Flughafen Barth - eine Erinnerung
Verfasst: Di 24. Apr 2012, 06:51
Eine persönliche Rückblende zum Ostseeflughafen der INTERFLUG
Auf der Rückfahrt von meinem Ostseeurlaub auf dem Darss im Jahr 2005 bin ich auch aus Sentimentalität über Barth gefahren und habe dem Flughafen einen kurzen Besuch abgestattet. Was ich dort nach den vielen Jahren vorgefunden habe, hat mich zu der Idee gebracht einen kleinen Bericht über diesen Inlandflughafen der INTERFLUG zu Papier zu bringen.
Die Historie kann man Dank Internet ja überall nachlesen – der Flughafen wurde bereits im Jahre 1936 fertig gestellt. Im Juni 1957 wurde er nach Aufbauarbeiten wieder eröffnet. Die Aufnahme des Inlandflugverkehrs, vor allem als Urlauberflugverkehr datiert vom 16.Juni 1957. Die Abfertigung erfolgt zuerst in der Stadt Barth. Die anderen Dienste waren in Zelten untergebracht. Die Passagiere wurden mit Bussen zum Flughafen und retour gebracht. Nach und nach entstanden auch die heute noch vorhandenen Gebäude. Die Il-14 flog bis 1966 nach Barth und danach bis zur Einstellung des Inlandflugverkehrs der INTERFLUG übernahm die AN-24 diesen Dienst bis zur Aussonderung unserer „Ente“ im Jahr 1975. Nach Schließung des Verkehrsflughafens gehörte der Flughafen dem Produktionsbereich Anklam des Betriebes Agrarflug mit Sitz der Bezirksstaffel Rostock mit Werftaußenstelle.
In den Anfangsjahren von 1957 – 1962 gab es an der Ostseeküste und auf der Insel Rügen auch Rundflüge mit der AN-2.
Ich persönlich habe den Flughafen Barth in der Zeit von 1970 bis zur Schließung im Herbst 1975 kennen gelernt und mit ihm auch die Kolleginnen und Kollegen, die dort ihren Dienst getan haben. Es war immer ein gutes Verhältnis und ich denke an manch ein wildes Tischtennisturnier mit den Kollegen der Flugsicherung und der Technik. Zur Übernachtung wurde die Besatzung in einem Barkas (dieses Thema wurde bereits ausführlich diskutiert) zum Hotel „Stadt Barth“ gebracht. Es war das erste Hotel am Platz und obwohl wir sozusagen Stammgäste waren, wurde auf die Ausfüllung der Meldezettel jedes Mal eindrücklich bestanden. Mir fällt da eine lustige Begebenheit ein: Ein Käpten (der „Langhaarige“) wurde durch wildes Klopfen an seiner Zimmertür geweckt und er sprang flugs aus seinem Bett, zog sich an und wollte zu Dienst losstürmen, als er den Nachtportier vor seinem Zimmer traf – der NUR das Meldeformular ausgefüllt haben wollte!! Die Nacht war noch nicht mal vorüber. Sonst haben wir uns meist zum Abendessen im Hotel zusammengesetzt, oder wir sind ins Kino gegangen oder haben auch mal das Tannenheim besucht. Der nächste Arbeitstag begann immer sehr, sehr früh, da ja noch mehrere Flüge vor uns lagen. Wir wurden also wieder mit einem Barkas abgeholt und unterwegs wurde auch Hertha, die Perle des Flughafens mitgenommen und dann hatte man als Stewardess schon die erste „Arbeitsaufgabe“ – die Frühstücksbestellung für die Herren des Cockpits. Man bestellte Kaffee oder Tee und gaaaanz frische A- oder I-Brötchen mit verschiedenen Belägen. Eine Bestellung konnte dann ungefähr so ausgesehen haben:
3K Kaffee, 1K Tee, 3 A- Leber, 3 I- Schinken, 2 I-Käse, 1 Rührei naturell.
