Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

MB_SN
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Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon MB_SN » Sa 17. Okt 2020, 15:02

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Staatlichen Luftfahrtinspektion (SLI), der dort von Nov. 1973 bis Ende 1979 tätig war, informierte mich über diese Vorkommnisse auf dem Flughafen Schönefeld, kann diese aber zeitlich nicht mehr genau zuordnen. Sie können auch nach seiner Tätigkeit passiert sein. Er schrieb mir:
"Es handelt sich um eine Tu 134 der Balkan Air, die einen Trainingsflug machte. Piloten sollten den An- und Abflug trainieren. Hier gab es Probleme mit der Verständigung während des Anfluges der Maschine. Sie sollte eigentlich durchstarten, aber die Anweisung des Turms wurde missverstanden und die TU landete, kam leicht von der Bahn ab und hatte einen Fahrwerksschaden. Es war somit kein Unfall, sondern wurde als Vorkommnis eingestuft. (Eine Auflistung der Vorkommnisse habe ich im Internet noch nicht gefunden).
Ein weiterer Vorfall auf Grund von Verständigungsproblemen, der mir bekannt ist, betraf eine Maschine der Aeroflot. Der Pilot hatte die Weisung zum Verlassen der SLB nicht richtig verstanden und versuchte dann in Höhe Waßmannsdorf auf der SLB zu wenden, kam von der SLB ab und blieb auf mit einem Fahrwerk neben der SLB stecken. Es gab keinen Schaden, aber der Aufwand, die Maschine wieder frei zu bekommen war erheblich. An den Typ der Maschine kann ich mich nicht mehr erineren, aber ich glaube es war eine IL 62."

Kann jemand weiterhelfen? Wann könnte das passiert sein? Sind weitere Details bekannt?

Danke vorab für das Nachdenken :) + ein Gruß aus Schwerin!
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Kilo Mike Sierra
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 17. Okt 2020, 18:57

1973 bis 1979, das war vor meiner Zeit. Über diese Vorfälle habe ich bei der Flugsicherung auch später keinerlei Erzählungen gehört. Zum Glück waren das ja auch nur relativ harmlose Begebenheiten. Deshalb wird man im Internet darüber nichts finden.

Verständigungsprobleme zwischen Flugbesatzungen und Flugsicherungen sind ein relativ alltägliches Problem, haben aber immer das Potential, in gefährliche Situationen oder sogar Unfälle zu münden. Der Unfall der Aeroflot Tu-134A aus Minsk im Anflug auf Berlin-Schönefeld am 12. Dezember 1986 war so eine Katastrophe, die mit einem sprachlichen Mißverständnis begann. Es war nicht die Unfallursache, aber dennoch Auslöser der Ereigniskette, die zum Unfall führte.

Ein Fragezeichen habe ich jetzt dennoch im Kopf. Hat die Balkan wirklich An- und Abflüge in Berlin-Schönefeld trainiert? Das hätte man sehr viel preiswerter in Bulgarien tun können.
Am Ende ist das jedoch gar nicht so wichtig. Was der Zeitzeuge von der SLI beschreibt, hätte genauso gut bei einem Linienflug passiert sein können.


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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Jürschi » So 18. Okt 2020, 13:42

In den 1980er Jahren war mir aufgefallen, dass ein Kollege vom Leipziger Tower mit Aeroflot-Besatzungen immer russisch sprach. Um das mitzuhören, brauchte man keinen Funkscanner, den es in der DDR für Privatleute sowieso nicht gab, denn die Anflugfrequenz 121,1 schlug auf der Spiegelfrequenz bei 99,7 im UKW-Band durch.
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Kilo Mike Sierra
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 18. Okt 2020, 22:33

Ja, man brauchte nur 21,4 MHz (das Doppelte der Zwischenfrequenz von 10,7 MHz) von der Flugfunkfrequenz abziehen und dann wußte man, wo man auf seinem UKW-Radio suchen muß. Das funktionierte allerdings nur bei Empfängern, deren Eingangskreis nicht schmalbandig genug war, um die Spiegelfrequenz wirksam zu unterdrücken.
Wenn genau auf der gewünschten Frequenz ein Rundfunksender war, dann hatte man allerdings Pech.
War die Aussendung (Feldstärke) zu stark, dann wurde das amplitudenmodulierte Signal vom FM-Empfänger begrenzt (bei der Demodulation eines frequenzmodulierten Signals spielt die Amplitude keine wesentliche Rolle) und das führte zu starken Verzerrungen und bis zur Unverständlichkeit.

