Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Kilo Mike Sierra
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Do 13. Mai 2010, 22:29

Mir hat damals ein ingenieurtechnischer Mitarbeiter der Flugtechnik zur DM-STL etwas von einem Triebwerksproblem berichtet - und daß ein Startabbruch eigentlich gerade noch möglich gewesen wäre (kurz vor V1?). Von einer massiven Überladung, die zum Absturz hätte führen können, hatte ich bisher noch nichts gehört.

An weitere Einzelheiten kann ich mich leider nicht mehr erinnern.
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Thomas

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Rexrsph2011
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon Rexrsph2011 » Sa 22. Jan 2011, 17:31

Luftfahrzeug IL-18, DDR-STP, Linie IF 320 am 05. Mai 1983 am Flughafen Dresden

Das sollte der Suizid eines Bürgers gewesen sein, der in den laufenden Propeller der IL-18 lief. Dazu Recherchieren wir gerade.[/quote]

Dieser Tag hat sich mir fest eingeprägt.
Wir waren gerade beim Frühstück, als die Motoren des Fliegers abrupt gebremst wurden.
Augenzeugen berichteten später:
Die Triebwerke der Il 18 nach Bud um 08.00 Uhr liefen alle, die Maschine war kurz vor dem Ausrollen von Standplatz 1 ( Terrasse) , als ein Mann aus Richtung Autobahn den Zaun überkletterte , und am Posten der VP (Vorfeld) vorbei in Richtung Flugzeug rannte.
Der Einweiser wollte ihn noch zurückhalten , ob der Mann „ bewusst“ in die Triebwerke rannte, oder Diesen im weglaufen zu nah kam , kann man nur spekulieren.
Über die Vorgeschichte des Mannes möchte ich mich nicht äußern.
Nachdem die Flughafenfeuerwehr den Sichtschutz errichtet hatte, verließen Crew und Passagier die Maschine, auch die herbeigerufene Schwester vom flugmediz. Dienst konnte nichts mehr machen.

Anschließend wimmelte es von Kripo und Stasi am Flughafen.
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Kilo Mike Sierra
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 28. Aug 2012, 17:15

Wurden 1987 in den D-30KU Triebwerken der Il-62M der INTERFLUG auch Zylinderrollenlager gefunden, die ab Werk anstatt 26 nur 13 Rollen enthielten?

In Polen wurden sie bei der Untersuchung des Flugunfalles der Il-62M (SP-LBG) der LOT entdeckt und als Auslöser der Katastrophe identifiziert. Jede zweite Rolle fehlte, d.h., ihre Plätze waren einfach leer geblieben.
Grund für diese "Produktmodifikation" sollen Lieferschwierigkeiten in der sowjetischen Wälzlagerindustrie gekoppelt mit Termindruck bei der Triebwerksproduktion gewesen sein.
Diese hochbeanspruchten Teile dienten als Lager für die Wellen der Triebwerke.

Das ganze klingt eigentlich völlig unglaublich, weil es so kriminell fahrlässig erscheint, wurde aber so von einem Mitglied der damaligen Untersuchungskommision in der Zeitschrift AERO – Technika Lotnicza vom Oktober 1991 beschrieben.
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 28. Aug 2012, 19:42

Dafür musste doch jemand unterschreiben? Mal eben die Hälfte der Lagerung nicht verbaut?

Ich kenne nur die Geschichte, wo eine NVA TU-134AK nur die Hälfte aller Verbindungsbolzen der Tragflächen hatte, also zzumindest fehlten einige Bolzen. Das Flugzeug wurde dem Hersteller zurückgegeben.
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon Qurth1951 » Di 7. Jan 2014, 14:03

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Wurden 1987 in den D-30KU Triebwerken der Il-62M der INTERFLUG auch Zylinderrollenlager gefunden, die ab Werk anstatt 26 nur 13 Rollen enthielten?

