Geheimnisträger

Einfach mal quatschen

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Kilo Mike Sierra
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Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 4. Apr 2020, 16:45

Es ist noch nicht lange her, da war ich viel fleißiger in diesem Forum.
Meine neue Zurückhaltung, die vor allem alle INTERFLUG-Themen betrifft, ist nicht freiwillig und deshalb will ich sie hier erklären.

Beim Aufräumen habe ich meine Personalakte der INTERFLUG gefunden, die mir 1991 ausgehändigt worden war. Darin habe ich ein Dokument gefunden, dessen Existenz ich längst vergessen hatte.

INTERFLUG

Berlin-Schönefeld, den 01.03.1987

Schweigepflichtserklärung

Ich erkläre hiermit, daß ich über alle mir durch meine Arbeit bei der
INTERFLUG bekanntgewordenen und geheimzuhaltenden Tatsachen
strengstes Stillschweigen bewahren werde.

Ich bin darüber belehrt worden, daß ich bei Geheimnisverrat gemäß
§§ 245, 246 StGB vom 12.1.1968 (Neufassung vom 19.12.1974 und
2. Strafrechtsänderungsgesetz vom 7.4.1977) strafrechtlich zur Verant-
wortung gezogen werde und mit der Kündigung oder Änderung meines
Arbeitsrechtsverhältnisses zu rechnen habe.

Die Geheimhaltung über bekanntgewordene Tatsachen und Angelegen-
heiten besteht auch nach meiner Entlassung aus der INTERFLUG.

[UNTERSCHRIFT]
Name, Vorname


Insbesondere der letzte Satz ist nach wie vor relevant.

Mir ist nicht bekannt, daß es nach dem 2. Oktober 1990 irgendwann einen Erlaß gegeben hätte, der einen der knapp 17 Millionen Geheimnisträger der DDR von seiner Schweigepflicht entbunden hat.
Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber für mich fühlt sich dieses Land zudem mehr und mehr wieder wie die DDR an, insbesondere was die Freiheit zur Meinungsäußerung und die (nicht stattfindende) Zensur angeht.
Aus diesem Grund muß ich davon ausgehen, daß diese Schweigeverpflichtung immer noch besteht oder bereits wieder Bestand hat.

Erschwerend kommt hinzu, daß mir weder damals klar war noch heute klar ist, welche der mir bekanntgewordenen Tatsachen geheimzuhalten sind. Aus diesem Grunde erscheint es angeraten, alle Tatsachen als geheim zu betrachten.

So hat man mir damals erklärt, der Inhalt des DDR-Luftfahrthandbuches (Aeronautical Information Publication - AIP) sei geheim. Nach meinem Wechsel zum Betrieb Flugsicherung der INTERFLUG hat man darüber herzlich gelacht und mir erklärt, daß das AIP der DDR weltweit für jeden Interessierten für einen niedrigen Dollar-Betrag käuflich zu erwerben sei. Es war also nur innerhalb der DDR geheim, nicht aber für den Klassenfeind, der es mit der Post geliefert bekam.

Den letzten Absatz hätte ich wahrscheinlich gar nicht schreiben dürfen, da er mir durch meine Arbeit bei der INTERFLUG bekanntgewordenen und geheimzuhaltenden Tatsachen enthält - und wahrscheinlich wäre auch die Existenz und der Inhalt der Schweigepflichtserklärung als geheim einzustufen.
Daher werde ich mich an weiteren Spekulationen, ob es in der DDR eine INTERFLUG gegeben hat, welchem Zweck sie diente, und wieso überhaupt, nicht mehr beteiligen.

Nun haben wir auch eine Erklärung, warum derzeit so wenige ehemalige Interflieger in diesem Forum aktiv sind. Sie sind einfach sehr gesetzestreu.
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Thomas

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bluemchen
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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Sa 4. Apr 2020, 18:04

Thomas, ich achte das als eine sehr weise Entscheidung,

das sage ich nicht einfach so aus dem blauem deutschen Himmel, der völlig überraschend plötzlich nicht mehr ganz so blau scheint
und verweise auf die Vorgänge der USS "Theodore Roosevelt"