Das war eine Lektion, die jede Stewardess in Barth zu lernen hatte. A Brötchen und I Brötchen??????????? (Arbeiter und Intelligenz Brötchen) Die A-Brötchen waren zusammengeklappt und die I-Brötchen waren offene Hälften.
Was für Passagiere hatten wir? Meistens waren es Ostseeurlauber, die durch die Flugverbindung einen halben Tag Urlaub eingespart haben. Aber auch viele Dienstreisende waren dabei. Es gab sogar Charterflüge aus Österreich nach Barth und zurück mit unserer AN-24. Ich glaube Graz, Klagenfurt und Linz wurden angeflogen.
Wenn ich meinen Urlaub mal auf dem Darss verbracht habe (was sehr oft war) habe ich eigentlich immer eine Radtour zum Flughafen Barth gemacht und nachgeschaut, wer von den bekannten Kolleginnen noch da war. Auch nach der Wende war ich 1990 auf Kurzbesuch und Ernst Bode (Herrscher des Towers) nahm mich mit in sein Allerheilgstes. Zu dieser Zeit war sehr viel Individualflugverkehr und Sportfliegerei anzutreffen.
Um zum Anlass meines Geschreibsels zurückzukommen – im vorigen Jahr war ich also nach langer Zeit wieder mal Gast und ich habe beim Betreten des Abfertigungsgebäudes herzlich gelacht. Dort hat sich seit 1975 kaum etwas geändert und neben dem Abfertigungstresen steht immer noch eine alte Waage, wo nicht nur Gepäck auf sein Gewicht überprüft wurde. Leider war von den mir bekannten ehem. Kollegen keiner mehr da, aber die jungen Leute –die jetzt die „Platzhirsche“ sind, haben mir den Zutritt erlaubt und ich habe ihnen erklärt, was sich früher an den einzelnen Orten befunden hat. Ich wünsche den Betreibern des Flughafens alles Gute und immer viele Flugbewegungen und viele neugierige Passagiere und Hobbyflieger, die sich die schöne Ostseeküste von oben betrachten wollen.
Anbei ein paar Fotos, die ich bei diesem Besuch geknipst habe.
Auf der Rückfahrt von meinem Ostseeurlaub auf dem Darss im Jahr 2005 bin ich auch aus Sentimentalität über Barth gefahren und habe dem Flughafen einen kurzen Besuch abgestattet. Was ich dort nach den vielen Jahren vorgefunden habe, hat mich zu der Idee gebracht einen kleinen Bericht über diesen Inlandflughafen der INTERFLUG zu Papier zu bringen.
Die Historie kann man Dank Internet ja überall nachlesen – der Flughafen wurde bereits im Jahre 1936 fertig gestellt. Im Juni 1957 wurde er nach Aufbauarbeiten wieder eröffnet. Die Aufnahme des Inlandflugverkehrs, vor allem als Urlauberflugverkehr datiert vom 16.Juni 1957. Die Abfertigung erfolgt zuerst in der Stadt Barth. Die anderen Dienste waren in Zelten untergebracht. Die Passagiere wurden mit Bussen zum Flughafen und retour gebracht. Nach und nach entstanden auch die heute noch vorhandenen Gebäude. Die Il-14 flog bis 1966 nach Barth und danach bis zur Einstellung des Inlandflugverkehrs der INTERFLUG übernahm die AN-24 diesen Dienst bis zur Aussonderung unserer „Ente“ im Jahr 1975. Nach Schließung des Verkehrsflughafens gehörte der Flughafen dem Produktionsbereich Anklam des Betriebes Agrarflug mit Sitz der Bezirksstaffel Rostock mit Werftaußenstelle.
In den Anfangsjahren von 1957 – 1962 gab es an der Ostseeküste und auf der Insel Rügen auch Rundflüge mit der AN-2.
