Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Die INTERFLUG betrieb 3 Airbus A310-304.

Moderator: Kilo Mike Sierra

EA-Henning
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Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Fr 1. Mär 2013, 07:49

Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Zumindest das Hamburger Abendblatt behauptet das in seiner Ausgabe vom 28.04.1989!
"DDR" will Airbusflotte ausweiten

HA/vwd Hamburg - Die "DDR"-Fluggesellschaft Interflug, die 1988 schon drei Airbusse A 310-300 bestellt hatte, hat eine Option für einen vierten Jet dieses Typs abgegeben. Interflug plant, seine Airbus-Flotte in den 90er Jahren auszubauen. Auch Thai Airways orderte: drei A 300-600R.

Wie ist diese Meldung zu werten? Immerhin ist und war in Hamburg ein großer Teil von Airbus beheimatet.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Fr 1. Mär 2013, 08:03

Interessant auch, dass es Gerüchte zum Airbus Deal schon Ende 1987 gab.

Das Hamburger Abendblatt vom 14.12.1987 · Seite 19
Aeroflot und Interflug wollen Airbus

rtr Berlin - Die staatlichen Fluggesellschaften der Sowjetunion und der "DDR", Aeroflot und Interflug, sind nach einem Bericht der Westberliner Tageszeitung "Tagesspiegel" daran interessiert, Flugzeuge vom Typ Airbus einzusetzen. Als Gegenleistung sei ein Angebot der Sowjetunion und der "DDR" im Gespräch, der Deutschen Lufthansa Überflugrechte über das Gebiet der "DDR" zu gewähren. In diesem Fall könnte die Lufthansa auf Flügen von Frankfurt nach Moskau in Tegel zwischenlanden.

Im Hamburger Abendblatt vom 23.02.1988 · Seite 18 wird darüber berichtet, dass IF an zwei A300-B4-600 interessiert sei. Ob das eine Alternative zur A310 oder unabhängig davon war, bleibt unklar.
SED: Interflug will zwei Airbusse leasen

ap Ost-Berlin - Die "DDR"- Fluggesellschaft Interflug will zwei Großraumflugzeuge vom Typ Airbus A300-B4-600 auf westlichen Strecken einsetzen. Das verlautete gestern aus SED-Kreisen in Ost-Berlin. Weiter hieß es, die Maschinen im Wert von rund 120 Millionen D-Mark sollten von einem weslichen Bankenkonsortium finanziert und von Interflug geleast werden.

Ein neuer Airbus-Kunde werde Interflug jedoch nicht werden. Die Fluggesellschaft werde die Airbusse nur so lange fliegen, bis die sowjetische Flugzeugindustrie etwa Mitte der 90er Jahre ihre moderne Version der Tupolew 204 herausbringt, berichteten Luftfahrt-Kenner der "DDR". Bis dahin sollen Airbusse die seit Jahresbeginn strengeren Lärmbestimmungen im Bereich der Europäischen Gemeinschaft erfüllen, denen die derzeit eingesetzten sowjetischen Jets nicht entsprechen.

Offiziell wollten sich bisher weder Ost-Berlin noch Toulouse zu den bestehenden Verbindungen äußern. Unklar ist nach wie vor, ob die Airbus-Industrie in Toulouse überhaupt Maschinen an die "DDR" liefern darf. Es gibt vor allem Bedenken der USA, westliche Flugzeuge könnten dem Ostblock technisches militärisches Know-How liefern.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 1. Mär 2013, 13:21

Gut gewühlt, Henning!

Der IF-Generaldirektor hat einmal auf einer ungewöhnlich offenen Betriebsversammlung detailliert vorgerechnet, welchen Flugzeugbedarf die IF aufgrund von Flottenerweiterung und -erneuerung in den nächsten Jahren haben würde und welche Flugzeugmuster von der sowjetischen Luftfahrtindustrie dafür geliefert werden könnten.

- Il-62M: nur die bereits bestellten, aber noch nicht ausgelieferten Maschinen
- Il-96: bis auf weiteres keine
- Tu-204: bis auf weiteres keine.

Damit wollte er aufzeigen, daß es kurz- und mittelfristig zur Airbus-Bestellung keine Alternative gab.
Sinngemäß führt er auch aus, solange die sowjetische Flugzeugindustrie nicht in der Lage sei, die INTERFLUG mit Flugzeugen zu beliefern, solange würden wir in Toulouse einkaufen gehen müssen.