===> Zum Nachlesen zitiere ich aus gutem Grund nicht die staatlich finanzierten russischen Quellen, sondern einfach mal n-tv:

https://www.n-tv.de/politik/Kapitaen-vo ... 89802.html

oder auch t-online: https://www.t-online.de/tv/news/politik ... itaen.html

Thomas - es könnte Dich auch kalt erwischen

deswegen (jetzt wieder in allem Ernst)
- Hut ab vor Kapitän Brett Crozier, der seiner Verantwortung gerecht wurde

#Bleibt gesund#
R.
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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 4. Apr 2020, 20:29

Ja, sie haben es geschafft, sogar den Kapitän eines US-Flugzeugträgers soweit in Panik zu versetzen, daß er schon Gespenster gesehen hat. Er hat den Medien mehr vertraut als seinem Dienstherren.

Es ist völlig unverständlich, warum die Virus-Hysterie in den USA noch so viel größer ist als hier in Deutschland.

Bezogen auf die Einwohnerzahl haben die USA derzeit sogar etwas weniger Infizierte als Deutschland: 906 bzw. 1.100 pro Million Einwohner.
Auch die Zahl der Todesfälle, die dem Virus (übrigens ohne Autopsie) zugeschrieben werden, ist keineswegs besorgniserregend. In den USA beträgt die Mortalität zur Zeit 25 Tote und in Deutschland 16 Fälle pro Million Einwohner und nimmt nur noch langsam zu.

Zum Vergleich:
Bei einer "normalen" Grippewelle rechnet man in Deutschland mit ca. 10.000 Toten, von denen die Öffentlichkeit, Politik und Medien kaum Notiz nehmen. Das entspricht einer Mortalität von ca. 120 Toten pro Million Einwohner.
Bei der großen Grippewelle vor zwei Jahren waren es in Deutschland 302 Tote pro Million Einwohner. Die Mortalität während der Grippewelle 2017/2018 war somit ca. 20 mal größer als die derzeitige des aktuellen Corona-Virus. Davon sind wir mit derzeit 16 Toten pro Million Einwohner noch sehr weit entfernt. Selbst Italien, das die Toten anders zählt, liegt mit aktuell 254 Toten pro Million Einwohner noch unter der vorletzten Grippewelle.

Da stellt sich weniger die Frage nach der Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen (durch Nichtfachleute kaum zu beurteilen), sondern nach deren Verhältnismäßigkeit - und die kann jeder selbst beurteilen.

Ich weiß, daß das hier die falsche Adresse ist, aber ich fordere allen voran die WHO sowie Politik, Medien und das Robert-Koch-Institut auf, die Fallzahlen nicht mehr absolut, sondern normiert und im Kontext zu anderen Epidemien darzustellen.
Die WHO möge dann auch erklären, warum sie die Definitionskriterien für eine Pandemie so verändert hat, daß man jetzt auch die winterliche Erkältungswelle zur Pandemie erklären könnte, ohne groß in Konflikt mit der aktuellen Definition zu kommen.
Noch vor wenigen Jahren mußten die Kriterien "schwerer Krankheitsverlauf" und "große Anzahl von Toten" erfüllt sein, bevor die WHO eine Pandemie ausrufen konnte. Damals hätte es die neue Variante des Corona-Virus nicht einmal in die Medien geschafft.
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Thomas

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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon Trainer29 » Sa 4. Apr 2020, 22:12

@KMS
Wie recht du hast.
Bei uns auf Arbeit drehen alle am Zeiger. Die Früh-und Spätschicht dürfen sich nicht mehr begegnen. Also 15min . früher Schluss und 15min. später anfangen. Ist ja noch verständlich. Aber die Nachtschicht fängt normal an und arbeitet mit uns 1.5stunden das ist ok . Nach Möglichkeit sollen wir nicht mit ihnen sprechen.
Normal hätten wir für Deutschland und Holland 12-15 Lkw pro Tag. Jetzt sind wir bei 20-25 mit 2 Mann. Nebenbei ich arbeite im Versand für Dialyse und und dem ganzen Zubehör vom kleinen Heimpatienten bis zu Krankenhäusern ist alles dabei.
Überstunden inklusive.
Und alle bestellen.

Kommt alle gut durch diese "Krise".

Gruß Jürgen
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Endlich wieder am Flughafen arbeiten.

