IL-86 für die DDR?

EA-Henning
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » So 22. Aug 2021, 19:51

Also, ich kenne das so, das man Interflug drängte, die IL-86 zu kaufen. Interflug fand die Maschine unwirtschaftlich. Und das Konzept der Maschine mit Ein/Auschecken im Flugzeug war schon damals nicht machbar. Irgendwann gabs Gespräche, das man beispielsweise eine IL-86 im Pool mit CSA und Lot betreiben könnte. Letztlich kam es nicht dazu. In der DDR wartete man auf die IL-96 (die im frühen Stadium noch als IL-86D bezeichnet wurde) und die TU-204. Die waren wegen Entwicklungsverspätung nicht verfügbar. Obwohl man noch 1989 eine IL-62M erwarb, wich man auf Airbus A310 aus.
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historienquax
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon historienquax » So 22. Aug 2021, 19:56

Was sagen eigentlich die Fachleute zu den Zahlen in der Tabelle, was kann man denn daraus ableiten? Bis 349 Passagiere komme ich ja noch mit aber dann hört es auch schon auf.
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EA-Henning
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 2. Mai 2023, 03:31

Zitat aus der russischen Wikipedia:

Im Rahmen des RGW war geplant, die Il-86 in die sozialistischen Länder zu exportieren. Insbesondere die polnische Fluggesellschaft LOT erhielt vier Il-86 als Gegenleistung ( Tausch ) für die Herstellung von Komponenten. Die Fluggesellschaft verzögerte Lieferungen, die schließlich 1987 storniert wurden [13] . 1988 war die Fluggesellschaft DDR Interflug bereit, zwei Il-86-Flugzeuge zu übernehmen, und hatte ihnen bereits die Hecknummern DDR-AAA und DDR-AAB zugewiesen. Stattdessen erhielt die Fluggesellschaft im selben Jahr jedoch zwei Airbus A310 [14] .
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 2. Mai 2023, 03:40

Im "Aviaforum.ru" sagt man, sogar 3 IL-86 waren vorgesehen oder bestellt:
Anstelle von 3 Il-86, die sie bestellten und die sie später, nachdem der Kunde sich geweigert hatte, sie zu erhalten (ich frage mich, ob dafür Strafen gezahlt wurden), erhielten sie die russische Registrierung RA-86140, RA-86141, RA-86145. Tatsächlich waren dies die letzten produzierten IL-86.
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 2. Mai 2023, 03:43

Danach kommt ein Beitrag, der wie auch hier. Das Gerücht in Frage stellt:
Wie es in einem Witz aus der Sowjetzeit hieß: "Und nicht in der Lotterie, sondern in Karten und nicht in der Wolga, sondern in hundert Rubel, und ich habe nicht gewonnen, sondern verloren."

Nichts dergleichen ist tatsächlich passiert. Besonders amüsiert war der Satz über Elfmeter. Interflug sowie alle anderen Fluggesellschaften des europäischen Teils des sozialistischen Lagers hatten keine solchen Passagierströme, bei denen die IL-86 nützlich wäre. 1988 wurde in der DDR-Zeitschrift Flieger Revue ein Artikel veröffentlicht, in dem es um die theoretische Möglichkeit ging, IL-86 für die Fluggesellschaft in Höhe von zwei Exemplaren zu kaufen. Und sogar eine bunte Zeichnung des Liners führte. Und alle. Tatsächlich verhandelte die Fluggesellschaft zur gleichen Zeit bereits mit Airbus über den Kauf von zwei A-310. Denn in der DDR wurde kein Großraumflugzeug benötigt, sondern ein Flugzeug mit größerer Reichweite als die Il-62M.

Über RA-86140, RA-86141, RA-86145 ist im Allgemeinen alles andere als vernünftig. Alle drei Flugzeuge wurden 1993, drei Jahre nach der Liquidation von Interflug, auf Kiel gelegt. Dieses Fahrrad wurde erfunden und wird immer noch auf russianplanes.net vertrieben. Zum Beispiel hier:
https://russianplanes.net/reginfo/1595

Und hier ist, was diejenigen schreiben, die in diesen Jahren bei Interflug gearbeitet haben. Ich präsentiere es in der Originalsprache. Ich nehme an, dass es aufgrund der Anwesenheit verschiedener Online-Übersetzer nicht schwierig sein wird, ins Russische zu übersetzen.

