Fortsetzung Reisebericht "Vamos compañeros"
Sonne pur und viel warm von oben läßt sich am besten am Strand oder Pool mit einem eisgekühlten "Cuba libre" oder Mojito aushalten und gute anderthalb Wochen haben wir das nun schon "ertragen" aber noch steht Highlight unserer Reise bevor.
Ein Ausflug nach La Habana wie die Hauptstadt in der Landessprache gesprochen wird, war schon weit vor der Reise fest eingeplant - koste es was es wolle ...
Vor der Abreise aus Deutschland waren wir ja noch so naiv und im Glauben, dies auf eigene Faust organisieren zu wollen. Wie aber schon erwähnt kollidierten unsere Vorstellungen, hier vor Ort mit der Realität und buchten bei unserere motivierten Reiseleiterin die Fahrt Havanna/Vinales mit Übernachtung in der Hauptstadt.
Für die 145 Euro gab es aber tatsächlich sehr viel Leistung auf dem Papier ....
Ich muss zugeben das ich wirklich erst an diesem Morgen der Abfahrt auf die Idee gekommen bin für den Ausflug auch sicherheitshalber ein bisschen von der Landeswährung mitzunehmen. Der Bus sollte uns 07:45 Uhr abholen aber die Agentur der staatliche CADECA (Casas de Cambio) im Hotel machte natürlich erst Punkt um 08:00 Uhr auf - keine Minute eher und keine Minute später.
Und wie auch schon bekannt werden offizielle staatliche Handlungen mit peinlichster Genauigkeit und in bürokratischer angepasster Geschwindigkeit durchgeführt. Mittlerweile steht schon der Bus vor der Hotel-Lobby und wartet nur auf mich und meine handvoll cubanischer Pesos.
An Bord begrüßten uns Jóse, der Cubatur- Reiseleiter und Orlando der Busfahrer von Transtur, unsere beiden Begleiter für die nächsten knappen zwei Tage.
Jóse ("... ihr könnt mich Johann nennen ...") spricht perfekt deutsch und ist wie sich noch im weiteren Verlauf herausstellen wird ein begnadeter Entertainer , mit viel Witz und Humor aber auch ein Mensch der die Alltagsprobleme der Cubaner geschickt in Phrasen verpacken kann ohne ein Wort Kritik an der Idee der Revolution und ihren Idealen auszusprechen. - Realmente marviloso.
Bevor wir nun unseren Trip in Richtung Westen der Karibikinsel starten können müssen wir noch ein paar Gäste in den umliegenden Hotels in Varadero einsammeln. In einem Hotel stieg der Gast ... nennen wir ihn mal Frank ... zu. Dieser nutze nun jeden Stop an den folgenden Hotels um dort die Toilette aufzusuchen. Am letzten Hotel war Frank verschwunden und Jóse begab sich auf die Suche nach dem verlorenen Schäfchen aber erfolglos stieg er wieder zu uns in den Bus und kommentierte die ganze Sache schulterzuckend mit den Worten " Frank ... *Wasserhahn* ... kaputt ?!" Aber dann eine gute Zigarettenlänge später und mit Franky an Bord konnte es nun endgültig los gehen -- en direccecion a la Capital - Villa de San Cristóbal de la Habana.
Wir verlassen also nun zum ersten mal unser touristisches geschütztes Habitat "Varadero" in welchem es uns als Urlauber an (fast) nichts fehlt und fahren hinaus in das real existierende Cuba.
Die Sonne scheint wieder gnadenlos von oben herab und heizt die Straßen der knapp 152000 Einwohner zählende Provinzhauptstadt Matanzas welche wir als erstes durchfahren sowie den Rest der Insel mittlerweile wieder ins unerträgliche auf.
Wie in einem Hochglanz Reiseprospekt ziehen die kleinen idylischen Szenen auf den Straßen und Plätzen an uns vorbei.Die bunten Häuser der Stadt, geschmückt mit der cubanischen Nationalflagge und die stolzen Oldtimer bilden dazu die optimale Kulisse.
Kinder in ihren adretten Schuluniformen sind in kleinen und größeren Gruppen unbeschwert auf ihren Weg zur Schule. Die älteren Generation sitzt im Schatten der Palmen und lassen aus den Zigarren in ihren Mundwinkeln immer wieder kleine Wölkchen über die Plazas schweben, Männer und Frauen auf dem Weg zur Arbeit oder mit großer Wahrscheinlichkeit eher damit beschaftigt sich in die zahlreichen Schlangen vor den Geschäften einzureihen.
