Ungelesener Beitragvon KarlPaul » Do 31. Okt 2013, 18:08
Da mein Geschreibsele doch einige Leser interessiert hat, das entnehme ich zumindest der Anzahl der Klicks, will ich noch ein paar Sätze zu den Kindern schreiben.
Ich hoffe, dass alle Kinder, die uns damals begegneten, gesund geblieben sind und ihren Weg ins Leben, wenn auch unter sehr verschiedenen Voraussetzungen, gefunden haben.
Nun kann man fragen, wieso sehr verschiedene Voraussetzungen?
Beginne ich mal mit den weniger schönen. Im ehemaligen Südvietnam gab es viele Kinder, die aus der Verbindung einer vietnamesischen Frau und eines amerikanischen GI hervorgegangen sind. Ich kann mich da sehr genau an eine Frau erinnern, die in HCM-Stadt tagtäglich an der gleichen Ecke gesessen und gebettelt hat. Sowohl diese Frauen wie auch die Kinder wurden staatlicherseits wie Aussätzige behandelt. Wie uns gesagt wurde, durften diese Kinder zu der damaligen Zeit auch keine Schule besuchen. Hatten sie Kontakt zu einem Ausländer, dauerte es nicht lange und Polizei war im Anmarsch. Da sie aber Augen wie Luchse hatten, haben sie diesen Anmarsch sehr früh erkannt. Auch wussten sie genau, wer sie in Zivil beschattet. Das einzig Positive für uns an der Sache war, dass auch wir nach den kurzen Gesprächen wussten, wer uns beim abendlichen Bummel durch die Stadt begleitet. Trotzdem konnten wir dieser Frau und ihrer Tochter einiges zustecken. Als Dank hat sie uns Geschäfte empfohlen, in denen wir, entgegen aller in der Heimat aufgetragenen Direktiven, so einige Tauschgeschäfte tätigen konnten.
Um jetzt die Kurve zu den angenehmeren Erlebnissen zu bekommen, fällt mir eine Begegnung mit Kindern im Norden ein. Bei einer kleinen Pause während einer Beratung im Volksgut An-Khan war gerade eine Meute Schulkinder auf dem Heimweg, vorbei am Büro dieses Volksgutes. Wie Kinder nun mal sind, waren diese Langnasen, die da auf der Dorfstraße standen, eine Attraktion. Sie versuchten zwar im großen Bogen um uns herumzukommen, quatschten aber miteinander, zeigten aber auf uns und kicherten, wie Kinder das nun mal so machen. Da bin ich einfach auf sie zugegangen, den Dolmetscher im Schlepptau, und habe fragen lassen, wo sie den herkommen. Das haben sie nicht erwartet, dass sie angesprochen werden. Nun hatte die Kicherei ein Ende. Jetzt waren Fakten gefragt. Als nun klar war, dass sie auf dem Heimweg waren, bat ich sie in das Büro von dem Volksgut-Direktor. Dieses und alles Weitere mit Dolmetschers Hilfe. Von einem etwas schüchternen Jungen wollte ich mal ein Heft sehen. Er wühlte in seiner Tasche und tat dummerweise den berühmten Griff ins Klo. In dem Heft wechselten sich die Farben blau und rot regelrecht ab. Da saß der arme Kerl nun vor dieser Langnase und die anderen kicherten sich wieder eins. Das war genau das, was ich nicht wollte. Aber passiert ist passiert. Jetzt musste die Kuh wieder vom Eis. Da habe ich dem kleinen Kerl erklärt, dass ich auch nicht immer gut in der Schule war und er auch nicht traurig sein sollte. Nur musste ich, um das zu werden, was ich damals war, einen Umweg fahren, der nicht leicht war und unnötige Zeit gekostet hat. Ob er das alles so richtig verstanden hat, was ich ihm übermitteln ließ? Auch für diesen kleinen Kerl hoffe und wünsche ich, dass er seinen Weg ins Leben gefunden hat.
Für die damalige Zeit in Vietnam und für die heutige in Deutschland kaum vorstellbar war die Situation in dem Betrieb Dong-A bei HCM-Stadt. Dort war eine Kombination aus Kinderkrippe und Kindergarten direkt im Betrieb integriert. Die Muttis brachten früh ihre Kleinen mit und übergaben sie den Betreuerinnen und zum Feierabend ging es wieder gemeinsam nach Hause. Wenn es sich während der Arbeit oder in den Pausen einrichten ließ, schauten die Muttis mal nach ihren Kleinen. Es war einfach schön, zu sehen, in welcher Harmonie so etwas ablaufen kann. Man muss nur wollen.
Damit bin ich aber nun endgültig am Ende meiner Berichte.
Sicher habe ich nach dem Lesen anderer Berichte im Forum noch die ein oder andere Frage aus Sicht eines Passagiers. Und ich bin mir sicher: „Hier werden Sie geholfen.“
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