Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

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Kilo Mike Sierra
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 30. Mai 2017, 18:54

Ist schlechtes Deutsch ("Ich Tarzan - Du Jane") wirklich besonders hilfreich für das Verständnis?
Leichte Sprache soll den Zugang zu Informationen all denen erleichtern, die kognitive Probleme mit kompliziertem Satzbau, übermäßig langen Wortzusammensetzungen, exotischen Zeitformen oder anderen grammatikalischen Kunstwerken haben. So weit so gut.

Nur was ist mit dem inhaltlichen Niveau des Textes?

Noch schwerer und größer [als andere Luftfahrzeuge] sind die Verkehrs-Flug-Zeuge, mit denen ihr in den Urlaub fliegen könnt.

...

Hub-Schrauber können in der Luft anhalten und haben oben einen großen Propeller, den man Rotor nennt.

...

Ultra-Leicht-Flug-Zeuge sind ganz leicht gebaut.

...

Heiß-Luft-Ballone und Gas-Ballone sind oft ganz bunt und weit zu sehen.

Luft-Schiffe, Zeppeline, Blimps sehen aus wie eine dicke Zigarre.


Glaubt man bei der BFU tatsächlich, daß alle Nutzer der leichten Sprache eben erst von den Bäumen herabgestiegen sind. Diese Kleinkindersprache richtet sich eindeutig nicht an Kinder und erscheint mir daher arg diskriminierend zu sein.
Wer von der BFU eine leichtsprachliche Anleitung erhält, wie er sich die Untersuchungsberichte herunterladen kann (um sie zu lesen), der benötigt bestimmt keine Erklärung, daß Ballone schön bunt sind und Hubschrauber den Propeller oben drauf haben.
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Thomas

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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 30. Mai 2017, 19:43

Richtet sich wohl an viele Facebooknutzer.......
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Kilo Mike Sierra
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 31. Mai 2017, 15:08

Armprothese verloren – Pilot landet einhändig!
Der Pilot der britischen Fluggesellschaft Flybe hat beim Landeanflug auf den Airport von Belfast seine Armprothese verloren. Einarmig schaffte der 46-Jährige die Maschine sicher zu landen!

Tolle Schlagzeile!
Leider war die Sache doch etwas anders.

Der Kapitän verlor nicht seine Prothese, sondern seiner linken Unterarm-Prothese war das Steuerhorn „entglitten“ (die rechte Hand hielt die beiden Propellerhebel), ausgerechnet im ungünstigsten Moment während des Abfangens des Flugzeuges über der Landebahn.
Von einer sicheren Landung kann leider keine Rede sein. Das Flugzeug sprang nach dem ersten Aufsetzen wieder hoch und das zweite Aufsetzen war dann eine harte Landung. Erwähnenswert ist noch, daß starker Seitenwind herrschte, der am flugbetrieblichen Limit lag.

Ich muß allerdings zugeben, daß mir die Lektüre des offiziellen Untersuchungsberichtes ebenfalls wie eine Räuberpistole vorgekommen ist.
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Thomas

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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 2. Jun 2017, 11:08

...
Ich muß allerdings zugeben, daß mir die Lektüre des offiziellen Untersuchungsberichtes ebenfalls wie eine Räuberpistole vorgekommen ist.

...denn niemand scheint die Flugtauglichkeit dieses Piloten auch nur für einen Moment in Frage gestellt zu haben.
Die Fluggesellschaft war sogar recht stolz auf sich selbst, weil sie dem Piloten diesen "behindertengerechten" Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt hat.
Selbstverständlich ist das gut, nur sollte es bei sicherheitsrelevanten Tätigkeiten eine rote Linie geben, die nicht der Politkorrektheit geopfert wird.

Die Unterarm-Prothesen sowie die zugehörige Klemme am Steuerhorn werden Teil des Flugsteuerungssystems und daher hätten diese Teile einer Zulassung bedurft. Das Argument, sie seien ja nicht permanent installiert und könnten ohne Werkzeug entfernt werden (wie es für die Nichtzulassungsverpflichtung von z.B. Tablet-Computern als EFB verwendet wird), zieht hier nicht. Dazu ist das Flugsteuerungssystem ein zu kritisches System.

Daß die Klemmbefestigung der Prothese am Steuerhorn alles andere als luftfahrttauglich war, hat sie ja mit diesem Zwischenfall unter Beweis gestellt.