*kratz kratz .... José bewaffnet sich mit dem Bordmikrofon und deutet auf der linken Straßenseite auf ein Gebäude vor welchem sich ein größere Anzahl Menschen befand.
Er kommentierte die Situation folgendermaßen "... mit unserem kleinen Bezugsbüchlein (Libreta de Abastecimiento) ... bekommen wir , wie zum Beispiel dort drüben in der Bäckerei unsere Brötchen zugeteilt, pro Person ein Stück ..." und mit zu einem "O" geformten Fingern zeigte er in welcher Größenordnung (ca. 5-6cm im Durchmesser) wir uns bewegen. Milch und Rindfleisch gibt es nur für Kinder und kranke Menschen.
Je weiter wir uns dem nördlichen Stadtrand nähern entfernen um so trister wird nun auch die Infrastruktur, die Häuser wirken baufälliger,die Betriebe marode,Eisenbahngleise die sich unter der enormen Hitze durch die Natur winden ... und im Hafen läuft gerade wieder medienwirksam ein Tankschiff aus Russland kommend ein um die Insel mit ein paar Barrel Öl zu versorgen.
Bevor wir nun die Stadt engültig verlassen lässt uns Jose noch eine sehr wichtige Information zukommen. Mit ehrlichen Stolz und großer Würde sagt er "
... seht ihr dort die Häuser dort an dem kleinen Hügel ? ... dort wohnen die wichtigsten Person auf der ganzen Insel ... nämlich meine Frau und meine Töchter ..."
Wir folgen der Autopista Via Blanca (ein autobahnähnliches Konstrukt aber nicht mit europäischen Autobahnen vergleichbar) welche nördlich der Insel verlaufend die Städte Matanzas und Havanna miteinander verbindet und überqueren nach circa 20 Kilometer die "Puente de Bacunayagua" ,welche mit 113 Meter das höchste Brückenbauwerk auf Cuba ist.
Im weiteren Verlauf zieht eine relativ eintönige aber auch eine wunderbar faszinierende Landschaft an uns vorbei, zwischendurch schimmert das türkisblaue Wasser der "Estrecho de Florida" durch die grüne Flora. Und ja tatsächlich ist Cuba eine sehr grüne Insel ... trotz der tropischen Temperaturen. Hin und wieder tauchen am Straßenrand kleinere oder größere staatliche Empresas (Firmen) auf welche eher auf eine bessere Vergangenheit zurückschauen als auf eine aussichtvolle Zukunft.
Der Verkehr auf der Autopista ist sehr übersichtlich und tatsächlich sehr diszipliniert* ... die all gegewärtigen chromblitzende US Veteranen domineren und wetteifern mit nicht minder gepflegten Ladas und einer doch zunehmenden Zahl neuerer Importfahrzeuge im individuellen Straßenverkehr.
(*bedingt durch relativ hohe Strafen für Verkehrsdelikte. So drohen zum Beispiel Busfahrern nicht nur die Strafzahlung sondern auch die suspendierung vom Dienst und u.U. bis zu einem Jahr Verdienstausfall)
Alte Russische GAZ, und ein paar modernere Fahrzeugen vom verhassten Nachbarn USA sind das Rückgrat der spärlichen Wirtschaft und schnaufen vollbeladen zwischen den immer wieder in regelmäßigen Abständen stattfinden Polizeikontrollen die Straße entlang. Klapprige Pferdefuhrwerke deren Bespannung in Deutschland jeden selbsternannten Tierschützer zur Weisglut bringen würde teilen sich den Straßenrand mit diversen selbstgebauten motorisierten und unmotorisierten Vehikeln, Zweiräder,Handkarren sowie Fußgängern. Gefühlt wird alles was irgendwie zwei Räder besitzt zum Transport von Mensch und Waren genutzt.
Und immer wieder stehen Einmündungen oder Brücken in der brutalen Hitze größer Gruppen von Menschen jeden Alters.
Jose: "... wundert Euch nicht über die Menschen - das ist die einfachste Variante für uns Cubaner um von einem Ort zum nächsten zu gelangen..." - Ich fragte nach - "... und wie lange müssen die Menschen warten bis sie mitgenommen werden..." und bekam zur Antwort "...tatsächlich geht es das relativ schnell ... Fahrzeuge von staatlichen Unternehmen* sind dazu verpflichtet und jeder private Fahrzeugbesitzer kann sich so ein paar Pesos verdienen..."
