Fotoausstellung zur An-225 am Flughafen Leipzig/Halle
Verfasst: Mo 7. Nov 2022, 19:46
„Leipzig/Halle ist das zweite Zuhause für Antonov“ – neue Ausstellung am Flughafen eröffnet
Florian Reinke
07.11.2022, 18:39 Uhr
Leipzig/Schkeuditz. Wenn es eines weiteren Beweises bedurft hätte, wie sehr Antonov und der Flughafen Leipzig/Halle miteinander verbunden sind, dann galt dieser Beleg am Montag als erbracht. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev war nach Sachsen gekommen, um eine neue Ausstellung im Schkeuditzer Flughafengebäude zu eröffnen. „Light and Shadow – The Antonov Story“ („Licht und Schatten – Die Antonov-Geschichte“) lautet deren Titel. Die Schau erzählt noch bis zum Jahresende von den beiden Seiten, die mit den Frachtflugzeugen verbunden sind – von der hellen und von der dunklen.
„Schauen Sie, wie alles ausgesehen hat – und was die Russen uns angetan haben“: So fasste der höchste Repräsentant der Ukraine in Deutschland den Inhalt der Ausstellung zusammen. Im Anschluss fuhr Makeiev, der fließend Deutsch spricht, weiter ins Leipziger Rathaus zu Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.
Zunächst aber der Besuch am Airport, der für den Botschafter auch ein persönliches Anliegen war, wie sich herausstellen sollte. Dass sich ein hochrangiger Diplomat, der erst seit zwei Wochen sein Amt innehat und dessen Land sich im Krieg befindet, die Zeit nimmt, eine Ausstellung zu eröffnen und Leipzig zu besuchen, ist schon ein Statement für sich.
Zerstörte An-225 ist für die Ukraine mehr als nur ein Flugzeug
Insbesondere bei der Antonov An-225 handelte es sich eben nicht bloß um ein Flugzeug, das tonnenweise Fracht transportierte. Für die Ukrainer bedeutete die Maschine auch Stolz. Der mit den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb versehene Riesenvogel diente als Symbol einer selbstbewussten, eigenständigen Nation. Als die Russen das schwerste Flugzeug der Welt in Hostomel nördlich von Kiew am Beginn des Krieges zerstörten, war die Bestürzung in der Ukraine groß.
Inzwischen ist Leipzig/Halle gewissermaßen das Zuhause von Antonov Airlines. 300 Mitarbeiter arbeiten hier. Flugzeuge des Typs An-124 starten regelmäßig in verschiedene Ecken der Welt. Auch eine Wartungsbasis unterhält das Luftfahrtunternehmen am Airport. Bis zur Zerstörung war auch die "Mrija" (Traum), so der Name der An-225, regelmäßig zu Gast in Schkeuditz.
Botschafter dankt der Stadt Leipzig
Von einer „engen Verbundenheit“ spricht der CEO der Mitteldeutschen Flughafen AG, Götz Ahmelmann. „Wir sind das zweite Zuhause für Antonov“, stellte er fest. Der Botschafter gab sich demütig: „Ich danke dem Team in Leipzig, dass die Flugzeuge hier Schutz und Unterkunft gefunden haben.“
Wenige Kilometer Luftlinie entfernt war dann erneut von einer besonderen Beziehung die Rede, dieses Mal im Neuen Rathaus. Die Messestadt ist bekanntlich eine Partnerstadt Kiews. Oberbürgermeister Jung ließ es sich daher nicht nehmen, dem Botschafter den Stift für einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zu reichen. Was Makeiev aufgeschrieben hatte, las Jung im Anschluss vor: "Ich danke der Stadt Leipzig und den Deutschen für die Hilfe, die meine ukrainischen Landsleute erhalten haben."
Im Vergleich zu Ex-Botschafter Andrij Melnyk, dem Amtsvorgänger von Makeiev, sind das beinahe salbungsvolle Worte. Melnyk war dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – auch wenn das den diplomatischen Gepflogenheiten widersprach. „Wir sind sehr geehrt, dass wir eine der ersten Städte sind, die der neue ukrainische Botschafter besucht“, freute sich OBM Jung.