In Polen wurden sie bei der Untersuchung des Flugunfalles der Il-62M (SP-LBG) der LOT entdeckt und als Auslöser der Katastrophe identifiziert. Jede zweite Rolle fehlte, d.h., ihre Plätze waren einfach leer geblieben.
Grund für diese "Produktmodifikation" sollen Lieferschwierigkeiten in der sowjetischen Wälzlagerindustrie gekoppelt mit Termindruck bei der Triebwerksproduktion gewesen sein.
Diese hochbeanspruchten Teile dienten als Lager für die Wellen der Triebwerke.

Das ganze klingt eigentlich völlig unglaublich, weil es so kriminell fahrlässig erscheint, wurde aber so von einem Mitglied der damaligen Untersuchungskommision in der Zeitschrift AERO – Technika Lotnicza vom Oktober 1991 beschrieben.



Ja, es gab eine Zeit lang grosse Probleme mit diesem Lager, es war das sogenannte Zwischenwellenlager, also zwischen Hoch- und Niederdruckwelle des TW. Es lag im Heissteilbereich des Triebwerkes und war deshalb hochbeansprucht. Jedoch ist mir nichts davon bekannt, dass Rollen fehlten, sondern dieses Lager verschliss sehr schnell und "löste" sich auf. Nachdem es ursächlich bei dem Absturz der IL-62M der LOT verantwortlich war, wurden die D-30KU TW mit Magnetstopfen nachgerüstet (Service Bulletin) und diese Stopfen mussten zunächst alle 25h!!!! kontrolliert werden.
Was bedeutete, dass bei Langstreckenflügen ein Techniker mitfliegen musste um diese Zeit einzuhalten, denn die Gesamtflugzeit bei Flügen nach Hanoi, Maputo, Havanna oder Charterflüge nach Süd Amerika lag über den 25h.
Dies wurde peinlichst eingehalten, da auch ein Vorfall bei IF fast zu einem ähnlichen Vorfall gekommen wäre, wie in Warschau.
Die Schwingungsanzeige auf dem Mittelpanel war von einer Flugkarte verdeckt und leuchtete aber schon ein Weilchen, zu spüren war nicht, da die TW am Heck installiert waren. Zum Glück wurde die leuchtende Lampe dann doch noch bemerkt und das TW wurde abgeschaltet.
Das TW wurde ausgebaut und zur Rep ins "heilige Reich" geschickt. Die Bilder vom Rep.-Bericht hab ich noch vor Augen, die Niederdruckwelle war schon fast getrennt, durch den Lagerausfall. Man stelle sich das so vor, als ob ein Drehmeissel an die Welle geführt worden wäre.
Also Glück gehabt.....
Später wurden diese Lager verbessert und verstärkt und danach gab es auch keine nennenswerten Probleme mehr.
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 7. Jan 2014, 15:24

Vielen Dank, Qurth1951.
Jetzt kann ich mir noch viel weniger vorstellen, daß da jemand beim Tw-Hersteller einfach die Hälfte der Rollen des Zwischenwellenlagers weggelassen hat, um einen Lieferengpass zu bewältigen.
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Re: Vorkommnisse im Verkehrsflug der Interflug

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 18. Jun 2014, 11:36

Qurth1951 hat geschrieben:...
Später wurden diese Lager verbessert und verstärkt und danach gab es auch keine nennenswerten Probleme mehr.

Allerdings hat es die Cubana am 20. April 2008 noch einmal schlimm erwischt, als es bei der Il-62M CU-T1283 nach dem Start zu einer "uncontained engine failure" kam, d.h. zu einem schweren Schaden am Triebwerk 2, bei dem Teile mit hoher Geschwindigkeit aus der Triebwerksverkleidung herausgeschossen wurden. Durch die Trümmer wurden die Treibstoffleitung zum Triebwerk 1 und die Druckkabine beschädigt. Im Gegensatz zur SP-LBG der LOT blieb die Steuerung jedoch unbeschädigt und das Flugzeug konnte relativ problemlos auf dem Startflughafen Santo Domingo landen.

Dieses Foto spricht sicher Bände. In diesem Triebwerk ist kein Stein auf dem anderen geblieben.
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