Hallo Thomas, hallo Henning
herzlichen Dank für die vielen sehr interessanten Infos...
Nach der Ausbildung zum "Flugdatenbearbeiter" (diese bestand aus ACC/TWR, Fernmeldedienst, Flugberatungsdienst mit jeweils einer Arbeitsplatzzulassung in jedem Bereich) wurde unser Lehrgang mit ca. 12 Leuten in 2 Teile gesplittet. Der erste Teil arbeitete zukünftig im ACC FFM, der zweite Teil kam (ohne evtl. nach Wünschen gefragt zu werden) in die Flugfernmeldezentrale.
Die FFZ befand sich am Flughafen FFM im Erdgeschoss und war 1972 vom alten Terminal in das "neue" Terminal 1 gezogen und gleichzeitig mit "modernster" Technik ausgestattet worden.
Wir "Jungen" kamen im September 1975 dorthin, die Belegschaft bestand damals ausschließlich aus älteren Herrschaften (Angestellten), die fast alle noch im Krieg als Funker, Fernmelder, Bordfunker etc gearbeitet hatten und deren Rente jetzt kurz bevorstand.
Die FFZ trug offiziell den Namen: "Siemens Automatische Fernschreibspeichervermittlung A300".
Wie diese Anlage technisch genau funktionierte, wussten wir - als reine Betriebsoperateure - nicht.
Wir durften ja technisch an den Maschinen selbst nichts machen ausser Lochstreifen, Papier und Farbband wechseln. Selbst wenn sich einmal 2 Typenhebel eines Fernschreibers leicht verklemmt hatten und die man mit einem Fingerschnipp hätte lösen können, mussten die Techniker gerufen werden.
Unsere Fernschreiber waren alle ausnahmslos Siemens T100 im grauen, schallgedämpften "213-er Stand-Gehäuse".

- t100.jpg (33.36 KiB) 503 mal betrachtet
Die Direktverbindungen zu den Nachbarzentralen gingen nach Kopenhagen (EKCHYF), Amsterdam (EHAMYF), Brüssel (EBBRYF), Paris-Orly (LFFFYF), Zürich (LSLSYF), Wien (LOWWYF) und Prag (LKPRYF). Wie Du bereits erwähntest, eine Direktkleitung nach ETBS gab es von FFM keine, das lief von uns aus alles über LKPR
Zu dieser Zeit (1975-1978) bestanden die ICAO-Location Indicator-Adressen noch aus 6 Buchstaben. Ortskennung = 4 Buchstaben + 2 Buchstaben für den Empfänger (z.B. xxxxYF für Fernmeldestelle, xxxxZT für Tower, xxxxZP für Flugberatung). Irgendwann wurden die Kombinationen knapp und die ICAO stellte (ich denke es war 1982) die Buchstaben für den Empfänger auf 3-stellig + Füllbuchstaben) um. Das sah dann so ähnlich aus: xxxxYFZX oder xxxxZTZX.
Die "A300" bestand damals aus 6 oder 7 Räumen:
- Betriebsraum mit ca. 5 Arbeitsplätzen (Bearbeitung von fehlerhaften AFTN-Meldungen, Handvermittlungsarbeitsplätze zu einigen Luftfahrtgesellschaften und Flugplätzen, TELEX etc)
- Vorne an der Stirnseite saß der Wachleiter hinter einem riesigen Pult mit hunderten von Anzeigen, auf denen jeweils eine evtl. Störung einer Leitung mit roter Lampe angezeigt wurde.
- Büro des Hauptwachleiters, direkt angrenzend an den Betriebsraum mit großer Glasscheibe, er hatte also immer einen genauen Blick, was im Betriebsraum vor sich ging.
- Ausgangskontrollmaschinenraum ("AKM"). Hier standen in einem großen schallgedämpften Schrank ca. 100 Fernschreiber, auf denen sämtlicher Verkehr in's Ausland, zu den deutschen Flugplätzen (incl. Militärs, damals EDU., EDA, EDO) mitprotokolliert wurde. Wurde von irgendeinem Empfänger ein Fernschreiben erneut angefordert, da es "vergammelt" angekommen war, mussten wir dies aus den Protokollmaschinen raussuchen, abtippen und erneut an den Empfänger übermitteln.
Die Arbeit im AKM war sehr entspannend, da nur sehr selten etwas angefordert wurde. Die meiste Zeit bestand aus Zeitung/Bücher lesen und ähnlichen Beschäftigungen.
Zu jeder vollen Stunde wurden alle Maschinen gecheckt, ob Papier, Farbband, Lochstreifen noch in Ordnung waren, das war eigentlich die Hauptaufgabe dort.
- Die Techniker hatten ihre eigenen Räume mit den gesamten technischen Anlagen, diese waren ebenfalls recht umfangreich, wir waren aber nur selten darin, weil uns das nicht so interessiert hat und wir auch keine Ahnung davon hatten.
- Dann gab es noch das Büro des Leiters der Zentrale sowie Aufenthaltsraum und 2 kleine Räume, vollgepfropft mit Verbrauchsmaterial wie Papier, Lochstreifen, Farbbänder etc.
Das Verhältnis zwischen den alten Angestellten und den jungen Beamten, die ab 1975 dort hinkamen war außerordentlich gut. Es gab eigentlich nie Langweile, auch nicht in den langen Nachtdiensten.... Man hat halt noch miteinander geredet. Die Angestellten haben vom Krieg oder der Nachkriegszeit erzählt, die Jungen haben von Diskotheken und den aktuellen Hits der 70er Jahre erzählt, das war schon eine schöne Zeit.
Ich habe hier noch irgendwo alte Fotos aus der Zeit, ich muss da mal die interessantesten raussuchen und hier hochladen.
Falls Du noch Fragen haben solltest, jederzeit gerne, habe auch noch lockeren Kontakt zu ganz wenigen Kollegen/innen von damals, die jetzt alle schon lange in Rente sind...
Viele Grüße
Franz