Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Einfach mal quatschen

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Kilo Mike Sierra
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Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 17. Sep 2011, 22:47

...any inappropriate remarks or jokes regarding security may result in your arrest.

Diese erschütternde Durchsage habe ich letzten Donnerstag auf dem Flughafen Houston (Texas) gehört.

Die Bedeutung dieser Drohung geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf.
Es spielt schon gar keine Rolle mehr, wer denn da definieren darf, was eine unangebrachte Bemerkung oder ein unpassender Witz ist. Ich finde es in höchstem Maße beunruhigend, wenn man nun auch ausgerechnet in den USA, dem Bollwerk der Freiheit, ganz offiziell wegen eines Witzes eingesperrt werden kann. Mit welchem totalitären Regime darf man das vergleichen? Mir fallen da gleich mehrere ein.

Dieser Affront gegenüber dem fliegenden Bürger ist eine kaum noch zu überbietende Unverschämtheit und mit Sicherheit auch ein grandios peinliches Eigentor. Nun werden die Witze über die Professionalität der Sicherheitsbehörden ins Kraut schießen, nur wird man sie halt außerhalb der Flughafenzäune erzählen.
Die Strafbewehrung von unbequemen Bemerkungen und Witzen dürfte jedenfalls absolut keine Verbesserung der Sicherheit des US-Luftverkehrs bewirken - die bürgerliche Freiheit als höchstes Gut der US-Verfassung dürfte jedoch ernsthaften Schaden nehmen.

Es wäre eher angeraten, endlich wirksame(!) Sicherheitsmaßnahmen einzuführen, anstatt die Glaubwürdigkeit der US-Sicherheitsbehörden gleich selbst zu demontieren, indem man sie durch derartig instinktlose "Öffentlichkeitsarbeit" weit außerhalb der eigenen demokratischen Verfassung positioniert.


Wäre ich US-Bürger, hätte ich mich für diese Ansage auf den internationalen Flughäfen geschämt. Danach würde ich wohl das Gespräch mit meinem Senator suchen...
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » So 18. Sep 2011, 10:13

Nun, das ist eben die "Freiheit" auf USA-Weise. Auch das die Amerikaner mehr, als andere über jemanden wissen wollen, stört die wenigsten.

Mich stört hier nur eines: Eigenschaften, die man dem deutschen Osten vorhielt und vorhält (Zum Teil auch völlig zu Recht) sind westlich des Atlantiks überhaupt kein Diskussionsargument.
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mo 19. Sep 2011, 19:35

bananenrepublik.png

http://schwerdtfegr.wordpress.com/2009/04/

Paßt nur halb zum Thema aber das muß ich loswerden
:-finger
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 15. Apr 2014, 18:24

Wer fliegerisches Wissen besitzt, ist ein Risiko.

...oder wie die Vereinigung Cockpit mit Anlauf über Bord geht.

Heute wollte ich einmal meine alte Lieblingsdatei auf der Website der VC besuchen, das Positionspapier der Vereinigung zum Hochsicherheitsbereich Flugsimulator. Und was finde ich da?

Nein, man hat dieses peinliche Positionspapier nach all den Jahren nicht etwa zurückgezogen (wie ich insgeheim immer gehofft habe), sondern es im Mai 2013 sogar noch einmal überprüft und offenbar für sinnvoll und zeitgemäß befunden.

Unfug, grober Unfug! Was soll dieser Quatsch?!
Die Cockpittür ist doch längst verriegelt und verrammelt.
(Selbst Kollegen von Euch haben schon wie begossene Pudel auf der falschen Seite dieser Tür gestanden und sind nicht mehr hineingekommen - in einem mir bekannten Fall auch nicht mehr hinaus.)
Und nun sollen auch die Türen aller Flugsimulatoren gesichert werden. Wovor, wenn ich fragen darf?

Es ist geradezu unglaublich, was da ein Berufsverband forsch von der Politik einfordert:
- Sicherheitsüberprüfung aller Nutzer sowie von Personen mit regelmäßigem Zugang zu Flugsimulatoren (Wartungspersonal und Betreiber) gemäß LVG § 29d
- Alle weiteren Personen mit Zugang zu Flugsimulatoren müssen einer vergleichbaren Sicherheitsüberprüfung unterzogen werden.
. Die Personaldaten dieser Personen müssen erfasst, gespeichert und verwahrt werden.
. Diese Daten müssen den zuständigen Behörden zugänglich gemacht werden (Verfolgung von Mehrfachnutzungen).
. Außer für genehmigte Forschungsvorhaben dürfen keine Detailkenntnisse über Systeme, Verfahren und Fertigkeiten vermittelt werden.
. Das Vermitteln fliegerischer Fertigkeiten ist auszuschließen.


