Geteilte Träume - Warum Interflug abgewickelt wurde

Robert Ide
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Geteilte Träume - Warum Interflug abgewickelt wurde

Ungelesener Beitragvon Robert Ide » Do 26. Apr 2007, 22:51

Warum wurde Interflug abgewickelt? Das fragen sich sicherlich viele in diesem Forum noch immer. Auch ich habe mir diese Frage gestellt, denn meine Mutter - zu Wendezeiten Mitte 40; ich war 14 - verlor ihre Arbeit, und in unsere Familie zog eine Traurigkeit ein, von der bis heute Spuren geblieben sind. Inzwischen bin ich Journalist beim "Tagesspiegel" in Berlin. Ich habe ein Buch über die Entwicklung Ostdeutschlands geschrieben - es heißt "Geteilte Träume" und ist gerade erschienen beim Luchterhand Verlag. Darin gehe ich der Abwicklung von Interflug noch einmal nach, anhand von Geschäfts- und Zeitzeugenberichten sowie mittels eines Besuchs beim Liquidator Jobst Wellensiek, einem Anwalt in Heidelberg, der Interflug zur letzten Landung brachte.

Wenn es Sie interessiert, dann lesen Sie doch einmal rein - und fliegen Sie in Gedanken noch einmal mit. Damit Sie nicht denken, es handele sich hier nur um einen Scherz, anbei noch zwei Pressestimmen zu dem Buch:

"Warum sich seine Go-West-Generation so von den Wurzeln entfernt hat, versucht Ide mit anrührenden Geschichten aus seinem Leben zu ergründen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt er auf die Tage zurück, als er mit seiner Familie an Bord einer Iljuschin durch die radioaktive Wolke über Tschernobyl flog – und sich reichlich Spucktüten füllten.“ (Robert Nößler, Leipziger Volkszeitung)

„Ide begnügt sich nicht mit der persönlichen und kollektiven Erinnerung, er ist auch im Heute unterwegs, beschreibt den Alltag im Osten, besucht Ossi-Stammtische im Westen und trifft sich mit dem Liquidator Dr. Jobst Wellensiek, der seinerzeit im Auftrag der Treuhand die Interflug abgewickelt hat. Die Aufarbeitung der Interflug-Geschichte gehört zu den interessantesten Kapiteln des Buches.“ (Frank Quilitzsch, Thüringische Landeszeitung)

Mit freundlichen Grüßen aus Berlin,
Robert Ide


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Robert Ide: Geteilte Träume - Meine Eltern, die Wende und ich. Luchterhand Literaturverlag. http://www.geteilte-traeume.de
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Flugi
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Ungelesener Beitragvon Flugi » Sa 2. Feb 2008, 16:09

Gerade habe ich das Buch aus den Händen gelegt.

Ich muss ehrlich gestehen, interessiert war ich an der Geschichte zur Interflug- Abwicklung und dem Chefliquidator Dr. Jobst Wellensiek.

Nur, um es gleich zu sagen, das Buch bringt da keine neuen Erkenntnisse. Was hat der Autor bei seiner Audienz bei Wellensiek erwartet? Ein Mann wie Wellensiek lässt sich nicht in die Karten schauen, auch nicht nachträglich. Neu war, der Wellensiek hat ein Plasticart Modell einer INTERFLUG Maschine in seinem Schrank, bei dem ein Flügel abgebrochen ist, wie bezeichnend! :wink:

Trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen.
Ich zähle mich ja zu der Elterngeneration in diesem Buch und muss gestehen, das ist alles sehr genau beobachtet und ebenso gut erzählt.
Es scheint absolut sicher zu sein, das Lebenswege und Erfahrungen aus der DDR und dem Ankommen in der BRD oft kongruent sind, sich aber zumindest sehr stark gleichen. Dem Autor, zur Wende 14 Jahre alt, ist es sehr gut gelungen, die Sichtweise meiner Kinder mir näher zu bringen. Ich habe das mit sehr großem Interesse und ebensolchen Wiedererkennunswert gelesen, zumal man in den wirren Jahren mehr mit sich, dem Zurechtfinden in der neuen Welt beschäftigt war, als sich in die Gefühlswelt seiner heranwachsenden Kinder zu versetzen. Sie haben keinen Schaden genommen, auch wenn sie genau, wie in Ide seinem Buch , dem Osten, oder der BRD reihenweise den Rücken kehrten und immer noch kehren. Es macht traurig, aber wir werden es in dieser Bundesrepublik und in diesem Leben nicht mehr ändern. Mit der Wende hat sich leider mehr geändert, als der simple Untergang eines Staates. Uns hat mal ein ehemaliger Botschafter der DDR im NSW folgenden Satz gesagt: Wir leben in einer der bestbehüteten Staatsformen dieser Welt. Damals habe ich, haben wir diesen Satz auf die Arbeit der Stasi reduziert, heute erschließt sich mir der wahre Sinn dieser Aussage.

"Geteilte Träume" ist eine lesenswerte Lektüre, mit viel Herz geschrieben, mit dem feinen Sinn für die ostdeutsche Mentalität in der Nachwendezeit. :!:
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MFG Flugi

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Exupéry


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