Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Moderator: Kilo Mike Sierra

EA-Henning
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Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Fr 25. Nov 2011, 21:00

DALLGOW-DÖBERITZ - Es muss einen mächtigen Knall gegeben haben in dieser trüben Novembernacht vor 45 Jahren. So wie es eben knallt, wenn ein Passagierjet vom Himmel fällt, sich mit knapp 300 Stundenkilometern in die Erde bohrt, explodiert und seine Einzelteile über einen halben Kilometer verteilt.


Die Märkische Allgemeine berichtet ueber ueber das Flugzeugunglück von Pan-Am Flug 708:

http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... n-die.html
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Re: Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Sa 26. Nov 2011, 19:28

... 15. November 1966 ...

hatte ich mal eben mein Abi in der Tasche - Falkensee,
kann mich aber nicht erinnern ....
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Kilo Mike Sierra
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Re: Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 29. Nov 2011, 01:55

...und es gibt immer noch Leute, die öffentlich (im Internet) behaupten, das Flugzeug der PanAm sei abgeschossen worden.
Die Untersuchungskommission des NTSB konnte damals jedoch keinerlei Hinweise auf Feuer oder Explosion im Flug an den Wrackteilen feststellen.

Das Flugzeug ist am 15. November 1966 auch nicht einfach vom Himmel gefallen und hat sich ebensowenig in die Erde gebohrt, wie der Schreiber der Märkischen Allgemeinen sich das vorstellt.
Anhand der Spuren am Wrack wurde rekonstruiert, daß die 727 im Sinkflug auf freiem Gelände aufgesetzt ist. Das Bugfahrwerk brach, als es über eine größere Unebenheit rollte. Die beiden Hauptfahrwerke versagten erst später, als sie bei geringer Geschwindigkeit im Boden versanken. Dies wurde u.a. daraus geschlossen, daß die Rumpfunterseite (mit Ausnahme der Bugsektion) nur sehr geringe Schäden aufwies.

Die Besatzung des Fluges PA708, bestehend aus Capt. Walter T. Reavis (41), F/O Raymond B. Foppe (42)und F/E John W. Charlton (34), kam jedoch aufgrund der Zerstörung der Cockpit-Sektion und des anschließenden Brandes ums Leben.

Die eigentliche Unfallursache konnte aufgrund der besonderen Umstände (kein Zugang zur Unfallstelle, nur knapp die Hälfte des Wracks an US-Seite übergeben) leider nicht aufgeklärt werden.
Dem Anschein nach kann jedoch durchaus von einem "typischen" CFIT-Unfall ausgegangen werden. Aus unbekannten Gründen ließ die Besatzung das Flugzeug unter die freigegebene Höhe von 2.000 ft sinken.
Dazu kommt, daß das Wetter recht schlecht war: Sicht 2,6 km, Wolken 3 Octa mit Untergrenze bei 500 ft, 8 Octa bei 600 ft, Schneefall, Temperatur - 1 Grad, Bodenwind 3 kt aus 180 Grad, QNH 1.015 HPa. Es bestand also keine Bodensicht, zudem war es finstere Nacht und die Stunde der toten Augen (02:45 Uhr).
Der Unfall der N317PA geschah unmittelbar nach dem Zurücklesen der Freigabe für den ILS-Anflug auf die Landebahn 08R von Berlin-Tegel, während man dabei war, auf die Endanflughöhe von 2.000 ft zu sinken (durch die man jedoch unbemerkt hindurchsank).


