Flieger Bernd hat geschrieben:Es ist an der Zeit, sich in einen Simulator zu setzen und das nachzufliegen.
Das wurde seitdem schon oft getan.
Unter anderen hat das auch Prof. Gerhard Hüttig vom Institut für Luft- und Raumfahrt der TU Berlin gemacht. Er hat 2010 mit weiteren Linienpiloten in einem A330 Trainingssimulator das Flugzeug in einen voll entwickelten Stall gebracht und dabei beobachtet, wie die trimmbare Höhenflosse (Stabi) langsam in Richtung Anschlag Nose Up gefahren ist - so wie es auch beim Unfallflug geschah. Mit dem derartig vetrimmten Stabi gelang es keinem der anwesenden Piloten, den überzogenen Flugzustand auszuleiten, mangels ausreichender Höhenruderwirkung. Seine Beobachtungen hat Prof. Hüttig in einem Gutachten dokumentiert und dieses der Europäischen Flugsicherheitsbehörde (EASA) und auch der französischen Untersuchungsbehörde für Flugunfälle (BEA) vorgelegt.
Die EASA hat jedoch abgewiegelt: "Wir vermuten, dass das von Ihnen vorgetragene Verhalten in dem bei der Studie verwendeten Flugsimulator zu suchen ist und nicht im Flugzeugmuster A330."
Wen es um brennende Fragen der Flugsicherheit eines in großer Zahl eingesetzten Verkehrsflugzeuges geht, dann begründet die EASA ihr Nicht-Tätigwerden also mit einer Vermutung.
(Ich hoffe, daß die EASA die Sache heute anders bewertet.)
Diese Vermutung kann man schon widerlegen, wenn man nur das Kapitel Flugsteuerung im Flugzeughandbuch des A330 liest und versteht. Es hätte gar keines Simulatorversuches bedurft, um das Problem mit der Autotrim-Funktion während eines Stalls zu erkennen. Ein Gedankenexperiment hätte genügt, aber ein Simulator demonstriert das komplexe Geschehen natürlich viel besser.
Lediglich die Frage, ob man das Flugzeug mit dem Stabi fast auf Anschlag noch retten kann, läßt sich mit einem Simulator nicht abschließend beweisen, weil sein flugmechanisches Modell für so hohe Anstellwinkel nicht validiert ist, da es hierfür keine Referenzdaten aus dem Flugtestprogramm gibt.
Andersherum finde ich es schon sehr gewagt, ernsthaft mit der Hypothese aufzutreten, das Ausleiten könnte funktionieren, besonders solange das Gegenteil noch nicht bewiesen ist.
Für diese Extrem-Optimisten schlage ich einen einfachen Test vor, der selbstverständlich innerhalb des validierten Bereiches des Simulationsmodelles geflogen wird.
Versucht doch einmal das Gegenteil. Versucht aus dem normalen Horizontalflug (d.h. mit optimale Anströmung) bei maximal angestelltem Stabilisator, den
Eintritt in den überzogenen Flugzustand
zu verhindern.
Anschließend dürft ihr die eingangs gestellte Frage nach dem
Ausleiten noch einmal neu bewerten.