Mit der Einführung des A310 war auch der (erfolgreiche) Versuch verbunden, weitere lukrative Langstrecken zu eröffenen. Mit nur drei Airbus-Maschinen wäre die IF da auf Dauer nicht weit gekommen.
Somit dürften diese Zeitungsmeldungen keine Gerüchte sein.

Nur den A300-600 kann ich mir nicht so richtig vorstellen. Der war ja für Langstrecken nicht geeignet und seine Passagierkapazität für die Mittelstrecken der IF zu dick.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 1. Mär 2013, 13:45

...und schon bekam ich eine E-Mail.

Anfang 1988 hat INTERFLUG tatsächlich zuerst über zwei A300-600 mit 280 Sitzen verhandelt.
Nicht nur das. Auch über A310 und A320 wurde gesprochen.
Über das durch ACT-Zusatztanks zu erzielende Reichweiten-Potential des A310-300 war man sich vor Beginn der Verhandlungen noch nicht bewußt.
Am Ende wurden es die drei bekannten A310-304 mit jeweils zwei ACT-Zusatztanks.


Anfang 1990 verhandelte Dornier mit INTERFLUG auch über die Do 228 für den Inlandsflugverkehr.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Fr 1. Mär 2013, 14:44

Nunja, immerhin könnte der A300-600R gemeint sein. Ich könnte mir hier gut z.B. den Türkencharter vorstellen. Oder Gran Canaria.

Bay the Way:
Auf die Frage, wann der Flughafen Erfurt eine längere Rwy bekommt, erhielt ein IF-Mitarbeiter zur Antwort: "die JAK-42 hat 3 Triebwerke und damit reicht die Länge aus".

Das würde bedeuten, IF hat irgendwann mal mit JAK-42 geliebäugelt. Andererseits sprach die NVA/MfNV davon, das nach Einführung der JAK-42 die TU-134A weiterhin zur IF gehen. Da man damals schon die Betriebszeiten von Kategorie 1 Flugzeugen (Regierung) auf 3 Jahren auf 5 und Kategorie 2 Flugzeugen (Ministerat) von 5 auf 15 Jahre erhöhen wollte, hätte IF also relativ alte Böcke erhalten, was wiederrum nicht für die Jak 42 spricht. Zudem hat dieses Flugzeug keine Umkehrschubvorrichtung (Reverser).

*passt nicht wirklich hier, zur Jak-42 eröfne ich später ein eigenens Thema, passt aber zur Flottenpolitik.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mo 20. Okt 2014, 19:41

Hat jemand neue Erkentnisse zum Thema?
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mo 17. Nov 2014, 18:59

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:- Il-62M: nur die bereits bestellten, aber noch nicht ausgelieferten Maschinen
- Il-96: bis auf weiteres keine
- Tu-204: bis auf weiteres keine.

Man muss konstatieren, die sowjetische Flugzeugindustrie verfiel in jenen Status, der bis heute anhält.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 1. Mär 2018, 14:09

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:...Anfang 1988 hat INTERFLUG tatsächlich zuerst über zwei A300-600 mit 280 Sitzen verhandelt.
Nicht nur das. Auch über A310 und A320 wurde gesprochen.
...

Über die A320 wurde nicht nur gesprochen. Im Bundesarchiv liegt (falsch einklassiert) ein zwischen INTERFLUG und Airbus Industrie ausgehandelter Kaufvertrag für Flugzeuge vom Typ A320 aus dem Jahr 1990. Ob er schon unterschrieben war, kann nur ein Ortstermin klären.
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Re: Erwarb Interflug eine Option für einen 4. Airbus A310?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Sa 24. Okt 2020, 17:26

Ist in der Zwischzeit mal jemand dort gewesen?
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Re: Informationsveranstaltung des INTERFLUG Generaldirektors zur Einführung des Airbus 310

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 26. Mär 2021, 00:37

André mußte erst seinen INTERFLUG Airbus 310 Kalender für das Jahr 2021 herausbringen, bis ich jetzt zufällig in einer mit A310 beschrifteten Mappe ein lange vermißtes Papier aus dem Jahr 1988 gefunden habe. Es handelt sich um zwei A4-Seiten mit meinen handschriftlichen Aufzeichnungen, die ich während der Informationsveranstaltung des Generaldirektors der INTERFLUG, Dr. Klaus Henkes, zum Thema Einführung Airbus 310 angefertigt hatte. Wenn ich mich richtig erinnere, so fand die Veranstaltung im sogenannten Lektionssaal in der alten Passagierabfertigung an der Ramp 1 statt.