Ich weiß gar nicht, wo ich bei einer solchen Steilvorlage mit dem Kommentieren anfangen soll.

LVG § 29d gleich am Anfang ins Feld zu führen macht natürlich ungeheuren Eindruck auf den gesetzestreuen Bürger.
Ein LVG konnte ich jedoch leider nicht finden, dafür ein LuftVG (in Deutschland auch als Luftverkehrsgesetz bekannt).
Den Paragraphen § 29d gibt es jedoch nicht mehr, da er bedauerlicherweise vor einiger Zeit gestrichen worden ist. Das ist nicht schlimm, denn es stand überhaupt nichts drin, was man im Entferntesten mit Flugsimulatoren in Verbindung bringen könnte.

Zum Erfassen, Speichern, Verwahren und Zugänglichmachen personenbezogener Daten will ich lieber nichts sagen. Dieses Thema entbehrt ja nicht einer gewissen Aktualität.

Die Sache mit der "Verfolgung von Mehrfachnutzungen" von Flugsimulatoren hat es jedoch in sich. Wer sich also hin und wieder einen dieser sogenannten Fun-Flüge auf einem Flugsimulator gönnt, der macht sich womöglich zunehmend verdächtig.
Daher meine Empfehlung an alle Flugzeugfreaks:
Ein Simulatorflug im Leben muß genügen. Riskiert keinen zweiten, denn ihr könntet wegen verdächtiger Mehrfachnutzung dingfest gemacht werden. Ansonsten achtet darauf, daß ihr nicht irgendwelche Einzelheiten aufschnappt. Also beim Simulatorflug die Augen und Ohren schön brav geschlossen halten. Der Verwendungszweck von Landeklappen oder Schubhebeln ist halt recht gefährliches Wissen.

Schön, daß Forschungsvorhaben von einer großzügigen Ausnahmeregelung profitieren dürfen - sicher wegen 'Forschungsstandort Deutschland' und so.
Vielleicht könnte man die Genehmigungsbehörde für Luftfahrtforschung (GBfLuftF) gleich bei der Vereinigung Cockpit etablieren.

Das allerlustigste bei der Sache ist, daß ein Flugsimulator überhaupt kein Luftfahrtgerät ist, was auch der VC bekannt sein sollte. Verbrechen kann man damit auch nicht begehen.
Was versteht die VC überhaupt unter einem Flugsimulator?

...Ach, es geht um das Verhindern der Vermittlung gefährlicher fliegerischer Kenntnisse?
Verstehe.
In diesem Fall müssen aber auch alle Luftfahrt-Fachbücher, - Zeitschriften, -Websites und Microsoft Flight Simulator Installationen vorsorglich verbrannt werden.
Inhabern (auch ehemaligen) von PPL-, CPL-, IFR-, MPL-, ATPL- und UL-Lizenzen muß zudem eine strenge lebenslange Schweigepflicht über luftfahrtspezifisches Wissen auferlegt werden. Fachgespräche untereinander dürfen nur von Inhabern der gleichen Lizenz geführt werden.

Jungs, es gibt sogar "echte" Flugsimulatoren in Privatbesitz. Ist halt noch nicht verboten - und das ist gut so.
Sammelt doch erst einmal alle Mobiltelefone, TV-Fernbedienungen und Wäscheleinen der verdächtigen Gesamtbevölkerung ein. Damit kann man nämlich Bomben fernzünden.
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 15. Apr 2014, 19:26

Könnte von Orson Wells sein, ist es aber nicht...
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 4. Mai 2016, 13:04

Berlins bekannter Heliumballon am CC wird durchgeschüttelt wie nie -

und ein unsagbares Glück, daß niemand zu Schaden kommt, auch Dank dem Ballonführer: http://www.n-tv.de/panorama/Aussichtsba ... 19156.html

Nun ist erstmal Schluß, das LBA läßt ihn am Boden bis zur Klärung und das ist sicher gut so.
AirServiceBerlin (als AF-Nachfolger) muß sich schon fragen lassen, wie die Balance zwischen Nervenkitzel und Sicherheit gewogen ist.
Diese angesagte Kaltfront zu ignorieren - es hätte ja gut gehen können ... diesmal aber nicht.
Nun leidet Kptn. Frank gewiß nicht unter Mangel an Selbstbewußtsein - ist ja z.T. auch gut - aber die Erfahrungen an diesem Tag mußten die unbedarften Passagiere wohl nicht unbedingt machen.
Das LBA ermittelt
R.
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 9. Mai 2016, 17:48