In einigen offiziellen Texten der 1970er und 1980er Jahre wurde sich teilweise der DDR zur IL-86 geäußert. Zunächst ging man realistisch davon aus, dass für diesen Typ kein Bedarf da war. Später dachte man darüber nach, den Typ in einem Pool gemeinsam mit CSA, Malev und LOT zu betreiben.

Wurde nicht 1988 in der Flieger-Revue einmal laut trompetetet, daß die INTERFLUG zwei Il-86 (DDR-AAA und DDR-AAB) bestellt hätte?
(Innerhalb der INTERFLUG hatte ich allerdings nichts davon gehört.)
DankeReaktionen: IL-62,LAlex,Streifenhörnchenund eine andere Person
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 2. Mai 2023, 03:51

Das Gerücht zu den IL-96-Bestellungen von INTERFLUG stammt aus einem Artikel zur IL-86 von einem Autor namens Oleg Chernikow, der wohl auch in Büchern und Zeitschriften sowie unter: http://aviationz.narod.ru/tech/pl/il-86.html erschien. Wikipedia und andere Webseiten übernahmen den Fehler ungeprüft. In besagtem Internetartikel wurde diese Aussage inzwischen entfernt.

Zumindest die Bestellung der Flugzeuge: RA-86140, RA-86141, und RA-86145 kann man hiermit ausschließen.
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Re: IL-86 - Der "Urtyp"

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 15. Mai 2023, 14:19

Nicht ganz das Thema, aber möglicherweise die erste Aufmerksamkeit der seinerzeit für die Zivilluftfahrt beauftragten Kollegen

Im Buch von Mark Gallai - durch dessen Hände 124 Maschinen aller Zweckbestimmungen gingen - mit dem Titel: "Über unsichtbare Barrieren" gibt es Bildmaterial, welches nicht vollständig aus der Ersterscheinung (1969) vom Molodaja Gwardija Verlag stammen konnte.

Bei uns im Militärverlag 1978 erschienen und mit Bildern offensichtlich ergänzt, gibt es eine Aufnahme einer IL-86, damals noch als "Aerobus" bezeichnet, deren Registrierung zunächst nicht erkenntlich war und meine Frage ursprünglich gewesen wäre - welche ?
img483 Korrektur.jpg

Mit der Erst-Inbetriebnahme am 12. Dezember 1976 kamen nicht viele, eigentlich nur Zwei, in Frage ...
- Nach einer Bildbearbeitung war denn doch die CCCP-86000 zu entziffern und mit der 347 war es die Registrierung Ле-Бурже 1977

Nach Dienstende Abstellung / Pamjatnik in Kiew Киев - Жуляны (IEV/UKKK) mit der Registrierung 348. Bliebe noch die Frage, ob das "Denkmal" noch dort steht.

Und wie der Zufall es will, tatsächlich, erscheint heute im aerotelegraph ein Artikel zum Aerobus IL-86 >rofl< ---> https://www.aerotelegraph.com/in-die-il ... -bauch-ein

Ich will damit sagen - das Interesse schien od. scheint wohl doch größer als zugegeben
R.
(vergl.: https://russianplanes.net/planelist/Ilushin/Il-86)
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 15. Mai 2023, 20:13

Mal ein wenig zurückblättern ist schon recht interessant (auch wenn es die Geschichte heute nicht mehr beeinflusst).

Da war die IL-86 mit der 86000 auch auf dem 33. Salon (1979) vertreten, wie hier das Leitwerk zeigt:
33.Salon.png
33.Salon.png (475.27 KiB) 573 mal betrachtet
In den Fliegerjahrbüchern ab ´78 erschienen Beiträge zu ihr, und was die Zitate zum Thema betrifft -
historienquax hat geschrieben:
EA-Henning hat geschrieben:Anfang der 1980er Jahre wurde die IL-86 Vertretern der Interflug vorgestellt. Es gab auch mal irgendwo die Aussage der Interflug, das man nicht vorhabe, die IL-86 einzuflotten, da das gebotene Einsatzprofil nicht zur Interflug passe.