(* Staatliche zugelassen Fahrzeuge sind immer an dem "B" im Nummernschild (z.B. B 199 614) erkennbar und sind in der Regel verpflichtet während einer Leerfahrt Passagiere mit zunehmen.
Als Beispiel: Ein Bus von "Transtur" holt Touristen am Flughafen ab und nachdem diese glücklich und wohlbehalten in den Hotels abgeliefert sind und der Fahrer auf dem Rückweg zu seinem Einsatzdepot ist dann sammelt er die Leute am Straßenrand ein. Das System scheint gut zu funktionieren und lindert den Mangel des so schon spärlichen und sporadischen verkehrenden öffentlichen Nahverkehr vorallem in den ländlichen Gegenden.
Mittlerweile nähern wir uns den ersten Vororten der Haupstadt und jenseits der Straße wird die Besiedlung dichter meist in Form von äusserlich stark baufälligen Plattenbauten. Aber auch der Verkehr wird zunehmend mehr und wir stehen tatsächlich kurzzeitig in einem Stau.
Jóse greift wieder zum Mikrofon und erklärt uns den weiteren Ablauf.
"... Bevor wir in die Stadt fahren wir halten an einem Restaurant, hier machen wir unsere **Mittagessenpause** ... es gibt Fisch oder Fleisch und ein Getränk nach Wahl... und nach dem essen treffen wir uns wieder am Bus..."
An einer stark befahrenen Einfallstraße am Rande der Stadt halten wir an einem doch gemütlich aussehenden und im inneren sehr mondän wirkenden Restaurant und werden in ein seperates Zimmer geleitet wo für uns eingedeckt wurde.
Das Essen, ein Drei Gänge Menü war sehr lecker und das Personal war unglaublich nett und zuvorkommend. Im Hintergrund des Raumes war eine große Glasfront mit Blick auf eine Terrasse wo man gerade mit profanen Mitteln und karibischer Gelassenheit versuchte die Schäden eines Unwetters zu beseitigen welches zwei Tage vorher über Havanna zog.
Nach dem Essen fanden wir uns alle bis natürlich auf eine Ausnahme (Frank) wieder pünktlich am Bus ein. Nachdem dann unser "Schäfchen" mit einer seelenruhe auch irgendwann erschien setzten wir unsere Fahrt fort.
Und dann breitet sich vor uns die wunderschöne Skyline von Havanna aus,diese unbeschreibliche Mischung aus der kolonialen und der anbrechenden modernen Zeit. Leise höre ich die Stadt rufen -" Bienvenido Heiko - schön das du endlich da bist" und als unser Bus auf die weltberühmte Uferstraße den "Malecòn" auffuhr, erfassten mich unbeschreibliche emotionale Gefühle. Ganz langsam realisiere ich endlich an dem Ort zu sein von dem ich in all den Jahren soviel gelesen, in Reportagen gesehen habe ... "Gracias, La Habana, por dejarme finalmente estar contigo" (Danke, Havanna das ich endlich bei dir sein darf).
Unser erster Stop ist der Stadtteil La Habana Vieja (Alt-Havanna) und Josè führt uns durch die verwinkelten Straßen und über die mondänen Plazas. Da dieser Stadteil das touristische Herz von Havanna und auch Weltkulturerbe ist wird er entsprechend gepflegt und instandgehalten.
.....
Leider ist unser Tagesprogramm für Havanna von offizieller Seite sehr eng getaktet.
So interresant der Rundgang auch war den Josè mit viel Herzblut, Humor und kleinen Anekdoten schmückte so blieb uns leider keine Zeit einmal irendwo kurz inne zu halten und den Flair dieser ehrwürdigen Stadt unter den alten Bäumen zu geniessen.
Zügig ging es wieder zurück zum Bus und Fahrer Orlando steuerte souverän seinen Bus durch das Gewirr von Straßen und den quirligen Verkehr der Hauptstadt in Richtung nächsten Tagesordnungspunkt.