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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » So 5. Apr 2020, 01:24

Ich springe mal zum Ausgangsthema zurueck. Die Frage, ob eine Schweigeverpflichtung aus DDR-Zeit noch Relevanz hat, wäre tatsächlich interessant. Hat jemand einen Rechtsanwalt im Bekanntenkreis, der das mal evaluieren kann?
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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon heiko76 » So 5. Apr 2020, 01:44

EA-Henning hat geschrieben:Die Frage, ob eine Schweigeverpflichtung aus DDR-Zeit noch Relevanz hat


Mal ganz locker aus der Hüfte geschossen würde ich behaupten "Nein".

KMS zitiert ja
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Ich bin darüber belehrt worden, daß ich bei Geheimnisverrat gemäß
§§ 245, 246 StGB vom 12.1.1968 (Neufassung vom 19.12.1974 und
2. Strafrechtsänderungsgesetz vom 7.4.1977
also nach DDR Gesetzgebung und diese hat theoretisch mit dem Übergang der DDR zum Geltungsbereich der BRD ihre Gültigkeit verloren.

VG Heiko
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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 5. Apr 2020, 20:53

Mein Beitrag war natürlich nicht ganz ernst gemeint. Die Frage, ob beispielsweise diese Geheimhaltungsverpflichtung theoretisch noch irgendeine Relevanz hat, ist aber tatsächlich eine recht interessante Frage.

Ist es wirklich so, daß ab 3. Oktober 1990 alle Gesetze und Rechtsvorschriften der DDR einfach gegenstandslos geworden sind?
Im Einigungsvertrag oder seinen Anhängen wurden doch noch viele Dinge geregelt.

Wie war das z.B. bei NVA-Angehörigen? Wurden die am 2. Oktober 1990 um 24:00 formal aus ihren alten Verpflichtungen entlassen, um sogleich neue dienstliche Belehrungen zu unterschreiben oder wurde um Mitternacht nur festgestellt, daß der Laden jetzt bei der Bundeswehr eingemeindet worden ist?
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Thomas

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Re: Geheimnisträger

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Di 7. Apr 2020, 23:49

Auch wenn die Debatte ein wenig abrutscht, ist es der Zeit geschuldet
und ich komme auf den Gedanken von K-M-S zurück
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Da stellt sich weniger die Frage nach der Wirksamkeit der ergriffenen Maßnahmen (durch Nichtfachleute kaum zu beurteilen), sondern nach deren Verhältnismäßigkeit - und die kann jeder selbst beurteilen.
... ich fordere allen voran die WHO sowie Politik, Medien und das Robert-Koch-Institut auf, die Fallzahlen nicht mehr absolut, sondern normiert und im Kontext zu anderen Epidemien darzustellen.

Ein gewisses "Beurteilen" haben die Menschen bei uns im Laufe ihres Lebens gelernt, das wage ich zu behaupten, zumindest die überbordende Mehrheit. Genauso Einsichten, Einhalten von Regeln e.t.c.
Was mir allerdings abhanden gekommen ist und nicht erst seit gestern, das ist bedauerlicher Weise der Heiligenschein, den das RKI bisher anmuten lies.
Ursächlich sehe ich das in der Frage der Sinneswandel, die an Debatten der GroKo erinnern und wissenschaftliches Vertrauen schwinden lassen. Aber auch in der Frage von wem es finanziert wird und für wen es arbeitet. Das es von keinem Humanmediziner geleitet wird, mag nebensächlich sein, aber dezidierte Fachmediziner in Pausch zu ignorieren, ist zumindest nicht angemessen (RKI z.B. mit den Anmerkung - Covid Autopsien sollten vermieden werden ... ). Damit werden für mich als Laie bei einem positiv getesteten Patienten andere Todesursachen wie eine Hirnblutung oder ein Herzinfarkt rsp. Vorerkrankung mit dem Virus als letzten Auslöser... de facto ausgeblendet und er taucht in der Covid Statistik auf.
Warum will man nicht von den Toten lernen?

Es geht nicht um Verharmlosen, sondern wie Thomas schon sagte, darum - in welchem Kontext steht was mit welchen Schlußfolgerungen
Die Mortalitätszahl am Jahresende wird noch interessant sein

#Bleibt gesund#
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