Kürzlich habe ich mit einem ungarischen Manager aus dem Bereich Luftverkehr ein "belangloses" Gespräch geführt. Es wurde jedoch sofort interessant, als wir auf das Berliner Desaster mit dem Flughafen zu sprechen kamen.
Erst scherzte er
Es gibt kein Problem mit der Eröffnung von BER. Lediglich die Umdefinition des IATA-Codes von SXF auf BER zieht sich nun schon ein paar Jahre hin.
Dann setzte er nach
Nenne mir einen Grund, nach Berlin zu fliegen.
Da fiel mir, außer meinem hier bereits mehrfach erwähnten Koffer in Berlin, auch nichts ein.
Als ich dann darauf verwies, daß viele Flughäfen in Deutschland im Schatten des seit langer Zeit etablierten Flughafens Frankfurt/Main stehen, machte er eine sehr interessante Unterscheidung.
Frankfurt hat wenigstens die Aufgabe, für die hiesige Bevölkerung als Abflugort zu anderen Kontinenten zu dienen. Für Ankommende ist der Flughafen aber auch nur ein Umsteigeort. Oder kennst Du einen Grund, nach Frankfurt zu fliegen?
Sinngemäß habe ich geantwortet "Ja, wenn ich woanders hin muß." Im gleichen Moment wurde mir klar, daß ich damit seine These bestätigt hatte.
Weiter ging es mit einem anderen Flughafen.
München, das ist ein Ziel, wo es sich lohnt hinzufliegen. Da kommst du nach Bayern, da gibt es Landschaft, Musik, Brauchtum und gutes für den Gaumen. Das gibt es so in Frankfurt oder Berlin nicht - und wird es dort auch nicht geben.
Ich habe dem (aufgrund eigener positiver Erfahrung) zugestimmt, aber gleichzeitig auf den Flughafen Dresden verwiesen, denn dort gibt es ja nicht nur eine schöne Kulturstadt, sondern ganz ähnlich wie in Bayern ebenfalls Landschaft, Musik, Brauchtum usw., wobei ich da vor allem an das Erzgebirge gedacht habe.
Dresden bezeichnete er als "Spätstarter", womit er sowohl die Region als auch den Flughafen gemeint hat. Hätten die aufstrebenden Flughäfen im Osten (Dresden, Leipzig) den großen Ankündigung aus Berlin nicht so viel Glauben geschenkt und sich demütig im Schatten des angeblich kommenden Berliner Superflughafens geduckt, könnten sie heute viel besser dastehen. Er meinte, da sei speziell in Dresden eine große Chance vertan worden, doch leider könne ja niemand hellsehen.
Wir stimmten nach einiger Diskussion überein, daß jede Stadt ab ca. 300.000 Einwohner einen ordentlichen, in der Größe angemessenen Verkehrsflughafen haben sollte - ähnlich wie in den USA. Dem steht allerdings das Hub-and-Spokes Konzept oder "Drehkreuz"-Konzept entgegen - sehr zum Nachteil der Passagiere.
Zu dem Fall des Berliner Großflughafens stellte er am Ende noch fest
Wie ist es möglich, daß für dieses gigantische Desaster und angesichts des riesigen wirtschaftlichen Schadens niemand zur Verantwortung gezogen wird?
Wo sind die deutschen Medien?
Ja, wie lange wird sich diese ohne Hilfe des Steuerzahlers unfinanzierbare Provinzposse noch hinziehen?
In der bereits verstrichenen "Bauzeit" hätte man den Flughafen - äh das Terminalgebäude dreimal bauen können.