Und nun stelle man sich vor, die Sache wäre anders ausgegangen. Dann Gute Nacht Flybe, DGAC und EASA!


EFB - Electronic Flight Bag
DGAC - Directorat-General de l'Aviation Civile
EASA - European Aviation Safety Agency
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Thomas

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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Trainer29 » So 4. Jun 2017, 10:52

Da denke ich an Hamburg.
Wäre der Pilot jetzt eine Frau hätte Flybe wohl zu sperren können.
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Wenn sich alle gegen dich stellen, denke immer daran: Flugzeuge starten gegen den Wind.
Endlich wieder am Flughafen arbeiten.

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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 15. Jun 2017, 11:54

Keine Sünde aus der inzwischen sündhaften Medienberichterstattung, aber vor einiger Zeit auf einem Flugplatzfest aufgeschnappt.

Der Pilot einer Rundflugmaschine vom Typ An-2 auf die erstaunte Feststellung eines Fluggastes, daß die Flügel bespannt sind:
Ja, die Flügel der An-2 sind noch aus Holz und mit Stoff bespannt.

Da wurde bei der Einweisung wohl ein kleines Detail nicht erwähnt.
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Thomas

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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 19. Jun 2017, 15:13

Auch das ist kein direkter Vorwurf an die Luftfahrt-Berichterstattung, aber es haut der Kuh die Beine weg.

Der Pilot eines Segelflugzeuges, der im kontrollierten Luftraum E mit einem Business-Jet kollidiert war:
Den Transponder hatte ich ausgeschaltet, um Batterie zu sparen.


Ein eingeschalteter Transponder hätte das Segelflugzeug für das TCAS-System des Business Jets und auch für das Radar der Flugsicherung erkennbar gemacht. Es ging glimpflich aus. Der Segelflieger rettete sich mit dem Fallschirm und der schwer angeschlagene Jet führte eine Notlandung mit einem Triebwerk und eingefahrenem Fahrwerk aus (siehe hier).

Luftraum E ist kontrollierter Luftraum mit gemischtem IFR- und VFR-Verkehr. Freigaben nur für IFR erforderlich. Die Flugsicherung gewährleistet Staffelung zwischen IFR-Verkehr und gibt Verkehrsinformationen über VFR-Verkehr, sofern bekannt.

TCAS - Traffic Collision Avoidance System (System zur Kollisionsverhütung)
IFR-Verkehr - Flug nach Instrument Flight Rules (Instrumentenflugregeln)
VFR-Verkehr - Flug nach Visual Flight Rules (Sichtflugregeln)
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 19. Jun 2017, 22:58

North America, Carson City, Nevada -
wohnte da nicht Old Shatterhand und Freund Winnetou ? Also, wenn es gegen die Segelflieger geht, muß ich das Kriegsbeil ausgraben.

Bei Allah - dieser Kerl ... der flog ja just in der Mountain Wave der Nevada in 5.500 :-)

... die FAA hat aber gewählt, die Empfehlung "Transponder" nicht umzusetzen! Das ist wohl dann die nächste Räuberpistole?
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mo 19. Jun 2017, 23:53

Für Segelflugzeuge besteht in den USA keine Pflicht, einen Modus-C-Transponder zu haben. Ist jedoch einer eingebaut, dann muß er auch in Betrieb sein.
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Thomas

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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 1. Aug 2017, 17:42

IATA Cabin Operations Safety - Best Practice Guide, S. 104
A review of pressurization incidents and accidents clearly indicated that aircraft pressurization events
had a continuing presence in aviation operations. Many of the events were identical to events that
had occurred in the past, ...

Eine Analyse zurückliegender Vorfälle und Unfälle zeigte deutlich, daß Zwischenfälle im Zusammenhang mit dem Kabinendruck immer wieder vorkommen [wörtlich "hatten eine fortdauernde Präsenz"]. Der Ablauf vieler dieser Vorfälle war identisch mit Ereignissen, die sich in der Vergangenheit ereignet hatten, ...


Standard-Ansage bei der Sicherheitseinweisung der Passagiere
In the unlikely event of a loss of cabin pressure, ...

Im unwahrscheinlichen Fall eines Druckverlusts der Kabine, ...



Laßt doch einfach das hier offensichtlich deplazierte Wort "unlikely / unwahrscheinlich" weg.
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