Wir halten vor den historischen Toren der "Fabrica de Tabaco Romeo y Julieta" eine der ältesten und bekanntesten Zigarrenmarke auf Kuba. Leider ... durften wir die Produktion selber nicht besuchen aber der angrenzende Shop stand uns selbstverständlich uneingeschränkt zur Verfügung. Der holzgetäfelte Verkaufsraum beherbergte in unzähligen Regalen und Vitrinen, Zigarren in allen Größen sowie in allen erdenklichen Preisklassen,dazu rundet eine erlesenAuswahl an cubanischen Rum und Likören das Angebot ab und verströmte einen unbeschreiblichen wunderschönen Geruch. Meine Freunde und ich kauften uns für den Abend jeweils eine "Romeo y Julieta No.2" a 5.00 USD.
Nachdem unserer gesamte Reisegruppe ihre "Beute" und die Kredikarten verstaut hatte ... ging es wieder gemeinsam zurück in den Bus und somit zur nächsten Station.
Der Plaza de la Revoluciòn Josè Marti im Stadtteil Vedado ist mit 72000 Quadratmeter einer der größten öffentlichen Plätze der Welt und wird dominiert vom "Monumento a Josè Marti"* sowie im näheren Umfeld befinden sich die Nationalbibliothek sowie in sozialistischen Zweckbauten diverse Ministerien. Dabei stechen markant die Gebäude des Innenministerium mit dem Konfertein von Dr. Ernesto "Che" Guevara und des Informationsministerium mit dem Bildnis des Revolutionär "Camilo Cienfuegos Gorriàn" hervor.
*(Der Schriftsteller und Poet Josè Marti wird u.a. neben Simòn Bolivar als Symbol des cubanischen Unabhängigskeitkampfes als Nationalheld verehrt.)
Wir haben hier natürlich wieder kurz Zeit für ein paar Fotos und eine Zigarette aber bedingt das es hier weit und breit keine Schatten gibt waren wir nicht böse schnell wieder zurück in den klimatisierten Bus zu steigen.
Erneut fahren wir in Richtung Altstadt, vorbei am "Cementerio Cristóbal Colòn" (der mit zu einem der schönsten Friedhöfe der Welt zählt und ich mir sehr gerne angeschaut hätte), weiter zum "Capitolio" welches an das amerikanische Vorbild in Washington D.C. erinnert und war ursprünglich Sitz der cubanischen Legislative und vorbei am histroisch bedeutsamen "Hotel Nacional de Cuba" in welchen nicht nur im Jahre 1946 die berühmt geworden Havanna-Konfernz der amerikanischen Cosa Nostra stattfand sondern auch die internationale Prominenz aus Politik,Film und der High Society sehr gerne logierte.
Und wen ein Prominenter fest verbunden mit Havanna ist dann kommt man nicht an ihm vorbei,dem amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemmingway, welcher 21 Jahre auf Cuba lebte.
Das cubanische Volk verehrt ihn heute noch im gleichen Maße wie andere Nationalhelden.
In seiner Lieblingsbar "El Floridita" sitzt heute eine bronzene Statue des Schriftstellers und bekommt täglichen "seinen Daiquiri" * vom Personal serviert.
(*Daiquiri = Weißer cubanischer Rum,frisch gepresster Limettensaft und Rohrzucker)
Natürlich war auch hier für uns kein längerer Stop eingeplant um einen guten Daiquiri oder Mojito unter den Klängen cubanischer Livemusik in der bereits sehr gut besuchten Bar, zu geniessen.
Zu Fuss ging es nun straff weiter in Richtung zu unseren letzten touristischen Hotspot - und mittlerweile kann ich mir vorstellen wie sich japanische Touristen fühlen, welche in Rekordzeit von Sehenwürdigkeit zu Sehenswürdigkeit geschleift werden.
Aber unser Josè macht das gut mit viel Witz und viel Hintergundwissen macht er diese Sprint -Sightseeing - Tour doch sehr interessant und abwechslungsreich.
Vor uns offenbart sich nun das"Museo de la Revolucion" ein Sammelsurium an diversen Erinnerungstücken,Exponaten und Propaganda.
Das Herzstück die Yacht "Granma" mit welcher unter Führung von Fidel Castro ,82 bewaffnete Kämpfer der M-26-7* aus Mexico kommend anlandeten und somit die cubanischen Revolution begann.
Aber leider beschränkte sich hier unser Besuch dieser geschichtsträchtigen Stätte nur auf das Aussengelände.
José lies uns um sich herum versammeln und sprach die bedeutende Worte.