Ich persönlich habe den Flughafen Barth in der Zeit von 1970 bis zur Schließung im Herbst 1975 kennen gelernt und mit ihm auch die Kolleginnen und Kollegen, die dort ihren Dienst getan haben. Es war immer ein gutes Verhältnis und ich denke an manch ein wildes Tischtennisturnier mit den Kollegen der Flugsicherung und der Technik. Zur Übernachtung wurde die Besatzung in einem Barkas (dieses Thema wurde bereits ausführlich diskutiert) zum Hotel „Stadt Barth“ gebracht. Es war das erste Hotel am Platz und obwohl wir sozusagen Stammgäste waren, wurde auf die Ausfüllung der Meldezettel jedes Mal eindrücklich bestanden. Mir fällt da eine lustige Begebenheit ein: Ein Käpten (der „Langhaarige“) wurde durch wildes Klopfen an seiner Zimmertür geweckt und er sprang flugs aus seinem Bett, zog sich an und wollte zu Dienst losstürmen, als er den Nachtportier vor seinem Zimmer traf – der NUR das Meldeformular ausgefüllt haben wollte!! Die Nacht war noch nicht mal vorüber. Sonst haben wir uns meist zum Abendessen im Hotel zusammengesetzt, oder wir sind ins Kino gegangen oder haben auch mal das Tannenheim besucht. Der nächste Arbeitstag begann immer sehr, sehr früh, da ja noch mehrere Flüge vor uns lagen. Wir wurden also wieder mit einem Barkas abgeholt und unterwegs wurde auch Hertha, die Perle des Flughafens mitgenommen und dann hatte man als Stewardess schon die erste „Arbeitsaufgabe“ – die Frühstücksbestellung für die Herren des Cockpits. Man bestellte Kaffee oder Tee und gaaaanz frische A- oder I-Brötchen mit verschiedenen Belägen. Eine Bestellung konnte dann ungefähr so ausgesehen haben:
3K Kaffee, 1K Tee, 3 A- Leber, 3 I- Schinken, 2 I-Käse, 1 Rührei naturell.
Das war eine Lektion, die jede Stewardess in Barth zu lernen hatte. A Brötchen und I Brötchen??????????? (Arbeiter und Intelligenz Brötchen) Die A-Brötchen waren zusammengeklappt und die I-Brötchen waren offene Hälften.
Was für Passagiere hatten wir? Meistens waren es Ostseeurlauber, die durch die Flugverbindung einen halben Tag Urlaub eingespart haben. Aber auch viele Dienstreisende waren dabei. Es gab sogar Charterflüge aus Österreich nach Barth und zurück mit unserer AN-24. Ich glaube Graz, Klagenfurt und Linz wurden angeflogen.
Wenn ich meinen Urlaub mal auf dem Darss verbracht habe (was sehr oft war) habe ich eigentlich immer eine Radtour zum Flughafen Barth gemacht und nachgeschaut, wer von den bekannten Kolleginnen noch da war. Auch nach der Wende war ich 1990 auf Kurzbesuch und Ernst Bode (Herrscher des Towers) nahm mich mit in sein Allerheilgstes. Zu dieser Zeit war sehr viel Individualflugverkehr und Sportfliegerei anzutreffen.
Um zum Anlass meines Geschreibsels zurückzukommen – im vorigen Jahr war ich also nach langer Zeit wieder mal Gast und ich habe beim Betreten des Abfertigungsgebäudes herzlich gelacht. Dort hat sich seit 1975 kaum etwas geändert und neben dem Abfertigungstresen steht immer noch eine alte Waage, wo nicht nur Gepäck auf sein Gewicht überprüft wurde. Leider war von den mir bekannten ehem. Kollegen keiner mehr da, aber die jungen Leute –die jetzt die „Platzhirsche“ sind, haben mir den Zutritt erlaubt und ich habe ihnen erklärt, was sich früher an den einzelnen Orten befunden hat. Ich wünsche den Betreibern des Flughafens alles Gute und immer viele Flugbewegungen und viele neugierige Passagiere und Hobbyflieger, die sich die schöne Ostseeküste von oben betrachten wollen.
Anbei ein paar Fotos, die ich bei diesem Besuch geknipst habe.