Hallo Thomas,
nach einer längeren Pause in diesem Forum, möchte ich mich auch wieder einmal zu Wort melden.
Ein sehr interessantes Thema hast Du da angeschoben!
Bisher null Antworten zeugen davon, daß Fakten aus grauen DDR-Zeiten, über diese Thematik, der reinste "Goldstaub" zu sein scheint.
Deshalb an dieser Stelle gleich eine Bitte: Wäre es möglich eine Kopie (oder Abschrift) Deiner genannten Frequenz-Liste zu bekommen ?
Obwohl ich selber keinerlei Fakten zur Richtigkeit der Liste liefern kann, möchte ich doch den einen oder anderen, von Dir aufgeworfenen Punkt, kommentieren.
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Gab es in den 50er Jahren auf der Insel Dänholm (zwischen Rügen und dem Festland) eine
Sendeanlage, die der Funknavigation gedient hat?....Aus dieser Liste geht hervor, dass es ein auf 350 kHz arbeitendes NDB "Daenholm" mit der Kennung "SL" gab.
Würde ich unbedingt mit "ja" beantworten.
Die Insel Dänholm vor Stralsund gilt, laut 'Wiki', als die Geburtsstätte der Preußischen Marine.
Ab Mitte der 50er Jahre übernahmen dann die Seestreitkräfte der DDR die Insel als Ausbildungsstätte. Ausbildung hat etwas mit Lernen zu tun - und auch die Seefahrt navigierte ursprünglich mit Funkfeuern. Da liegt es doch nahe, daß die Kadetten auf eine entsprechende Anlage im eigenen Hafen zurückgreifen konnten.
Kilo Mike Sierra hat geschrieben: Da die Liste auch die Rundfunkstationen Schwerin (728 kHz) und "Greifswaldstadt" (656 kHz, mit NDB "GF" auf gleicher(!) Frequenz) enthält, nehme ich an, dass es sich hier höchstwahrscheinlich um diese Ostsee-Insel im Strelasund handelt.
Eine Nutzung kommerzieller Rundfunkstationen zur Funknavigation in der zivilen Luft- und Seefahrt hat es, nach meinen Erkenntnissen, in Europa bis in die 60er Jahre hinein gegeben. Rundfunksender sind ja technisch gesehen nur die "größeren Brüder" (in Bezug auf die Sendeleistung) der Funkfeuer.
Allerdings gab es damals dieses Standortsplitting nicht, d.h. die gehörte Frequenz kam auch wirklich vom verzeichneten, definierten Standort, der Grundvoraussetzung für eine Navigation.
Und auch die Sendezeiten der Rundfunksender waren damals etwas anders. So gab es beispielsweise in der Schweiz
zwei kommerzielle Sender, die tagsüber ihr normales Programm ausstrahlten und am späten Abend (nach dem offiziellen
Sendeschluß) mit reduzierter Leistung, eine Kennung in Telegrafie, quasi als normales Funkfeuer, sendeten.
In mehreren afrikanischen Ländern ist es auch heute noch üblich, kommerzielle Rundfunksender als Funknavigationsmittel in der Zivilluftfahrt, zu peilen.
Anders war es bei den Militärs. So befinden sich z.B. in diversen Listen der NVA, von kurz vor der Wende, Angaben über
Rundfunkstationen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR, welche zur Funknavigation herangezogen werden sollten. Ob nun generell genutzt oder nur für den Notfall, entzieht sich meiner Kenntnis.
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Aufgrund der Lage könnte es auch ein Marine-NDB gewesen sein.
Ich hoffe, die Kollegen der DSR lesen auch mit. (Immerhin existiert dieser Betrieb noch.)
Falls es diese Anlage gegeben hat, wurde sie sicherlich primär von von der Seefahrt genutzt. Allerdings dürfte es sich um ein militärisches Funkfeuer gehandelt haben. Die Kollegen der DSR werden Dir kaum weiterhelfen können. Soviel mir bekannt ist, hatte die zivile Seefahrt der DDR zu keiner Zeit mehr als eine Handvoll Funkfeuer in Nutzung.
Abschließend woch ein paar Worte zum Alter Deiner Frequenzliste.
Geht man vom Sendestart des Rundfunksenders Schwerin (Standort Wöbbelin) am 13.10.1953 aus, so vermute ich mal Mitte bis Ende der 50er Jahre.
Gruß Funkfeuer02