"Bevor wir zusammen in das Hotel fahren - eine Stunde Freizeit für uns alle" ... und eilig strömten wir in die verschiedenen Himmelsrichtungen davon.
Gemeinsam mit meinen Freunden schlenderte wir abseits der touristischen Pfade durch die Gassen der Altstadt, vorbei an architektonisch beeindruckenden Gebäuden bzw was davon übrig ist. Vieles ist verfallen und wartet eher auf den Einsturz als in sich noch Menschen zu beherbergen. Ganze Straßenzüge marode Fassaden,kaputte Fenster,fehlende Balkone ... wie schön muss Havanna einmal gewesen sein bevor es so verfiel.
So schlimm der Zustand manchen Stadtviertel auch sein mag - ihren Lebensmut,ihre Freundlichkeit und die karibische Gelassenheit haben die Habaneros nicht verloren und auch nicht nehmen lassen.
Unser bisherige Aufenthalt in der Stadt war gefühlt mehr ein sportlicher Sprint um so verlockender ist jetzt er Gedanke an ein kühles Bier. Am Ende der Straße, das kleine Bistro scheint ganz nett zu sein. Natürlich wurde meine Wenigkeit wieder vorgeschickt um die Lage zu erkunden. Ich schaute vorsichtig in die Räumlichkeit, sie war nicht groß aber sie hatte einen kleinen Tresen darüber ein kleiner Fernseher in dem eine Telenovela die Aufmerksamkeit der Besitzer auf sich zog.
Der große Bar-Kühlschrank mit unmengen an gekühlten Getränken - sagte - hier sind wir richtig und der Betreiber war sichtlich positiv überrascht das wir Touristen uns in seine Bar verlaufen hatten.
Sehr schnell wurden wurde uns vor Bar ein Tisch vorbereitet , daneben in der Fensternische ein Ventilator und die bildhübsche Tochter (Juanita) des Chefs brachte uns drei kühle "Cerveza Cristal" ein leckeres einheimisches Bier.
Wie in einem Theaterstück pulsiert um uns herum das alltägliche - das Leben der Habaneros -
... an der Straßenecke biegt ein Cadillac ein , der Fahrer grüßt uns freundlich lässig im rhythmischen Takt der cubanischer Klänge aus dem Autoradio, ein paar Jungen spielen Fussball vor der Haustür ,die Frauen und Mädchen in kleinen Gruppen unterhalten sich mit ihren Nachbarn. Ein junges Pärchen zieht auf einem klapprigen Handwagen einen rostigen Kühlschrank durch die Gasse in Richtung Hauseingang. Aus einer der oberen Etagen probagiert ein Fernseher oder Radio die aktuelle Lage der Nation durch das geöffnete Fenster Um einen alten aufgebockten, seinen Rädern und Motor beraubten Lada hat sich eine Gruppe fachsimpelner Männer versammelt und im Eckladen ein paar Meter weiter gibt es wie wahrscheinlich jeden Tag - Bananan im Angebot ...
Man könnte dieses bunte Treiben lange beobachten und immer wieder würde man neues entdecken und erleben können.
Während die bezaubernde Juanita uns mit der zweiten Runde eiskalten "Cristal" versorgte, gesellten sich zwei Straßenmusiker mit Gitarre an unseren Tisch. Meine Reisebegleiter waren davon weniger begeistert aber ich wollte mir die gute Laune welche dieses Feeling verbreitet definitiv nicht verderben lassen. Die beiden Musiker wussten natürlich sofort das wir "Alemàn" sind begannen ein deutsches Volkslied singen - was ich nun freundlich ablehnte, stimmte aber gleichzeitig , völlig unbefangen und zur Überraschung der beiden Musiker das Lied "Veinte Años" (von Maria Teresa Vera - cubanische Komponistin und Sängerin) an.
Zum Glück stiegen beiden Musiker sofort mit ihren Instrumenten und Stimmen ein,den textsicher bin ich nur leider in den ersten Zeilen dieses wunderschönen Liedes. Aber gemeinsam hatten wir sehr viel Spaß und auch Juanita schaute neugierig aus dem Fenster in welchen unermüdlich der Venilator summte, auf ihren Lippen konnte ich erkennen das sie das Lied ebenfalls leise mitsang.
