen Ausbildungsweg, der ohne Umwege über das Militär in das IF-Cockpit führte. Die fliegerische Ausbildung wurde in Erfurt absolviert, wobei als Trainingsflugzeuge Antonow An-2 und Iljuschin Il-14 dienten.
Später wurde dieser Ausbildungsweg abgeschafft und die "Flugschule" in Erfurt aufgelöst. Von da ab ging es nur noch über eine Offizierslaufbahn (möglicherweise auch Fähnrichslaufbahn) als Transportflieger bei der NVA. Der große Haken bei der Sache war, daß man sich zum langjährigen Militärdienst verpflichten mußte, ohne jede Garantie dafür, später gnädig zur INTERFLUG "versetzt" zu werden.

1979 bekam ich am Ende der Schule ein einigermaßen überraschendes Angebot, mich zu einem Studium des Flugingenieurwesens an der Luftfahrthochschule für Zivilluftfahrt in Uljanowsk zu bewerben. Ich erwähne das, weil es sich hier offenbar um einen der wenigen noch gangbaren zivilen Wege in ein INTERFLUG-Cockpit gehandelt haben muß.

In meinem Fall ist dieses Studium an der natürlich einzureichenden Verwandschaftsliste gescheitert (Onkel bei den Regierungsfliegern in Köln-Wahn). Vielleicht war es auch ganz gut, daß ich nicht kurz vor Schluß noch Flugingenieur geworden bin, denn diese hatten es nach 1990 naturgemäß äußerst schwer. Gleiches gilt für die Navigatoren.
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Thomas

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DDR-WMK
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Re: Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon DDR-WMK » Do 19. Mär 2009, 08:19

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Die eigentliche Frage zielte auf den Ausbildungsweg zum Verkehrsflugzeugführer. Hierzu kann ich leider nicht besonders viele Details beitragen.

Eine Zeit lang gab es einen direkten und zivilen Ausbildungsweg, der ohne Umwege über das Militär in das IF-Cockpit führte. Die fliegerische Ausbildung wurde in Erfurt absolviert, wobei als Trainingsflugzeuge Antonow An-2 und Iljuschin Il-14 dienten.
Später wurde dieser Ausbildungsweg abgeschafft und die "Flugschule" in Erfurt aufgelöst. Von da ab ging es nur noch über eine Offizierslaufbahn (möglicherweise auch Fähnrichslaufbahn) als Transportflieger bei der NVA. Der große Haken bei der Sache war, daß man sich zum langjährigen Militärdienst verpflichten mußte, ohne jede Garantie dafür, später gnädig zur INTERFLUG "versetzt" zu werden.


Recht vielen Dank ! So kann es schon gewesen sein , denn ich glaube mich zu erinnern , daß der eine oder andere lieber eine IL oder TU fliegen wollte , aber sich trotzdem für 25 Jahre NVA verpflichten musste , also Offizierslaufbahn . Ich denke , eine Fähnrichlaufbahn reichte dazu nicht . Eventuell täusche ich mich auch .... . Aber warum der Ausbildungsweg " Erfurt " irgendwann abgebrochen wurde und nur über die OHS LSK ging ? Eventuell aus Wirtschaftlichkeit ?

Oleg
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Cpt. Holle
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Re: Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon Cpt. Holle » Do 9. Apr 2009, 18:39

Von 1970 bis 1976 gab es mal ein kurzes Zeitfenster, in dem es eine direkte zivile Ausbildung von Cockpitpersonal (für IF) ohne den Umweg über die NVA gab.
Und zwar an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden in der Studienrichtung "Luftfahrtbetriebstechnik". Das ganze war als Diplomstudiengang ausgelegt und in seiner Konzeption bis heute einzigartig, da die Studenten gleichzeitig zur fliegerischen auch noch eine ingenieurwissenschaftliche Ausbildung erhielten.
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Flieger Bernd
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Re: Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Sa 11. Apr 2009, 18:00

Und zwar an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden in der Studienrichtung "Luftfahrtbetriebstechnik".

Richtig Cpt.Holle,
diesen Weg wurde ich gegangen :lol: mit Abschluß "Ingenieur für Flugzeugführung".
Dresden war zwar Hochschule und ich habe Abitur aber wir bekamen keinen Dipl.Ing. :-|
Die 7 Semester haben wir in Schönefeld > H-Baracken absolviert (nannte sich Außenstelle VHS Dresden).
Lektoren (z.B. Dr. Seidler - Aerodramatik) kamen extra von Dresden nach Schönefeld zur Vorlesung.
Nach Abschluß Studium wurde fraglos aufgeteilt:
Links Navigatoren, Rechts Bordingenieure, Mitte Piloten - basta :!:

Mein Weg war der richtige. Was danach kam war nicht wirklich die Lösung ... die NVA hat sich doch nicht gern von guten Leuten getrennt ...

Der traurige Witz an meiner Laufbahn: Ich hatte mich als Navigator zum Studium beworben :-|
Ich dachte Pilot wollen alle werden - habe ich mehr Chancen genommen zu werden und kann später aufsteigen.
War aber für die Bewerbung völlig egal. Als ich dann später als Nav. eingeteilt wurde wußte niemand
von meiner Bewerbung, ich wurde einfach nach "Links" gestellt - s.o.


:idea: FlieBe
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Kilo Mike Sierra
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Re: Laufbahn Kapitän der Interflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 11. Apr 2009, 20:41

Flieger Bernd hat geschrieben:...
Nach Abschluß Studium wurde fraglos aufgeteilt:
Links Navigatoren, Rechts Bordingenieure, Mitte Piloten - basta :!:
...
Der traurige Witz an meiner Laufbahn: Ich hatte mich als Navigator zum Studium beworben :-|
...
War aber für die Bewerbung völlig egal. Als ich dann später als Nav. eingeteilt wurde wußte niemand
von meiner Bewerbung, ich wurde einfach nach "Links" gestellt - s.o.

Diese zweifelhafte Methode war damals leider recht verbreitet und wurde "Lenkung" genannt. (Wir erinnern uns an Wohnraumlenkung, Bedarfslenkung, Absolventenlenkung usw.).

Ich habe mich damals an meiner Uni mit Erfolg dagegen wehren können, sonst wäre ich nie zur INTERFLUG gekommen. Das ist mir nur gelungen, weil ich einem Staatssekretär im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen in Berlin nachweisen konnte, daß die Studenten nach dem Alphabet auf die verschiedenen Spezialisierungsrichtungen aufgeteilt worden waren. Wirklich idiotisch daran war, daß man vor Anwendung der Brechstange nicht erst einmal gefragt hatte, wer denn wohin möchte. Motivation ist schließlich eine sehr hilfreiche Tugend beim Lernen. Hinterher hätte man verbleibende Lücken immer noch mit sanfter Gewalt (z.B. Geld) schließen können, doch dafür war damals noch zuviel Beton in den leitenden Köpfen.
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Thomas

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