Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Auch der Flugsicherungsdienst war unter dem Dach der INTERFLUG organisiert.

Moderator: Kilo Mike Sierra

EA-Henning
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 1. Dez 2010, 15:28

Nochmal ein schöner Ausblick!
CCCP-21142_W-12_SXF-13-17061971_Bild-5_B-Bauer_W.jpg
Der W-12 im Hintergrund.
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Kilo Mike Sierra
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 20. Jan 2011, 18:18

Das ist ein originaler Flugverlaufsstreifen der INTERFLUG-Flugsicherung aus dem Jahr 1989. Jeder dieser Streifen, auch Kontrollstreifen oder Flight Progress Strip genannt, steht für einen Flug.
Der abgebildete Streifen zeigt den Flug OA187 einer Boeing 707 der Olympic Airlines von Thessaloniki (LGTS) nach Kopenhagen (EKCH). Einflugpunkt in den Zuständigkeitsbereich von Berlin-Schönefeld ACC war das Funkfeuer Beeskow (BKW) und Ausflugpunkt der Wegpunkt STENA nordöstlich von Berlin. Der Überflug war für Flight Level 350 geplant, d.h. in ca. 35.000 ft Höhe.
Auf dem Strip stehen noch weitere "Geheiminformationen" (IFR, heavy, ...) und die freien Felder wurden für handschriftliche Eintragungen (Freigaben?) verwendet. Ich hoffe, daß meine Kollegen aus dem operativen Flugsicherungsdienst dazu noch mehr sagen können.

Bild

Generationen von Fluglotsen in aller Welt haben dieses unverzichtbare Planungshilfsmittel aus Papier von Hand ausgefüllt. Ende der 80er Jahre wurde bei der Flugsicherung der INTERFLUG der automatisierte "Strip-Druck" eingeführt. Heute dürften diese Informationen auf einem Computerschirm bereitgestellt werden.
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Thomas

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Flieger Bernd
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Do 20. Jan 2011, 19:00

Kilo Mike Sierra hat geschrieben: Flugverlaufsstreifen

schöön :lol:

haha, ein Strip - lange nicht gesehen,
diese Dinger wurden auch durch die Rohrpost gejagt.
So ein Strip ist äußerst praktisch - braucht keinen Strom, kann nicht gelöscht werden,
läßt sich problemlos 100 Jahre speichern (lagern) ... 8-)
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etbstwr1
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon etbstwr1 » Do 20. Jan 2011, 19:52

Vielen Dank für diese Steilvorlage. Ich fühle mich förmlich verpflichtet, hier meinen Senf dazu zu geben.

Diese Dinger wurden bei uns nur "Strips" genannt und ich habe während meiner ersten Zeit beim FSBD als Flugsicherungs-Assistent (war sozusagen der erste Dienstgrad der Laufbahn) tausende per Hand geschrieben. Ich erinnere mich noch, dass wir per Rohrpost vom ATCC die Flugpläne in Form von Telexen geschickt bekamen. Das ging dann teilweise oder sogar hauptsächlich im Freien über die Bühne, denn die Rohre führten über das Dach des ehemaligen Flughafenrestaurants in Diepensee bis hoch zum Tower. Als Antrieb soll ein normaler Staubsauger gedient haben. Jedenfalls war die Sache halbwegs stabil.

Zurück zu den Strips. Meiner Erinnerung nach gab es die in drei verachiedenen Farben. Ich glaube Grün für Abflüge, Rot für Anflüge nach ETBS und Gelb für Überflüge. Wir hatte die Strips als Vordrucke in Blockform, ähnlich wie zu meiner Kindheit die Schaffner die Fahrscheine auf einem Abreissblock. Ein Flug bestand dann aus insgesamt 5 Blättern, original und das zweite blieben auf dem Tower, die restlichen wurden per Rohrpost in den ACC geschickt, wo ebenfalls ein Assi diese an die für den Flug relevanten Stellen verteilte. Letztlich hatte jeder Arbeitsplatz, der mit dem Flug zu tun hatte, einen Strip mit den antsprechenden Daten am Arbeitsplatz.

Ich pausiere hier mal und warte auf Korrekturen und Einwände, denn meine Erinnerungen beziehen sich auf eine Zeit von vor circa 35 und mehr Jahren. Da kann schon mal etwas "mit dem rechten Winkel" verwechselt werden.
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Kilo Mike Sierra
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 20. Jan 2011, 21:31

Das Wort "Steilvorlage" gefällt mir - und so war es auch gedacht.
Die Rohrpost hat es Ende der 80er noch gegeben, meine ich zumindest. Auch meine Erinnerung ist schon manchmal recht blaß.