- Da gibt es auch die gegenteilige Aussage dazu, nämlich das die Interflug sich für die Il-86 interessierte um Entlastung auf der Route Berlin-Moskau zu bekommen (die Grafik zeigt das ja auch sehr deutlich) ....
fiel mir 1981 auf die Füße, wo anläßlich der Linien-Indienststellung der IL-86 im Okt.1979 Nowoshilow (Gen-Konstrukteur IL) im Inteview Details des Neuen, "nun bald auch auf der Linie der Freundschaft Moskau-Berlin-Moskau verkehrenden Großraumers" bekannt gab ...

Aufschlußreich erscheint doch der Vermerk "daß die techn.-ökon. Forderungen an den Aerobus IL-86 gemeinsam (im RGW) erarbeitet und gebilligt wurden",
die Fertigung in Woronesch auch gesplittet wurde nach Polen (Leitwerk + Flügelmechanismen) und CSSR (Fluggastsessel).
Zum -meines Erachtens- wichtigsten Teiles der Anpassung an alle Flughäfen (kein Umbau von SLB + Einrichtungen) die Realisierung der Forderung "Gepäck beim Passagier" - wie es im Artikel im aerotelegraph auch benannt wird - nämlich im Unterdeck in Gepäckboxen, gleichnamig mit dem Sitzplatz auf der Bordkarte, hat natürlich was (wenn auch unbequem für manchen Fluggast - zugegeben).

ff
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Di 16. Mai 2023, 11:37

... und so war das System vorgesehen (zur Vorstellung für die jüngere Generation >grins< )

- Zustieg über bordeigene Gangways, gesplittet nach den drei Salongruppen (A,B,C), in das Unterdeck zur Kofferablage und Innentreppen zu den Salons mit 9-er Reihen, mit 55 cm breiten Gängen, Sesselversetzung der Äußeren zur Mittelreihe und damit gleichzeitiges Verlassen, Evakuierung in 90 Sek. soll möglich gewesen sein -
IL-86.png
- eine Verladung Standartcontainer Unterdeck war trotzdem vorgesehen.

Entgegen den Gepflogenheiten (zumindest seinerzeit) waren alle relevanten Module für Navigation, Flugzeugführung, Funkanlagen im druckbeaufschlagten Rumpfteil angeordnet, um Temp.Schwankungen, Korrosion, Verschmutzung zu beseitigen ... Zum Herzstück der automatischen Kontrolle / Flugüberwachung gehörte auch ein Digitalrechner,
immerhin, wir reden ja von einer Zeit vor 50 Jahren
Soweit noch als eine kleine, zumindest für mich, interessante Ergänzung
R.
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Re: IL-86 für die DDR?

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 20. Mai 2023, 11:48

Das "Gepäck-bei-sich" Prinzip sollte im Inlandsflugverkehr der Aeroflot Anwendung finden. Auf internationalen Linien, z.B. Moskau-Berlin, kam von Anfang an die Il-86 Variante mit Gepäckcontainern auf dem Unterdeck zum Einsatz.

Es ist bis heute auf nahezu allen Flughäfen üblich, daß die Passagiere von ihrem Nicht-Kabinen-Gepäck getrennt werden. Dieses gelangt dann auf einem anderen Weg als die Passagiere zum Flugzeug. Aufgrund dieser getrennten Wege wäre das "Gepäck-bei-sich" Verfahren von den Flughäfen nur mit unvertretbar hohem Aufwand realisierbar gewesen. Am Flugzeug (auf der Ramp) hätte man jeden Passagier mit seinem Gepäckstück wiedervereinigen müssen, damit er es die letzten Meter zum Flugzeug trägt. Das hätte die Abfertigungszeit verlängert, zusätzlichen Platz benötigt und wäre bei schlechtem Wetter kein Spaß mehr gewesen.

Dazu kommt, daß dieses Verfahren mit den damals aufkommenden Fluggastbrücken nicht kompatibel war. Wenn ich mich richtig erinnere, so hatte der Flughafen Moskau-Scheremetjewo II (heute Terminal F) bereits ab 1980 Fluggastbrücken.
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Thomas

Mein Auto kann ich innerhalb von 5 Minuten komplett "aufladen" (sogar überall unterwegs) und komme damit ca. 700 km weit.


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