Definition Sackflug

Einfach mal quatschen

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Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 5. Nov 2013, 17:01

Wer kennt eine offizielle Definition des Sackflugzustandes oder weiß, wo man das nachlesen kann?

Ich habe zwar eine private Vorstellung darüber, was ein Sackflugzustand ist und auf welchem Abschnitt der Flugzeugpolare er sich befindet, aber ich möchte es gern "wissenschaftlich" haben.
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Thomas

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Re: Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 5. Nov 2013, 17:48

Also, ich habe viele Fundstellen ergoogelt, die sich auf "Sackflug" beziehen, jedoch nirgends eine richtige Definition gefunden.

Wikipedia sagt:
Sackflug
Webdefinitionen
Als Strömungsabriss bezeichnet man in der Aerodynamik die Ablösung der Luftströmung von der Oberfläche eines angeströmten Gegenstandes. In der Praxis sind darunter Tragflächen, Steuerungsflächen, Propeller, Rotorblätter oder im Triebwerksbereich auch Verdichterschaufeln gemeint. ...
http://de.wikipedia.org/wiki/Sackflug

Hier meint man, Sackflug sei der gemeine Strömungsabriss.

Bei der Flugschule Göppingen meint man im Gleitschirm-ABC:
Sackflug

Der gefährliche und immer unbeabsichtigte Sackflug meint einen nahezu senkrechten Fall des Gleitschirms mit über 4m/s bei völligem Verlust der Vorwärtsgeschwindigkeit. Der Sackflug entsteht durch einen Strömungsabriß an der Profiloberseite, womit der Schirm fast nur noch von unten angeströmt wird. Im Extremfall können Sackflüge zur völligen Manövrierunfähigkeit der Piloten führen.

Ein solcher Zustand kann durch Längenänderung der Leinen, Anstellwinkelerhöhungen oder Alterung des Tuches verursacht werden. Aber auch Pilotenfehler, z.B. durch zu langsame Ausleitung eines B-Stalls oder durch beidseitiges Anbremsen des Schirmes beim Abstiegsmanöver "Ohrenanlegen" können den Schirm in einen Sackflug versetzen. Abhilfe schaffen kann ein sofortiges Freigeben der Bremsen bzw. ein Betätigen des Beschleunigers oder Ziehen der A-Gurte, sollte dies nicht zum Erfolg führen.
http://www.flugschule-goeppingen.de/gle ... kflug.html

Der Deutsche Hängegleiterverband sagt folgendes:
Längerer Artikel zum Thema
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Flieger sterben nicht, sie fliegen nur höher!

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Re: Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 5. Nov 2013, 18:01

Noch eine Erklärung, leider auch für den Gleitschirm:
Beitrag auf der Webseite von Paragliding-Davos.ch
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Re: Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 5. Nov 2013, 18:47

Vielen Dank, Henning.

Die Gleitschirmflieger verstehen unter Sackflug teilweise das Verhalten des klassischen Fallschirmes, manchmal aber auch den "echten" Sackflug.
Die Auffassungen darüber sind in der gesamten Fliegerszene sehr uneinheitlich.

Wikipedia's Kauderwelsch kann man leider wieder vergessen. Die faseln von Auftriebsverlust und erwähnen nicht einmal am Rande, daß der Sackflug etwas mit der überproportionalen Zunahme des induzierten Widerstandes bei hohen Anstellwinkeln zu tun hat. Sie reden auch mehr über irgendwelche ominösen Abrißgeschwindigkeiten anstatt Anstellwinkel. Daraus kann kein Mensch schlau werden und man kann nur hoffen, daß Flugschüler diese Artikel nicht lesen.

Wie oben geschrieben, ich suche die hochoffizielle amtliche Definition des Flugzustandes Sackflug- und auch die korrekte englische Übersetzung dieses Begriffes (mushing descent ?).
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Re: Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 5. Nov 2013, 19:58

http://www.google.de/imgres?imgurl=http ... 7Aaq7IC4BA

Der Pilot eines Starrflüglers kann einen Strömungsabriss gezielt herbeiführen,
um bestimmte Manöver durchzuführen (z. B. Landung, ...)


Allens kloar ! Zwecks Landung wird ein Stömungsabriss herbeigeführt,
das heißt dann Bumslandung - oder ?
Bild
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Endeground

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Re: Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon Romeo Victor » Di 5. Nov 2013, 20:00

http://www.thuro.at/index.php/aerodynam ... imitstart=


Einen weiteren Anteil an der Auftriebserzeugung hat der

Der Anstellwinkel


Als Anstellwinkel AW wird der Winkel zwischen der Profilmittellinie und der Strömungsrichtung der Luftteilchen bezeichnet. Durch Erhöhung des AW wird die Luftströmung an der Profiloberseite in eine gekrümmtere Bahn gezwungen und dadurch erhöht sich zunächst auch der Auftrieb. Der AW läßt sich so lange erhöhen bis jener AW ( ~15 -20 °) erreicht wird mit dem maximaler Auftrieb erzeugt werden kann. Jedoch durch die nunmehr größere turbulente Grenzschicht, Grenzschichtablösung und des größeren Stirnwiderstands der Tragfläche erhöht sich auch gleichzeitig der Widerstand. Im AW-Bereich des maximalen Auftriebs wird die geringste Sinkgeschwindigkeit jedoch der geringste Vortrieb (Mindestgeschwindigkeit) erreicht. Es läßt sich also zusammenfassen :

Auftriebserhöhung bedeutet auch immer Widerstandserhöhung

Die Erhöhung des AW hat jedoch auch seine Grenzen. Ab dem sogenannten "kritischen Anstellwinkel" ist ein Anliegen der selbst turbulenten Luftströmung an der Profiloberseite nicht mehr gewährleistet. In diesem Fall wird nur mehr sehr wenig Auftrieb bis kein Auftrieb mehr erzeugt. Man nennt dies den "überzogenen Flugzustand" oder "Sackflug". Behält man diesen Flugzustand bei, kippt das Flugzeug dabei meist nach vorne oder seitlich ab und holt dabei wieder Fahrt auf. Im ungünstigsten Fall gerät das Flugzeug ins gefürchtete Trudeln.
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Re: Definition Sackflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 6. Nov 2013, 11:58

Danke, Rome Victor. Diese gut gemachte Website kannte ich noch gar nicht.

Wie man sieht gibt es zwei völlig verschiedene Auffassung darüber, was ein Sackflugzustand ist.
Die einen sagen, er tritt kurz vor dem Strömungsabriß auf, die anderen sagen, die Strömung wäre bereits vollständig abgerissen.
Zwischen beiden Flugzuständen klafft jedoch ein himmelweiter Unterschied. Das eine ist Fliegen, das andere ist fast freier Fall.

Deshalb suche ich ja so verzweifelt nach der höchst offiziellen Definition des Sackfluges.

An-2 Piloten (der alten Schule) wissen ja, was ein wirklicher Sackflug ist. Der gehörte bei der An-2 zu den spektakulären "Normalverfahren".
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