Das kann auch sehr bös ausgehen, wie vor 14 Jahren in Luzern.
Am 23. Juli 2004 stieg eine Gruppe von 24 indischen Touristen, begleitet durch einen Ballonpiloten, in einem Fesselballon (HiFlyer) auf, um die Aussicht über die Stadt Luzern und deren Umgebung zu geniessen.
Während des Aufstiegs, in ca. 40 m Höhe, stellte der Ballonpilot einen angezeigten Wind von 18 kt fest, worauf er den Abstieg einleitete. Kurz darauf geriet der HiFlyer in starke Windböen und trieb am Halteseil ab. Dabei berührte die Ballongondel in Schräglage diverse Gebäudeteile und einen Baum. Durch die Abdrift und das anschliessende abrupte Straffen des Halteseils beim nachfolgenden kurzen Aufstieg durchtrennte dieses die innere acht-eckige Gondelkonstruktion. Dies hatte zur Folge, dass eine Bodenplatte im Passagiergang (walkway) herausgeschleudert wurde. Eine Touristin stürzte durch die entstandene Bodenöffnung in die Tiefe, nachdem sie sich für kurze Zeit erfolglos zu halten versucht hatte. Nach ungefähr 20 Minuten konnte der HiFlyer mit den übrigen Insassen zu Boden gebracht und gesichert werden.
Die herabgestürzte Touristin erlitt tödliche Verletzungen, 10 Personen wurden zum Teil schwer verletzt, 14 Personen blieben unverletzt. Die Gondel des HiFlyers wurde stark beschädigt und es entstand erheblicher Gebäudeschaden.

Hier ist der Unfallbericht.
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 9. Mai 2016, 23:47

Der Unfallbericht Luzern erinnert unwillkürlich an ein Schweizer Uhrwerk. Filigran und präzise. Alle Achtung.
Dann werden wir sehen, was zu dem Berliner Pendant herauskommen wird.

Was mich in dem Zusammenhang so grandig macht, ist einfach der Umstand, daß - wenn ich als Luftfahrzeugführer in eine grenzwertige Fluglage steuere / hineingerade, ich es in der Hand habe.
Der mitfahrende Gast in einem Fesselballon (Ballons fahren ja ) ist dem (diesen Umständen) total ausgeliefert. Punkt. Das muß der Betreiber immer berücksichtigen. Und an exakten Meteo-Daten sollte doch in Bln kein Mangel herrschen. Das GAFOR hat mit Sicherheit vorgelegen und es sollte mich wundern, wenn kein TTTT -Vermerk drin war mit TEND / RAPID Hinweis. Denn Spitzen 25 ...29 m/s hatten (bei IF zumindest) die Wetterwarnung zur Folge, Spitzen ab 30 m/s die Unwetterwarnung zur Katastrophenverhütung. Wie gesagt, das waren die IF Zeiten.
R.
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 11. Mai 2016, 11:14

Update zum HiFlyer

Wie eben gelesen, prüft jetzt der Hersteller das Gerät erst einmal auf mögliche Schäden. Dazu sind lt. Artikel Aufstiege freigegeben.
http://www.n-tv.de/panorama/Berliner-Au ... 63731.html

Das sich der Betreiber jetzt (erst) mit dem DWD konsultieren möchte, löst bei mir ein kleines Fragezeichen aus. Gab es denn bisher nur Windspiele?
R.
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Re: Nicht so amüsantes aus der Luftfahrt

Ungelesener Beitragvon bluemchen » So 9. Okt 2016, 18:45

Hätte leicht total schief gehen können - ein Crosswind-Landeversuch

am Dienstag in Prag, als eine Boeing 737-400 der spanischen Fluggesellschaft Air Horizont beim Anflug auf den Vaclav-Havel-Flughafen von heftigen Böen erfasst wurde.
Hier das hochgeladene Video dazu - der erste Anflug war nichts für schwache Nerven: https://www.youtube.com/watch?v=trrUkKUyhl4

Entdeckt bei "Sputnik" heute
Mehr: https://de.sputniknews.com/panorama/201 ... video.html

Viele Grüße
Rainer
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