Nach zwei weiteren Liedern der Musiker war leider für uns die Zeit gekommen (sehr zur Freude meiner beiden Begleiter und meinem bedauern - ich wäre sehr gerne geblieben) und wir wieder zurück zum Bus gehen musste. Ich bezahlte die Musiker mit einem übigen Trinkgeld und Juanita verabschiedete sich von mir mit einer Umarmung. > ... Ich solle unbedingt wieder vorbeikommen wen ich wieder in Havanna sei ... <
Auf dem Weg zum Bus wurde uns dann noch auf offener Straße völlig ungeniert "Fresh Coco from Columbia" angeboten - Nein solche Dinge brauchen wir nicht und wollen sie auch niemals haben.
Alle Teilnehmer haben sich pünktlich wieder am Bus eingefunden - auch Frank - und gemeinsam geht es in unser Hotel.
Das Hotel ROC Presidente liegt unmittelbar am Malecòn und knappe drei Kilometer von der Altstadt entfernt.
Betritt man das Foyer fühlt man sich sofort in einer längst vergangenen Welt und Zeit zurückversetzt
Im Foyer dominieren Ledersessel, schwere Teppiche, Fahrstühle aus den fünfziger Jahren oder wahrscheinlich noch eher und durch die hohen mit Rauchglas verzierten Türen lassen vermuten das jeden Augenblick düstere Gentlemans der Mafia wie "Meyer Lansky" und "Bugsy Siegel" eintreten würden.
Wir checken eine ... die Prozedur ... wie schon gewohnt eine Kampf mit Bürokratie und anfälliger Technik.
Der erste positive Eindruck aus dem Foyer zerschlug sich beim betreten unseres Zimmer in der achten Etage.
Die Fenster zugenagelt und von aussen mit Fensterläden verdunkelt,Steckdosen waren eher nur Attrappen, wen sie den überhaupt an der Wand hingen und nicht an brüchigen Kabeln am Boden lagen. Unter den Betten wurde seit der Revoulution wohl eher sporadisch gesaugt.
Aber als kleiner Trost ,wenigstens das Bad , zwar auch schon in die Tage gekommen war halbwegs sauber und hatte ein Fensterchen zum öffnen.
So ist es eben Cuba ... und ich mir sicher das die restlichen Zimmer für die offiziellen Gäste des Hotels in einem bedeutend besseren Zustand sind. Für uns "Durchreisende" muss das eben ausreichen und für eine Nacht ist es einmal aushaltbar.
Abgefunden mit dem Übernachtungsangebot bleibt uns nun noch viel Zeit bis zum Abendessen. Gemeinsam mit einem der meiner Freunde sitze ich nun im Foyer und beratschlagen uns. Unsere Nummer "drei" betreibt auf dem Zimmer noch ein intensiveres Körperpflegeprogramm. Als er dann gefühlt eine Stunde später zu uns stößt geschieht ein kleines Wunder. Der jenige-welcher unsere Gruppe der nie eine Meinung oder eigene Idee hat und sich immer nur einfügt, organisiert eigenständig an der Rezeption eine Tour in einem US-Oldie. Und tatsächlich knappe 15 Minuten steht eine Buick vor der Tür - exclusiv nur für uns.
Ernesto der Besitzer lässt uns Platz nehmen in dem stählernen Dinosaurier der Automobilgeschichte "...70 Jahre und noch der orginale Motor ..." sagt er uns voller Stolz. Und tatsächlich rollten wir mit satten V8 - Sound über den Malecòn in Richtung Altstadt. Das Auto roch nach Benzin und Öl, alles war irgendwie improvisiert und notdürftig am Leben erhalten. Es war von oben warm durch die Sonne und von unten durch den Auspuff. Kein Mensch würde in Deutschland in ein solches Auto einsteigen geschweige denn auch nur ansatzweise in Betrieb nehmen dürfen. Aber genau das machte diese Stunde so unbezahlbar ... es war ein erhebendes und einzigartiges Gefühle durch die Straßen der Stadt zu cruisen und den Wind um die Nase wehen zu lassen , auf Augenhöhe mit den Einwohnern zu sein und den unbeschreiblichen Sound und Reiz vergangener amerikanischer Automobilbau-Kunst zu erleben.
Am Ende der Fahrt wollte uns Ernesto noch einen guten Platz für den Abend empfehlen - ja da ist wieder der Punkt - Jemand kennt jemanden der jemanden kennt - aber so traumhaft auch dieser Ort anmutet leider müssen wir zurück in das Hotel ... es gibt gleich Abendessen. "...Fleisch oder Fisch jeder nur eine Getränk..." - wie gehabt.
