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Frauen im Cockpit
Verfasst: Fr 25. Apr 2014, 17:15
von Kilo Mike Sierra
Diese öffentlich-rechtliche Behauptung wurde durch die SWR2-Sendung Impuls in die Welt gesetzt.
Die 1958 gegründete Interflug ließ überhaupt keine Frauen ins Cockpit, Pilotinnen waren im Arbeiter- und Bauernstaat nicht erwünscht.
Ich möchte gern wissen, worauf diese "Information" basiert. Die generelle Ablehnung von Frauen in Männerberufen war doch eher untypisch für die DDR Frauenpolitik.
Tatsächlich gab es bis zum Ende der INTERFLUG keine Frauen in den Cockpit-Besatzungen, was manchem fliegenden Dickschädel vielleicht wirklich ganz recht gewesen sein mag.
Das hätte aber auch ganz anders kommen können.
Anfang der 70er Jahre gab es bei der INTERFLUG zumindest im kleinen Maßstab Bestrebungen, Frauen ins Cockpit zu holen. Damals sollte eine Kollegin (H. W.) zum Navigator ausgebildet werden. Im Zusammenhang mit dem Absturz der Il-62 DM-SEA bei Königs-Wusterhausen, dessen Augenzeuge sie geworden war, soll sie dem Vernehmen nach dann aber auf die Umschulung verzichtet haben.
Ich hätte sie fragen sollen. Habe ich aber leider nicht und kann daher nicht viel mehr zu diesem Thema beitragen.
Immerhin ist die oben zitierte Behauptung damit gegenstandslos.
Bei LOT - Polish Airlines gab es in den 80er Jahren einige Frauen im Cockpit - und das war ja auch ein "Arbeiter- und Bauernstaat".
Wie dem auch sei. Weiß vielleicht jemand noch mehr zu diesem Thema beizutragen?
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: Fr 25. Apr 2014, 17:28
von Flieger Bernd
Ich lebe nun seit 1991 im "Westen" und habe den Leuten hier oft folgendes aufgesagt:
Im Osten wurde nicht über die Gleichberechtigung diskutiert, sondern sie wurde einfach gelebt !In Schönefeld gab es 2 Frauen in der Flugsicherung - eine war auf dem Tower, das weiß ich ganz genau

Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: Fr 25. Apr 2014, 22:10
von Romeo Victor
Mensch Bernd, in der Flugsicherung gab es mehr Frauen, wesentlich mehr als nur Zwei!!!!
Alleine aus meinem Flugsicherungsgrundlehrgang gingen zwei Frauen zum Tower und verstärkten dort die weiblichen Lotsen.(Flugleiter)
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: Sa 26. Apr 2014, 18:17
von Flieger Bernd
Romeo Victor hat geschrieben:Mensch Bernd, in der Flugsicherung gab es mehr Frauen, wesentlich mehr als nur Zwei!!!!
Alleine aus meinem Flugsicherungsgrundlehrgang gingen zwei Frauen zum Tower und verstärkten dort die weiblichen Lotsen.(Flugleiter)
Gut, RV,
aber an die Eine (M.M.) vom Tower kann ich mich sehr besonders gut erinnern

Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: Mo 28. Apr 2014, 18:08
von Kilo Mike Sierra
Könnte die Abwesenheit von Frauen im INTERFLUG-Cockpit auch etwas mit dem Umstand zu tun haben, daß es nur für relativ kurze Zeit eine zivilen Ausbildungsweg ins Cockpit gab?
Die meiste Zeit führte der Werdegang für Verkehrsflieger über die NVA-Luftstreitkräfte.
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: Do 1. Mai 2014, 18:31
von etbstwr1
Bernd und unsere Moni