Nachdem Bernd zu Recht auf die Unverwüstlichkeit der Strips hingewiesen hat (im Vergleich zu Computern), ist mir noch etwas eingefallen. Diese Strips wurden zur besseren Handhabung auf Plastikschienen (Träger?) befestigt und diese dann in einer speziellen Haltevorrichtung (Tableau?) abgelegt. Die Ablage geschah aber nicht wahllos, sondern nach irgendeinem intelligenten System. Ich glaube für jeden wichtigen Wegpunkt gab es ein vertikales Tableau, in dem die Strips wiederum nach der Flughöhe sortiert abgelegt wurden. So war es bei Ausfall des Rundsichtradars möglich, die letzte Verkehrssituation anhand der Anordnung der Strips zu rekonstruieren, um von da ab die Ausfallzeit des Radars mit "Verfahrensleitung" (anstatt Radarleitung) zu überbrücken. Verfahrensleitung bedeutet einfach ausgedrückt, daß die Piloten häufig ihre Position und Höhe melden müssen, damit der Fluglotse über die Verkehrslage im Bild bleibt. Dabei hat er dann die Strips entsprechend verschoben oder an den nächsten Arbeistplatz weitergereicht. Das war ja vor der Einführung des Radars die klassische Methode, die allerdings wesentlich größere Staffelungsabstände voraussetzt.
Aus diesem Grunde haben die Papier-Strips vielerorts bis heute überlebt, da sie eine einfache, aber verläßliche Notfallvariante darstellen.

Vielleicht kann das jemand noch besser erklären oder hat sogar ein Foto von diesem Strip-Tableau.

ACC - Area Control Center
ATCC - Air Traffic Control Center
ETBS - ICAO-Ortskennung des Flughafens Berlin-Schönefeld (heute EDDB)
FSBD - Flugsicherungsbetriebsdienst
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Fr 21. Jan 2011, 12:00

Kilo Mike Sierra hat geschrieben: Vielleicht kann das jemand noch besser erklären oder hat sogar ein Foto von diesem Strip-Tableau.

Ach Thomas >> magic_viewtopic.php?f=30&t=987
zweites Bild auf der Seite - Flieger Bernd am Dispatcherplatz in Schönefeld (Keller)
mit einem Haufen Strips vor der Nase, rechter Hand die Rohrpost.
Am Telefon "Warschau" um Einflug SUI (Frankfurt) Slubice zu melden - roger, BravoCharly 8-)
In der Tasse "Rondo" und daneben ein Päckchen "Kabinet" :roll:
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Radarmechaniker
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Radarmechaniker » Fr 4. Mär 2011, 12:47

Das obere Bild auf der ersten Seite zeigt den Monitor der Primär- Radaranlage OR-2. Links vom Bildschirm ist das Bedienteil für die Neigung der Antenne der OR- 2 zusehen. Die konnte je nach Bedarf nach oben oder unten, ich glaube um max. 5° geändert werden. Reichweite war max. 210 km.
Das 2. Bild von unten zeigt den polnischen Kollegen Bujnewizc bei der Kontolle der AVIA während der Aufbauphase 1976. Der Bildschirm heißt WPS- 70, Durchmesser der Bildröhre 45M2 war 45 cm. In der Fernsehreihe "Küstenwache" sind noch zwei dieser Geräte zu sehen, allerdings vollkommen übersteuert, um wenigstens die Antennenumdrehung mit dem eingebauten Testgenerator sichtbar zu machen. Auf dem unteren Bild ist Eckard Gerlof dargestellt. Er war bis zur Wende Flugleiter im APP, später noch einige Zeit bei der BFS. Er sitzt vor dem PAR.
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Flieger Bernd
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Fr 4. Mär 2011, 18:43

Radarmechaniker hat geschrieben: Auf dem unteren Bild ist Eckard Gerlof dargestellt. Er war bis zur Wende Flugleiter im APP, später noch einige Zeit bei der BFS. Er sitzt vor dem PAR.

Ja, der Eckard - die Nase ... ich erkenne sie wieder :lol:
Du weißt viel, "Radarmechaniker" 8-)
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Radarmechaniker » So 6. Mär 2011, 08:47

Zur zweiten Seite unteres Bild. Dort sind rechts die 2Bildschirme der RL- 2D mit aufgezeichneter Radarkarte zu sehen. Davor müßte Klaus Dorrhauer sitzen. Links RP- 2E, Par. Der Mann davor fällt mir auch noch irgendwann ein...
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mikealpha
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Re: Flugsicherung in Berlin-Schönefeld

Ungelesener Beitragvon mikealpha » So 21. Aug 2016, 19:03

Hallo,
spannende Bilder.
Es war nicht so ganz einfach zu fotografieren
Die Arbeitsplätze kenne ich auch noch.

Gruß vom mikealpha
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