Nach dem Essen - stellt sich eine gewisse Schwere ein - ja der Tag steckt schon in den Knochen - man ist ja auch kein Teenager mehr. Wir machen aber trotzdem noch einen kleinen Spaziergang über den abendlichen Malecòn. Am Abend verwandelt sich die Uferstraße in einen Ort der Romatik und Hoffnung für die junge Generation oder kurz gesagt - sie wird die "Couch der Stadt".
Die Stadt wird ruhig und geht schlafen - wir auch - morgen geht es früh geht es zeitig weiter.
Buenas noches Habana
Vamos compañeros - Havanna Club
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Vamos compañeros - Havanna Club
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"A good airplane must primarily possess beautiful forms" ... A.N.Tupolev
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Re: Vamos compañeros - Havanna Club
Sehr schön zu lesen, taugt als Software fürs Kopfkino.
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Re: Vamos compañeros - Havanna Club
Nun ist tatsächlich schon fast wieder ein Jahr vergangen - Leute die Zeit rennt davon....
Am 12.09.23 war der Start nach Cuba ... meine Erinnerungen so frisch als wäre es erst gestern gewesen.
Die berechtigte Frage ... gibt es einen Teil 3 oder auch noch ein paar Bilder von Havanna und gibt es ein Fazit. --- Ja!,Ja! und Ja!
Die letzte cubanische Zigarre und der " El Ron de Cuba" stehen parat um für Euch den letzten Part der Reise in die Tasten zu tippen.
Ihr wisst ja -- "Tranquillo" - und wir sehen uns demnächst in "Pinar del Río" dem wohl schönsten Landesteil auf Cuba.
Dannach erwarte ich aber "Standing Ovations" hier im Forum ...
Viele Grüße Heiko
Am 12.09.23 war der Start nach Cuba ... meine Erinnerungen so frisch als wäre es erst gestern gewesen.
Die berechtigte Frage ... gibt es einen Teil 3 oder auch noch ein paar Bilder von Havanna und gibt es ein Fazit. --- Ja!,Ja! und Ja!
Die letzte cubanische Zigarre und der " El Ron de Cuba" stehen parat um für Euch den letzten Part der Reise in die Tasten zu tippen.
Ihr wisst ja -- "Tranquillo" - und wir sehen uns demnächst in "Pinar del Río" dem wohl schönsten Landesteil auf Cuba.
Dannach erwarte ich aber "Standing Ovations" hier im Forum ...
Viele Grüße Heiko
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Re: Vamos compañeros - Havanna Club
Na, da hol ich schon mal Popcorn und Cola.
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Re: Vamos compañeros - Havanna Club
... und dann Henning, überleg mal bitte eine "(Mit)lesegebühr" für die "nichtschreibende Gemeinde" einzuführen, denn Heikos Studienreise mußte ja irgendwie finanziert werden, wie die Anschließende, die auch einen Anschub braucht .
Alles nicht ohne, und
man möchte doch gern auf diese unterhaltsame Weise das "Miterleben" echt nicht mehr missen.
Ein Glück aber auch, was die Luftfahrt Eisenach, ähhh, ddr-luftfahrt natürlich, möglich macht
Heiko - allemal Großen Dank für dieses Kapitel mit der Mühe, die darin steckt
R.
Alles nicht ohne, und
man möchte doch gern auf diese unterhaltsame Weise das "Miterleben" echt nicht mehr missen.
Ein Glück aber auch, was die Luftfahrt Eisenach, ähhh, ddr-luftfahrt natürlich, möglich macht
Heiko - allemal Großen Dank für dieses Kapitel mit der Mühe, die darin steckt
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Re: Vamos compañeros - Havanna Club
Oh, Geld..... Brauch ich auch. Ich erlebe gerade wieder die Chancengleichheit beim Studium in Deutschland. Das ist ein Krampf.
Mit solchen Berichten, wie etwa von Heiko, komme ich dann wieder zur Ruhe.
Mit solchen Berichten, wie etwa von Heiko, komme ich dann wieder zur Ruhe.
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Re: Vamos compañeros - Havanna Club
Übrigens:
Das gelbe Sportcoupe ist ein:
VW KARMANN GHIA TYP 14,
gefertigt in Osnabrück und Brasilien. Es hat einen Motor zwischen 30 und 54 PS..
Das gelbe Sportcoupe ist ein:
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