Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 7. Feb 2020, 15:25
Hier meine SUBJEKTIVE Sicht auf das Flugzeug.
Der Airbus 380 war ein großer Wurf, aber hauptsächlich im geometrischen Sinne. Mit der Gigantomanie kamen verschiedene Probleme, die nicht optimal gelöst werden konnten.
Das Flugzeug war anfangs nur zu wenigen Flughäfen „kompatibel“, was die Einsatzmöglichkeiten deutlich eingeschränkt hat und interessierte Flughäfen zu teuren Umbaumaßnahmen getrieben hat. Viele Rollbahnen mußten wegen der großen Spannweite verlegt oder in den Krümmungen erweitert werden. Auf den Abfertigungsvorfeldern mußten spezielle Standplätze eingerichtet und Passagierbrücken installiert werden. Die A380 benötigt zur Abfertigung eine 80 x 80 m große Fläche. In den Terminals mußten die Gates und Wartezonen erheblich umgestaltet werden, was manche A380-Flughäfen auch einfach ignoriert haben.
Ein- und Aussteigen über nur zwei (selten auch einmal drei) Türen dauern bei diesem Doppelstock-Flugzeug sehr lange.
(Die 747-8 ist auch eine Nummer zu groß für manche Flughäfen, aber sie erfordert nur relativ geringfügige Modifikationen an den Krümmungen der Rollbahnen.)
Die geplante Frachterversion wurde aufgrund ihrer ökonomischen Parameter von den Fluggesellschaften nicht angenommen und blieb damit ein Projekt. Damit dürften auch Frachterkonversionen unattraktiv sein. Aufgrund seiner Höhe existiert für das Oberdeck derzeit auch keine geeignete Beladetechnik.
Geplante Varianten mit längerem Rumpf wurden ebenfalls nicht nachgefragt, obgleich der Flügel dafür bereits ausgelegt war. Aus diesem Grund verfügt die A380-800 über einen auffällig überdimensionierten Tragflügel, der ihr nicht unbedingt im Reiseflug, aber bei Start und Landung Vorteile gebracht hat.
Bei den Triebwerken werde ich den Eindruck nicht los, daß sie mehr Probleme bereiten, als man erwarten sollte. Es scheint auch so zu sein, daß man bei der Triebwerksgröße an die Grenzen des derzeit beherrschbaren gekommen ist. Es ist ungewöhnlich, wenn sich moderne Triebwerke im Flug komplett zerlegen.
Es ist schwierig, diesen Flugzeugtyp auf dem Gebrauchtflugzeugmarkt abzusetzen, denn es dürfte nur wenige „sekundäre“ Fluggesellschaften geben, die mit diesem Riesenflugzeug etwas anfangen können.
Ein weitete Punkt, den ich sehe, ist die langsame Abkehr vom Hub-and-Spoke Konzept (in Deutschland seltsamerweise als Drehkreuz-Konzept bezeichnet). Dafür war die A380 konzipiert - und hat dessen Nachteiligkeit noch deutlicher gemacht.
Die Ausstattung mit vier Triebwerken wird als weiterer Nachteil genannt, da man heute auch für sehr große Flugzeuge mit nur zwei Triebwerken auskäme. Das sagen Ökonomen, aber ich teile ihre einseitige Sicht auf das Problem nicht. Viermotorige Langstreckenflugzeuge haben eine deutlich bessere Systemredundanz, nicht nur beim Antrieb, sondern auch beim elektrischen System, beim hydraulischen System und bei den pneumatischen Systemen, bis hin zur Enteisung. Dazu kommt, was ich oben schon angedeutet habe: Für die großen Zweistrahler wagt man sich an immer größere Triebwerke, doch diese schaffen neue Probleme.
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Thomas
Mein Auto kann ich innerhalb von 5 Minuten komplett "aufladen" (sogar überall unterwegs) und komme damit ca. 700 km weit.