. In den 70ern hatten wir bestimmt 10 Frauen in den 3 Schichten auf dem Tower. Alleine in meiner waren es mindestens 4 (?). Dazu kamen dann im anderen operativen Bereich APP (Radarlotsen) noch einige und nicht zu vergessen die Kolleginnen im ATCC, AIS und der Fernschreibzentrale, die alle zum Bereich Flugsicherung gehörten. Bei den Funkern ist mir keine Frau erinnerlich, kann mich aber auch täuschen.-
Zum Thema Cockpit zurück: Anfang der 90er sind mir die ersten Frauen in Tempelhof im Cockpit von Regioairlines begegnet und habe zuerst gestaunt. War wohl auf DH8, soweit meine Erinnerung. Einige Jahre später wurde das normal und es gab bei Brussels Airlines schon mal die eine oder andere komplett weibliche Crew (Cockpit und Kabine).
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: So 11. Mai 2014, 12:12
von Silbertablett
Zum Frauenthema, das bislang nur unter Männern diskutiert wurde, hier (m) ein weiblicher Beitrag: Bei der GST gab es etliche Mädels, die das (Segel-)Fliegen lernten und dabei nicht schlechter aussahen als ihre männlichen Mitstreiter. So gesehen bin ich fest überzeugt davon, dass es Ambitionen gab - und kenne mindestens eine Ehemalige, die mit dem Gedanken spielte - ins Cockpit zu kommen.
Mithin ist die Haupthürde aber schon erwähnt worden: Ohne NVA ging nix und in der kurzen Zeit, wo es den zivilen Weg gegeben haben soll ... ich glaub`s noch immer nicht ... fehlte es an individueller Entschlusskraft.
Später im Kreise von Kollegen, wenn beim Glase Wein nach der Landung der eine oder andere Fachmann aus der Ausbildung mit dabei war, wurde in dieser Frage unverhohlen nachgehakt und mehr oder weniger ausweichende Botschaft zum Thema verbreitet. U.a. der offene Zweifel, ob eine Frau, die ihre Tage hat, voll einsatzfähig sei. Zitat: "...schließlich kann darauf im aktiven Flugdienst keine Rücksicht genommen werden..."
Ich selbst war nach 1980 in eine medizinische Studie verstrickt worden, die sich mit den (nachweislichen) Belastungen der Fliegerei auf den weiblichen Organismus beschäftigte und soweit ich es mitkriegte, wurde das robuste Fluggerät in erster Linie dafür verantwortlich gemacht, dass nicht jeder mutmaßlichen Schädigung aus dem Weg gegangen werden könne.
Die Vorstellung, in der TU-Nase fünfzehnmal monatlich und öfter den Lande-Bums auszuhalten, sollte u.a. diese Zweifel untermalen...
Bernd, Du müsstest das Gefühl doch noch im H... haben, oder?!
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: So 11. Mai 2014, 17:41
von Flieger Bernd
Silbertablett hat geschrieben: Bernd, Du müsstest das Gefühl doch noch im H... haben, oder?!
Ja Silbertablet, in dieser Gegend haben die Flieger das Gefühl

Solch einen dollen Landebums habe ich nicht erlebt. Am Anfang habe ich manchnal die Beine eingezogen - in der Glasnase.
Dieses Argument lahmt mächtig ................. !
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: So 11. Mai 2014, 18:28
von Silbertablett
Wusste ich`s doch!
In den frühen Siebzigern, als das Cockpit noch offen war und von Hinterhaus immer mal eine bei Start und Landung "vorne" sein durfte, habe ich das Stauchen bei der T3-Landung etliche Male miterlebt. Der Hobel sah zwar schnittig aus und schoss á la Adam pfeilschnell himmelwärts. Doch wenn er niederkam, rummste es gehörig. Ich möchte damit keinem Flieger zu nahe treten, der was von butterweichen Landungen verstand. Im Gegenteil - wer es schaffte, kriegte nicht nur den Beifall von den Fluggästen, sondern auch von den Mädels augenblinkernde Anerkennung. Einer, der den Vogel so gut "in den Händen" (und den Pedalen) hatte, der - so stand zu vermuten - war sicherlich auch sonst handlebar...
Kleiner Scherz!
Um auf das Thema zurück zu kommen:
Das Gerücht, medizinische Gründe würden entscheidend sein, Frauen aus dem Cockpit fernzuhalten, hielt sich lange und hartnäckig...
Re: Frauen im Cockpit
Verfasst: Mo 12. Mai 2014, 17:05
von Kilo Mike Sierra
Gehört habe ich das auch, aber geglaubt habe ich es nicht. Da hätte es ja auch keine Busfahrerinnen, Kranfahrerinnen oder Fluglotsinnen geben dürfen, die dann einmal im Monat wömoglich im falschen Moment bewußtlos geworden wären.
Ein weiteres Gerücht war, die Steuerkräfte der sowjetischen Verkehrsflugzeuge würden das Leistungsvermögen von Frauen überfordern. Aber es gab auch ausgesprochene "Hänflinge" unter den männlichen Kollegen, die dennoch eine Il-62 "halten" konnten und das offenbar problemlos. Dagegen sprachen auch die FAI-Rekordflüge von sowjetischen Fauenbesatzungen mit Il-18 u.ä.
Gab es denn keine offiziellen Verlautbarungen dazu?
Die Lufthansa hat sich mit diesem Thema ebenfalls sehr schwer getan. Erst 1986 konnten bei der DLH die ersten Frauen die Ausbildung zum Verkehrspiloten beginnen. Damit gehörte die Lufthansa weltweit zu den Bummelletzten auf diesem Gebiet.