DDR-Luftfahrtforum !

Tu-114 in militärischen Diensten

Nach dem Ende der Tu-114 bei der Aeroflot endete die Karriere noch längst nicht. Ein paar Exemplare wurden an die Fern- und Marinefliegerkräfte übergeben und flogen noch bis ungefähr Ende der 1980er-Jahre! Ausgewählt wurden jene Fliegerregimenter die mit Tu-95 und Tu-142 ausgerüstet waren.

Bisher herausgefunden habe ich die Flugplätze Usin, Kipelowo und Dolon. Möglicherweise verfügte auch die Pazifikflotte über mindestens eine Tu-114, hier ging es wohl um den Austausch der Besatzungen von Schiffen und Booten in Übersee.

Bei den Fernfliegerkräften wurden die Tu-114 als Verbindungsflugzeuge der Divisionsstäbe in Usin und Dolon sowie als Trainingsflugzeuge benutzt. Auch kamen die Flugzeuge zu Kalibrierungszwecken der Funkmesstechnik auf Flugplätzen zum Einsatz. Zudem wurde der Offiziersbestand nach Hause und zu den zeitweise genutzten Standorten der Ausweichstationierungen geflogen, beispielsweise Mosdok-Engels bzw. Moskok-Usin oder Belaja-Dolon. Bei diesen Flügen war offenbar auch eine Stewardess mit an Bord, zumindest legt das eine Schilderung nahe im Sinne von "Ich war Stewardess in Usin auf dem Лайнер". Das habe ich vor etwa 15-20 Jahren bei einem AwiaSwit in Kiew mal aufgeschnappt aber konnte das damals nicht einordnen. In Usin wurde die Tu-114 wohl als Лайнер bezeichnet.

Etwas unklar ist u.a. wo diese Tu-114 nach 1973 noch ihre Grundüberholungen bekommen haben, die zivilen Werften werden mMn dafür keine Kapazitäten mehr bereit gehalten haben.

Die folgenden Fotos entstanden auf dem Flugplatz Usin. Wieviel und welche konkreten Tu-114 nach dem Aeroflot-Einsatz beim Militär weiter Dienst taten ist ziemlich unklar. Das ist bisher kaum dokumentiert: https://russianplanes.net/reginfo/351
Diese hier landete später noch im Museum: https://russianplanes.net/reginfo/353





Neben der Tu-114 gab es in Usin auch noch eine Tu-116!

Im Zuge von Auslichtung der Regale ging eben der letzte Jahrgang der "Flügel der Heimat" von 1959 an einen Interessenten.
Beim Durchsehen fand ich u.a. noch einen sehr erwähnenswerten Artikel von Karl-Heinz-Eyermann zum transatlantischen Erstflug der TU-114 von Moskau nach New York

Der Autor bildet hier ein gutes Stück Geschichte ab, die es wert ist, nicht vergessen zu werden wie ich meine. Es wird dazu auch der Bogen gespannt zu den Nonstop-Flügen von 1937 auf der Nordpol-Route mit der ANT-25 von Valerie Tschkalow Moskau - Portland (USA) sowie Michail Gromow Moskau - Kalifornien,
an die sich die Leistungen der Besatzung der TU-114 anschließt mit natürlich einer sechs mal kleineren Zeitspanne, mit Passgieren und höherer Flugsicherheit.
Das bemerkenswerte dieses Transatlantikfluges ist auch, daß trotz einer ordentlichen Gegenwindkomponente um die 50 Km/h in der Ost-West Richtung noch ein Resttreibstoff--Vorrat von mehreren Flugstunden nach der Landung gewesen sein soll.
Das dokumentierte doch deutlich, daß Tupolew damit die echten Interkontinentalflüge einleitete.
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R.
Hier der Artikel von K-H- Eyermann (gescannt, Auflösung ~ 4 ...5 MB)


Anm.: Der Autor verstarb bereits 2011, sein journalistisches Schaffen insbesondere zur Luft- und Raumfahrt umfasste viele Werke - siehe auch Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl-Heinz_Eyermann

Das Flugzeug (SSSR-L5611) wurde zum Flughafen Idlewild (heute JFK) geflogen, um dort als Ausstellungsobjekt im Rahmen der gerade in New York und Moskau stattfindenden gemeinsamen Kultur- und Technik-Exposition zu dienen. Interessierte Bürger konnten das Flugzeug besichtigen.