Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

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EA-Henning
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 27. Okt 2009, 12:27

Auf jeden Fall habe ich den Bericht sofort auf HDD gespeichert.
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EA-Henning
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 28. Okt 2009, 07:49

Zum Thema findet sich heute ein Bericht in der Regionalausgabe Eisenach der TLZ:
http://www.tlz.de/tlz/tlz.eisenach.voll ... dbserver=1

Achtung, TLZ-Artikel stehen erfahrungsgemäß nur wenige tage Online.
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 28. Okt 2009, 13:56

volkerl hat geschrieben:Was mich erstaunt, ist diesmal die Länge des U-Berichtes im Vergleich zu anderen. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal einen mit 30 Seiten gesehen zu haben.
Ob da das öffentliche Interesse wohl eine Rolle mit spielt!?

Dieser Bericht hat es in sich. So viel Sprengstoff passt halt nicht auf weniger Seiten.

Die physikalischen Gründe für das Ausbrechen zur rechten Seite erklärt der BFU-Bericht nur mit dem Korkenzieher-Effekt.
Die Wirkung des Luftschrauben-Drehmomentes sowie der asymmetrische Schub der Luftschraube (P. Factor) und deren Corioliskräfte scheinen nicht weiter betrachtet worden zu sein. Besonders die Wirkung des P. Factors nimmt bei derartig hohen Anstellwinkeln stark zu und verstärkt die Tendenz zum Ausbrechen somit nur noch weiter - sicher sehr zur Überraschung des unerfahrenen Piloten. (Die Wirkung des Korkenzieher-Effektes nimmt dagegen mit steigender Geschwindigkeit ab.)
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 29. Okt 2009, 08:03

Auf jeden FAll soviel Sprengstoff, das die medien wieder anspringen. Offenbar doch ein großer Aufmerksamkeitsbonus, der an dem umfangreichen Bericht seine 50 ct hat. Die TLZ hat gesterm auch wieder darüber Berichtet. Im TV ist für nächste Woche ein Beitrag anvisiert.
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 30. Okt 2009, 22:51

Aus einer 1978 auszugsweise veröffentlichten Studie der INTERFLUG zu besonderen Vorkommnissen im Agrarflugbetrieb mit der Z-37:

"27 Prozent aller Flugvorkommnisse [beim Start] ereigneten sich während des Starts mit maximaler Startmasse. Von geringen Ausnahmen abgesehen wurde durch Steuerfehler des Luftfahrzeugführers die vorgeschriebene Abhebegeschwindigkeit nicht erreicht. Trotzdem versuchte der Luftfahrzeugführer, das Flugzeug durch Ziehen des Steuerknüppels gewaltsam vom Boden wegzunehmen. Durch Überschreiten des kritischen Anstellwinkels war das Flugzeug nicht mehr flugfähig.

...eine mögliche Entscheidung über den rechtzeitigen Abbruch des Startes [wurde] nicht getroffen.

...Es dominieren Flugzeugführer mit geringer Flugerfahrung (weniger als 500 Flugstunden).
.
.."
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Sa 31. Okt 2009, 18:09

Ein altes Leiden ...
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 1. Nov 2009, 23:39

Bei aller berechtigter Kritik an der Organisation der Flugveranstaltung, so finde ich, daß die aufgedeckten Mängel nur wenig zum Unfall beigetragen haben. Dieser hätte sich in fast gleicher Form und Schwere auch außerhalb einer Flugveranstaltung zutragen können.
Im Mittelpunkt steht vielmehr ein Privatpilot, der irgendwann einmal seinen Prüfern die minimalen Kompetenzanforderungen zum Führen eines Motorflugzeuges demonstriert haben muß. Trotzdem ist er augenscheinlich nicht in der Lage gewesen, mit seinem Flugzeug sicher zu starten, sobald es mit etwas mehr "Gepäck" beladen war.

Technisch spielt es bei diesem Unfall überhaupt keine Rolle, ob der Pilot nun qualifiziert war, einen Wasserabwurf zu demonstrieren oder als Vorführpilot an einer Flugveranstaltung teilzunehmen. Er war nicht in der Lage, eines der grundlegendsten Flugmanöver auszuführen: den Start.
Wenn es in Deutschland lizensierte Piloten dieses Kalibers gibt, dann ist das zugleich auch sehr bedenklich für das System bestehend aus Flugschulen, Prüfern und Aufsichtsbehörde.

In Deutschland bekommt man die Klassenberechtigung TW (tail wheel) für Spornradflugzeuge zur Privatpilotenlizenz PPL-A ohne jede Prüfung. Es gibt zudem keine Ausbildungsvorschrift, die Inhalt und Umfang dieser Schulung regelt.

Über besondere charakterlichen Eigenschaften des Mannes braucht man sich unter diesem Gesichtspunkt auch nicht weiter in der Öffentlichkeit auszubreiten. Der Charakter hilft beim Fliegen im handwerklichen Sinne ohnehin nicht. Hier geht es primär um die fliegerischen Grundfertigkeiten eines in Deutschland ausgebildeten und lizenzierten PPL-A Piloten.