Arbeiten an neuer „Mrija“ laufen offenbar schon
Makeiev, der Jung einen Gruß vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ausrichtete, kannte Leipzig schon – nicht nur dank eines Besuchs vor einigen Jahren. Er könne sich noch gut daran erinnern, als Leipziger Schüler seine Klasse in Kiew besucht hätten, erzählte er.
Es war nicht die einzige Anekdote, die Makeiev bei seinem Besuch im Gepäck hatte. „Vor 40 Jahren hatte auch ich einen Traum, eine Mrija“, erzählte er am Flughafen mit Blick auf die ausgestellten Fotos vom zerstörten ukrainischen Transportflieger. Als Kind sei es sein Wunsch gewesen, selbst Pilot zu werden. Am Ende habe er sich dann zwar für den diplomatischen Dienst entschieden. „Aber der Traum blieb in meinem Herzen.“
Und was die Transportmaschine „Mrija“ angeht, wartete der Botschafter noch mit einer Ankündigung auf, die Flugzeugbegeisterte gern hören dürften. Viele Schaulustige hatten nach der Zerstörung damit gerechnet, das Flugzeug in Leipzig nie wiederzusehen. Die Arbeiten an einer neuen „Mrija“ hätten in der Ukraine bereits begonnen, verkündete der Diplomat. So habe er es vom Luftfahrtunternehmen erfahren. Hintergründe blieben unklar, nur so viel: „Ich bin mir sicher, dass sie dank internationaler Kooperation wiederaufgebaut werden kann.“ In Unternehmenskreisen hieß es, dass zum Wiederaufbau Teile einer geplanten zweiten Maschine des Typs An-225 verwendet werden könnten. Diese wurde nie fertiggestellt. Im Frühjahr hatte Antonov bekanntgegeben, eine Kommission einzusetzen, die sich mit dem Wiederaufbau auseinandersetzen solle.
https://www.lvz.de/mitteldeutschland/an ... JCFFA.html
Florian Reinke
07.11.2022, 18:39 Uhr
Leipzig/Schkeuditz. Wenn es eines weiteren Beweises bedurft hätte, wie sehr Antonov und der Flughafen Leipzig/Halle miteinander verbunden sind, dann galt dieser Beleg am Montag als erbracht. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev war nach Sachsen gekommen, um eine neue Ausstellung im Schkeuditzer Flughafengebäude zu eröffnen. „Light and Shadow – The Antonov Story“ („Licht und Schatten – Die Antonov-Geschichte“) lautet deren Titel. Die Schau erzählt noch bis zum Jahresende von den beiden Seiten, die mit den Frachtflugzeugen verbunden sind – von der hellen und von der dunklen.
„Schauen Sie, wie alles ausgesehen hat – und was die Russen uns angetan haben“: So fasste der höchste Repräsentant der Ukraine in Deutschland den Inhalt der Ausstellung zusammen. Im Anschluss fuhr Makeiev, der fließend Deutsch spricht, weiter ins Leipziger Rathaus zu Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), um sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen.
Zunächst aber der Besuch am Airport, der für den Botschafter auch ein persönliches Anliegen war, wie sich herausstellen sollte. Dass sich ein hochrangiger Diplomat, der erst seit zwei Wochen sein Amt innehat und dessen Land sich im Krieg befindet, die Zeit nimmt, eine Ausstellung zu eröffnen und Leipzig zu besuchen, ist schon ein Statement für sich.
Zerstörte An-225 ist für die Ukraine mehr als nur ein Flugzeug
Insbesondere bei der Antonov An-225 handelte es sich eben nicht bloß um ein Flugzeug, das tonnenweise Fracht transportierte. Für die Ukrainer bedeutete die Maschine auch Stolz. Der mit den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb versehene Riesenvogel diente als Symbol einer selbstbewussten, eigenständigen Nation. Als die Russen das schwerste Flugzeug der Welt in Hostomel nördlich von Kiew am Beginn des Krieges zerstörten, war die Bestürzung in der Ukraine groß.