Wie ich weiter oben schon einmal aus dem Gedächtnis geschildert habe, begann der GD damit, die aktuelle und zukünftige Flottensituation zu erläutern. Er erinnerte daran, daß jedes Jahr absehbar mehrere Flugzeuge nach Erreichen der Grenznutzungsdauer die IF-Flotte verlassen würden.

Hier seine Statistik der bereits erfolgten und zukünftigen Ausmusterung von Flugzeugen:

    1986 -4
    1987 -3
    1988 -3
    1989 -4
    1990 -1
    1991 -4
    1992 -2
    1993 -5

Somit würde sich unsere Flotte im Verlaufe von acht Jahren von 44 Flugzeugen um insgesamt 26 Flugzeuge auf einen Bestand von nur noch 28 Flugzeuge verringern.
Als Ersatz kämen Tu-154M und Il-62M in Frage, die aber im benötigten Zeitraum nicht lieferbar seien. Bei der Erwähnung der Il-62M wies der GD darauf hin, daß dieser Typ schon seit 1973, d.h. seit 15 Jahren im Einsatz sei.
Mit Il-96 und Tu-204 sei frühestens ab 1993 zu rechnen.
Der IF würden bereits 1989 drei Langstreckenflugzeuge fehlen, um die Aufgaben des Flugplanes zu erfüllen.

Die Beschaffung von drei Flugzeugen des Typs A310-300 hätte für die IF folgende Vorteile:

    - 12 Stunden Non-Stop Flugzeit bei Verwendung von zwei zusätzlichen Treibstoffcontainern
    - verbesserter Passagierkomfort
    - Einsparung von Ausbildungskosten durch das Zwei-Mann Cockpit
    - Flugstundenkapazität von 4.000 Fh pro Jahr und Flugzeug

Die Rückzahlung des erforderlichen Valutakredits würde durch folgende Umstände erleichtert:

    - technischer Stop in Gander zum Auftanken entfällt
    - IF könnte vom Image der Billigfluglinie abrücken und vermehrt Geschäftsleute und Mittelstand anziehen
    - der Einsatz der A310-300 sei eine gute Vorbereitung auf die sowjetischen Großraumflugzeuge
    - relativ billige Wartung über Lufthansa Technik
    - kein eigenes Ersatzteillager erforderlich
    - kein Vorhalten eigener Ersatztriebwerke notwendig
    - Ausbildung der Piloten fast vollständig auf modernen Flugsimulatoren

Der GD sprach weiter davon, daß die Kennziffern Bestandteil der Qualitätsgarantie seinen, womit er wohl die Flugleistungsdaten aus dem Airbus-Prospekt meinte.
Auf den Linien der INTERFLUG sollten zukünftig etwa 80 Prozent DDR-Bürger, 12 Prozent Passagiere aus dem sozialistischen Ausland und 8 Prozent West-Passagiere befördert werden.
Die "IF-Gewerkschaft" hätte das Zwei-Mann Cockpit bereits akzeptiert.
Die Lufthansa hätte das beste von insgesamt fünf vorliegenden Angeboten zur Wartung vorgelegt.
Dr. Henkes hob hervor, daß IF einen für ihren Bedarf maßgeschneiderte A310-Version bekäme. Gleichzeitig lobte er das gute Engineering von Airbus Industrie.
Die Ausbildung der Flugbesatzungen in Toulouse (Type Rating) sei im Kaufpreis inbegriffen. Alles weitere Training würde bei Lufthansa durchgeführt.

Zuletzt ging er auch noch auf die Flugpreispolitik ein, d.h., warum die IF mit Dumping-Preisen agieren könne. Dazu nannte er die folgenden Gründe:

    - vergleichsweise niedrige Anschaffungskosten der sowjetischen Flugzeuge
    - Lohnkosten bei der IF
    - günstigerer Preis für Flugtreibstoff im Osten
    - Wettbewerb (Was er damit genau gemeint hat, ist mir heute unklar. Etwa den sozialistischen Wettbewerb?)
    - "sozialistische Planwirtschaft (Harmonie)" (So steht es wörtlich auf meinem Zettel.)
    - geistiges Potential der IF-Mitarbeiter
    - Integration von Flugsicherung und Flughäfen (d.h. alles unter dem Dach der INTERFLUG)
    - Enthusiasmus unter seinen IF-Mitarbeitern

Das war der Inhalt von Seite 1. Seite 2 folgt in Kürze.
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