Der Unglückspilot von Eisenach hatte gleich zwei schwere Probleme während seines mißglückten Startversuches:
1) teilweiser Kontrollverlust (Richtungssteuerung)
2) Flugzeug beschleunigt nicht auf Abhebegeschwindigkeit

Auch wenn er es geschafft hätte, das Flugzeug auf der Startbahn zu halten, so wäre er allein schon aufgrund seiner falschen Starttechnik nicht dauerhaft in die Luft gekommen. Eine vollbeladene Z-37 lässt sich in Dreipunktlage (d.h. ohne Anheben des Hecks) nicht auf Abhebegeschwindigkeit beschleunigen. Einer der Gründe hierfür ist vor allem der hohe induzierte Luftwiderstand des in Dreipunktlage stark angestellten Tragflügels.

Die mehrfach bewiesenen Unfähigkeit, das Flugzeug auf Startkurs zu halten, weist aber auf mögliche Ausbildungsmängel hin. Diese Fähigkeit muß man während der Ausbildung und noch vor dem ersten Alleinflug erlangen. Wird das Erlernen (nicht das Üben) dieses Details auf die spätere Flugpraxis verlegt, so wird die flugplatznahe Öffentlichkeit zum Crash-Test-Dummy.

Es ist jedoch auch möglich, daß Konfusion der primäre Grund für diese Steuerprobleme war. Wenn man seine Flugausbildung sowie den Großteil seiner Flugerfahrung auf Flugzeugen mit rechtsdrehendem Propellern gesammelt hat und dann gelegentlich ein Flugzeug mit linksdrehendem Propeller fliegt, so müssen die erlernten und u.U. bereits instinktiv ausgeführten Steuerbewegungen zur Kompensation der Luftschraubeneffekte in die entgegengesetzte Richtung ausgeführt werden.

Die genannten Probleme können durchaus auch einmal in den besten Familien vorkommen (siehe meinen vorherigen Beitrag). Zum Startabbruch gibt es dann jedoch keine vernünftige Alternative.

Obwohl ich mir recht sicher bin, daß die BFU den aerodynamischen Zustand des Flugzeuges anhand der Fotos und Videos genau untersucht hat, fehlt im Unfallbericht die zusammenfassende technische Analyse des Flugunfalls. Diese wäre jedoch wichtig, damit andere aus den Fehlern dieses Piloten lernen können.
Anhand der digitalen Fotos läßt sich nicht nur die Drehzahl der Luftschraube bestimmen, sondern auch der Anstellwinkel des Tragflügels. So hätte man zeigen können, daß der Innenflügel im überzogenen Zustand war, während die Außenflügel noch Auftrieb lieferten. Der gegenüber dem Fluggewicht fehlende Auftrieb wurde durch das aufliegende Heckfahrwerk kompensiert und so ein Kräftegleichgewicht hergestellt. Abheben ging auf Grund des fehlenden Auftriebes nicht. Weiteres Beschleunigen wäre die Lösung gewesen, ging in der stark angestellten Fluglage aber auch nicht - aufgrund des hohen induzierten Widerstandes und des stark geneigten Schubvektors der Luftschraube.

So startet man wirklich kein Spornradflugzeug...
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mo 2. Nov 2009, 07:53

Seltsam ist aber, das viele Flugschüler und Fahrschüler in der Ausbildung nach Vorschrift handeln, ist aber der begehrte Schein bestanden, wird vieles negiert.

Ein Beispiel:
Bei einem Gespräch zum Thema der leidigen Radfahrer fragt mich mein Gesprächspartner abwertend:" würdest Du bei Rot mit dem Fahrrad stehenbleiben"? Also.... ich schon.

Ich denke, die Scheine sind ein wenig zu leicht, andererseits kostet ein PPL recht ordentlich.
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Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel - heute im MDR

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Do 27. Mai 2021, 08:40

Heute Abend im MDR - Fernsehen :

Lebensretter
das Flugschau-Unlück von Eisenach. 20:15 Uhr.

Oder hier:
https://www.mdr.de/tv/programm/sendung9 ... 855d4.html
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Re: Flugshow-Unfall in Eisenach-Kindel

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Do 27. Mai 2021, 14:21

Henning, danke für den Hinweis, die Sendung wird natürlich mit aufgezeichnet.
Die "Lebensretter" haben schon ordentliche Sendungen produziert, das darf resümiert werden.
Wir dürfen gespannt sein
R.

(Eine andere Frage ist - obwohl hier schon viel dazu gesagt wurde - hat man denn dieses Kindel Unglück woanders auch diskutiert, rsp. unter Z-37 Flugzeugführern? Obwohl der Agrarflug hier verankert ist, scheinen die (ehem.) pilotierenden Mitarbeiter leider verschollen - so zumindest der Eindruck. Überlege eben - wieviel tsd. Starts haben unsere Staffeln im Jahr absolviert ... beladen natürlich. Aber lassen wir es gut sein, der Hinweis von DDR-TKB war schon richtig )
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*Träger der Roten Mainelke und des aberkannten Status GDR, gedient in Fremden Streitkräften*


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