Inzwischen ist Leipzig/Halle gewissermaßen das Zuhause von Antonov Airlines. 300 Mitarbeiter arbeiten hier. Flugzeuge des Typs An-124 starten regelmäßig in verschiedene Ecken der Welt. Auch eine Wartungsbasis unterhält das Luftfahrtunternehmen am Airport. Bis zur Zerstörung war auch die "Mrija" (Traum), so der Name der An-225, regelmäßig zu Gast in Schkeuditz.
Botschafter dankt der Stadt Leipzig
Von einer „engen Verbundenheit“ spricht der CEO der Mitteldeutschen Flughafen AG, Götz Ahmelmann. „Wir sind das zweite Zuhause für Antonov“, stellte er fest. Der Botschafter gab sich demütig: „Ich danke dem Team in Leipzig, dass die Flugzeuge hier Schutz und Unterkunft gefunden haben.“
Wenige Kilometer Luftlinie entfernt war dann erneut von einer besonderen Beziehung die Rede, dieses Mal im Neuen Rathaus. Die Messestadt ist bekanntlich eine Partnerstadt Kiews. Oberbürgermeister Jung ließ es sich daher nicht nehmen, dem Botschafter den Stift für einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt zu reichen. Was Makeiev aufgeschrieben hatte, las Jung im Anschluss vor: "Ich danke der Stadt Leipzig und den Deutschen für die Hilfe, die meine ukrainischen Landsleute erhalten haben."
Im Vergleich zu Ex-Botschafter Andrij Melnyk, dem Amtsvorgänger von Makeiev, sind das beinahe salbungsvolle Worte. Melnyk war dafür bekannt, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – auch wenn das den diplomatischen Gepflogenheiten widersprach. „Wir sind sehr geehrt, dass wir eine der ersten Städte sind, die der neue ukrainische Botschafter besucht“, freute sich OBM Jung.
Arbeiten an neuer „Mrija“ laufen offenbar schon
Makeiev, der Jung einen Gruß vom Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko ausrichtete, kannte Leipzig schon – nicht nur dank eines Besuchs vor einigen Jahren. Er könne sich noch gut daran erinnern, als Leipziger Schüler seine Klasse in Kiew besucht hätten, erzählte er.
Es war nicht die einzige Anekdote, die Makeiev bei seinem Besuch im Gepäck hatte. „Vor 40 Jahren hatte auch ich einen Traum, eine Mrija“, erzählte er am Flughafen mit Blick auf die ausgestellten Fotos vom zerstörten ukrainischen Transportflieger. Als Kind sei es sein Wunsch gewesen, selbst Pilot zu werden. Am Ende habe er sich dann zwar für den diplomatischen Dienst entschieden. „Aber der Traum blieb in meinem Herzen.“
Und was die Transportmaschine „Mrija“ angeht, wartete der Botschafter noch mit einer Ankündigung auf, die Flugzeugbegeisterte gern hören dürften. Viele Schaulustige hatten nach der Zerstörung damit gerechnet, das Flugzeug in Leipzig nie wiederzusehen. Die Arbeiten an einer neuen „Mrija“ hätten in der Ukraine bereits begonnen, verkündete der Diplomat. So habe er es vom Luftfahrtunternehmen erfahren. Hintergründe blieben unklar, nur so viel: „Ich bin mir sicher, dass sie dank internationaler Kooperation wiederaufgebaut werden kann.“ In Unternehmenskreisen hieß es, dass zum Wiederaufbau Teile einer geplanten zweiten Maschine des Typs An-225 verwendet werden könnten. Diese wurde nie fertiggestellt. Im Frühjahr hatte Antonov bekanntgegeben, eine Kommission einzusetzen, die sich mit dem Wiederaufbau auseinandersetzen solle.
https://www.lvz.de/mitteldeutschland/an ... JCFFA.html