Daraus könnten wir bei Interesse ein eigenes Thema machen.
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mo 19. Okt 2020, 04:02

Daraus könnten wir bei Interesse ein eigenes Thema machen
.

Gerne.
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon etbstwr1 » Mo 19. Okt 2020, 14:30

... da fühle ich mich förmlich angesprochen, da ich in diesen genannten Jahren Dienst auf dem Tower in SXF hatte.

An keines der genannten Vorfälle kann ich mich erinnern, was aber nichts bedeuten muss. Hatte ich Urlaub oder eine freie Schicht? Eigentlich hatte ich das Glück, immer konfliktfrei meine Dienste zu beenden. Einzig bei einer Kontrolle der Flugbetriebsflächen (das war nach der Umstrukturierung nach Eröffnung der NPA und somit Ramp 3 unsere Aufgabe) sind mir eindeutige Reifenspuren mir deutlichem Gummiabrieb auf der damaligen 25L/07R aufgefallen, die ins Abseits neben der Bahn führten und auch wieder auf die Bahn zurück. Wir hatten vorher eine IL-62 mit Trainingsflügen...
Ob auch Teile der Befeuerung beschädigt wurden, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hatten wir keine Meldung der Besatzung darüber bekommen und der zuständige Lotse hatte nichts beobachtet. Über den weiteren Verlauf habe ich keine Informationen.

Zurück zum Thema: im genannten Zeitraum wurde wirklich überwiegend englisch im Funkverkehr gesprochen, auch mit der Aeroflot. Einzig die Verbindung nach Minsk(!) hatte nur russischsprachige Besatzungen an Bord und da mussten wir also "umschalten" und in Russisch kommunizieren. Ich rede jetzt hier vom Linienverkehr und der wurde zu mehr als 90% in Englisch durchgeführt. Auch die Balkanbesatzungen sprachen kein Russisch auf der Linie!
Es gab sicher einige Verständnisprobleme mit Aeroflotbesatzungen, die eigentlich Lappalien waren: zum Beispiel konnte es vorkommen, dass auch bei denen ein Eleve am Funk war, der einige Anweisungen auf Englisch nicht verstand und unser Lotse dann in Russisch wiederholte. Die Antwort war dann wieder in Englisch aus dem Cockpit. Man hatte schon seinen Stolz!

Beste Grüße
Rainer
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon Jürschi » Mo 19. Okt 2020, 15:01

etbstwr1 hat geschrieben:Einzig die Verbindung nach Minsk(!) hatte nur russischsprachige Besatzungen an Bord und da mussten wir also "umschalten" und in Russisch kommunizieren.


Jetzt wo ich das lese, könnte es natürlich auch in LEJ nur die Verbindung von/nach MSQ betroffen haben, da ich ja nur sporadisch ab und zu in den Funkverkehr reingehört habe.
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon etbstwr1 » Mo 19. Okt 2020, 16:16

Noch ein Nachtrag @KMS :

"Ein Fragezeichen habe ich jetzt dennoch im Kopf. Hat die Balkan wirklich An- und Abflüge in Berlin-Schönefeld trainiert? Das hätte man sehr viel preiswerter in Bulgarien tun können."

Hat sie meiner Erinnerung nach nicht getan. Allerdings kann ich mich sehr gut an ausgiebige nächtliche Trainings der Koreaner mit Tu-154 und IL-62 erinnern. Die haben uns viele Stunden mit Platzrunden, Landungen, Starts, PAR-Anflügen auf Trab gehalten. Cubana hat das auch mit IL-62 in der Art getan. Ich denke mal, das waren eine spezielle Art von Solidaritäts-Leistungen.
Kommunikation immer in Englisch.
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon historienquax » Mo 19. Okt 2020, 19:16

Gibt es eigentlich Erfahrungen im Funksprechverkehr mit den innersowjetischen Aeroflot-Besatzungen die zum Truppenaustausch in den Luftraum der DDR eingeflogen sind, der Einflug müsste doch über SXF gelaufen sein?
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Re: Sprachprobleme mit sowjetischen u.a. Besatzungen in Schönefeld

Ungelesener Beitragvon etbstwr1 » Mo 19. Okt 2020, 20:19

DER wurde ausschließlich in russischer Sprache abgewickelt.
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