Interessant ist auch, welche Teile des Flugzeuges von der sowjetischen Seite einbehalten worden sind:
- Flugdatenschreiber
- Cockpit-Stimmaufzeichnungsgerät
- Teile von Höhen- und Seitenleitwerk, einschließlich Antriebsspindel für Trimmung der Höhenflosse ("Stabi") und Computer für Steuerkraftsimulation
- wesentliche Teile des linken Triebwerkes
- Hauptkomponenten des Flugsteuerungssystems, einschließlich aller hydraulischen Antriebe
- Autopilot (Sperry SP-50), mit Ausnahme eines Querruder-Antriebsservos
- wesentliche Komponenten der Klima- und Druckhalte-Anlage
- Cockpit-Instrumente, einschließlich aller Navigations- und Funkgeräte sowie des gesamten Arbeitsplatzes des Flugingenieurs
- beide Pilotensitze
- Mittelkonsole des Cockpits mit Triebwerkshebeln usw.
- beide Hauptfahrwerke, einschließlich der Fahrwerksräder
- Holmstruktur zur Aufhängung des linken Hauptfahrwerks im Tragflügel

Das NTSB bekam also im wesentlichen die gesamte Flugzeugzelle, plus Triebwerke 2 und 3 sowie das Bugfahrwerk. Daher konnte sich ihre Untersuchung nur auf die Spuren am Wrack, die Aufzeichnung des Funkverkehrs, Radardaten und die exakte Kenntnis des Unfallortes (mit Hubschrauber inspiziert) stützen.


CFIT - Controlled Flight into Terrain (gesteuerter Flug [mit einem technisch intakten Flugzeug] gegen ein Bodenhindernis)
[im Gegensatz zum Absturz durch Verlust der Steuergewalt o.ä.]
F/E - Flight Engineer
F/O - First Officer
NTSB - National Transportation Safety Board
QNH - Luftdruck am Flughafen, reduziert auf Meereshöhe



Quelle: Doc NTSB AAR68-AH
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Thomas

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Re: Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Ungelesener Beitragvon Stölln89 » Mi 7. Dez 2011, 17:30

Also ich bin ja auch aus der Region hier. Bevor dies in der Zeitung stand, habe ich nichts von diesem Vorfall hier gehört.
Meine Mutter sagte ungefähr zu mir "Wusstest Du das ? " Und ich " Nö ".
Nicht mal die ältere Generation, die ja sonst viel über früher erzählt, nicht mal von denen gab es Infos darüber.

Gruß Marco :-wink:
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Clipper
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Re: Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Ungelesener Beitragvon Clipper » Mo 19. Mär 2018, 10:28

((Heute erst diesen Thread entdeckt.))

Mein Vater, der damals bei Pan Am Mechaniker war, erzählte, dass die PAA-Kollegen alle zum Checkpoint mussten, um das Flugzeug-Wrack in Empfang zu nehmen. Von der DDR-Seite sei der Kipplaster rückwärst auf die Übergabestelle gefahren und hätte direkt an der Grenze dann einfach den Kipper betätigt und den "ganzen Schrott" auf die Straße im Westteil geschüttet. Mein Vater und seine Kollegen durften dann die Einzelteile per Hand auf deren Transport Fahrzeug hieven. Es war schnell klar, dass elementare Teile von Antrieb, Steuerung und Instrumenten fehlten.
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Re: Vor 45 Jahren: PanAm-Absturz in die Döberitzer Heide

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mo 19. Mär 2018, 13:28

Erinnerungen sind immer ein hohes Gut, daß auch hier im Forum gepflegt wird.

Daß die geborgenen Reste der Maschine von sowjetischer Seite nicht vollständig an die NTSB übergeben wurden, hatte KMS oben detailliert geschrieben.
Die DDR-Organe waren, wie in dem Fall, hoheitlich faktisch aus dem Rennen genommen und Übergabestellen waren nach dem Vierseiten Abkommen detailliert festgeschrieben.

Was mich in dem Zusammenhang noch interessiert - vielleicht kann Clipper dazu noch Ausführungen machen - : Wer hat denn die Anlieferung dieser Teile realisiert - waren das sowjetische Transporter / NVA oder MDI Fahrzeuge / sonstige Speditionen? Es muß sich doch auch um Großteile gehandelt haben. Unter "Kipper" stelle ich mir nur Kleinteiliges vor.
Gruß
R.
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*Träger der Roten Mainelke und des aberkannten Status GDR, gedient in Fremden Streitkräften*


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