Nachtflüge nach BOJ und VAR

Der Betrieb Verkehrsflug der INTERFLUG GmbH war die eigentliche Fluggesellschaft der DDR.

Moderator: Kilo Mike Sierra

Hedty
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Ungelesener Beitragvon Hedty » Di 21. Mär 2006, 17:59

Hallo Bernd,

btw eine Frage:

Hast Du als Navigator dem Pilot gesagt wo er hinfliegen soll (Befehl), oder hast Du den Piloten darauf hingewiesen, dass er auf falschem Kurs ist (Hinweis).

Grüße Hedty.
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Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 21. Mär 2006, 19:26

Hi Hedty,
die Befehlsgewalt (im zivilen Bereich "Weisungberechtigung") oblag nur dem PiC !
Alle anderen Crewmembers hatten sich dem zu fügen aber
waren verpflichtet ihre Kenntnisse und Meinungen in die Wertung
einzubringen und wenn richtig auch durchzusetzen.
Machte der Cpt. Fehler wurde oft die crew mit einbezogen und
bestraft !
Eine verzwickte Lage wenn der Командир кораъля nicht auf
seinen Штурман hört und Weisungen der Flugsicherung mißachtet !!

Ist mir passiert mit "höher gestellten Persönlichkeiten" als Cpt.!
Und warum ?? Weil der Genosse Kpt. arrogant war und meine Arbeit
als Nav. nicht ernst genommen hat !! Ich habe erfolglos sehr deutliche Worte gesprochen. (Das war ein Anflug Tunis - Namen und Datum habe ich in meinem Flugbuch)
In diesem Fall konnte ich die Lage kurz auf BordTonband sprechen und
hoffen, daß ich schuldfrei davonkomme. (Die Mißachtung der FlusiAnweisung blieb ohne Folgen) Wenn der PiC versagt hatte wurde in der Regel eine "Kollektivschuld" ausgesprochen, teils berechtigt, teils ein Pauschalurteil - eben so richtig sozialistisch
:-?



Gruß an den Herren Genossen ... :evil: FlieBe.
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Cpt. Holle
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Ungelesener Beitragvon Cpt. Holle » Di 21. Mär 2006, 19:43

Hallo FlieBe,

was ist denn dort im APPR auf TUN konkret passiert? Du mußt ja keine Namen nennen, aber könntest doch mal für die Neugierigen unter uns den Vorfall selbst beschreiben.

Was meinst Du mit "BordTonband"? Den Voice Recorder? Aber dann kannst Du doch erst nach der Rückkehr in SXF raufgesprochen haben, anderenfalls wäre die Aufnahme doch auf dem RET FLT automatisch überspielt worden.
Oder hat man bei IF den Voice Recorder eventuell bewußt nicht so häufig überspielt, weil man so nach Rückkehr auf die Heimatbasis auch gleich noch andere "sicherheitsrelevante Informationen" aus den Gesprächen unter der Besatzung auf NSW-Flügen gewinnen konnte... ?

Gruß
Cpt. Holle
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Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 21. Mär 2006, 20:13

Nun auch Cpt.Holle,
richtig "BordTonband" ähnlich "VoiceRecorder" ich mußte zur
Aufzeichnung ein Knöpfchen drücken - also keine ständige
"Raumaufzeichnung" der Cockpitgespräche.
Zum Anflug Tunis kommend von Malta (aus dem Gedächtnis):
Anweisung der Flusi: "Anflug Punkt X Küste, danach weiter inbound VOR Tunis,
and procedure turn for RWY ... "
Der Knackpunkt war der "Point X" an der Küstenlinie!
Mein Cpt. hatte keine Ahnung wo das ist und hatte kein Vertrauen zu
seinem Nav. - ist also das VOR von present Position direct angeflogen
mit der Bemerkung: "Hier ist doch nichts los, können wir machen, halten wir
erstmal die Höhe"
Den Punkt an der Küste konnte ich genau fixieren und anfliegen: Bodenradar ,Dopplerradar und 2 Querpeilungen standen mir zur Verfügung aber mein Kpt. wollte es besser wissen. Oder anders formuliert - er hat nix gewußt der Herr ... (nein, ich werde keine Namen nennen) :evil:

Gruß aus dem Westen Bild Bernd
Zuletzt geändert von Flieger Bernd am Mi 22. Mär 2006, 08:23, insgesamt 1-mal geändert.
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EA-Henning
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Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Di 21. Mär 2006, 20:58

Er hat sich wohl für Unfehlbar gehalten, oder für einen Gott. Aber das gibt es heute leider auch noch.
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Flieger sterben nicht, sie fliegen nur höher!

Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mi 22. Mär 2006, 08:15

Flieger Bernd hat geschrieben:...Zum Anflug Tunis kommend von Malta (aus dem Gedächtnis): ...

Korrektur Es war ein Anflug auf Tripolis

Am 22.4.1987 MLA, TIP mit der D-DF, Start 10:oo, Landung 21:19
(dazu kommen Vorbereitung 1,5h Nachbereitung 0,5h :shock: )
Hin- und Rückflug mit Zwischenlandung in Valetta - ein langer schwerer Tag :-?
Ich wage es nicht mehr über den Cpt. zu schreiben, er könnte erkannt
werden und mein Gefühl warnt mich. (Steckt wohl noch so drin)
:roll:
Hi Cpt.Holle,
Du hast recht, das Tonband (richtiger Tondraht) wurde nach einiger Zeit wieder überspielt.
Die Auswertung hätte in Tripolis erfolgen müssen.
Ich glaube die lybische Flusi hat garnichts bemerkt. Das Radar dort war
oft out of service weil ständig Ersatzteile fehlten - eigentlich ein Grund
sich besonders genau an die Freigaben zu halten :cry:
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Cpt. Holle
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Ungelesener Beitragvon Cpt. Holle » Mi 22. Mär 2006, 11:03

Hat man bei so einem APPR auf TIP nicht auch mal Lust bekommen, in der Turn-around Zeit schnell mit der Crew an den Strand zu fahren und ins Mittelmeer zu springen? Gab es diese Möglichkeit auch mal bei längerer Umkehrzeit (z.B. bei technischem NOGO Defekt, der erst repariert werden mußte)?

Apropos Via in MLA. Habe neulich ne schöne Luftaufnahme von der Insel und dem Flughafen (der ja fast die halbe Insel in Beschlag nimmt...) gesehen. Hätte nicht gedacht, daß Malta so überschaubar winzig ist.
Guckst Du hier:
MLA Aerial View

Cpt. Holle
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Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mi 22. Mär 2006, 19:48

Nun, Cpt.Holle, ist der Thread vermurkst - macht nix 8-)
Ein schönes Bild von Luqua-Valetta und Gozo ist auch zu sehen - ein
gutes Radarziel für den Anflug
8-)
Zur Praxis: Für die Zwischenlandung war 1h eingeplant, bei Verspätung
verkürzte sich die Zeit entsprechend ! Das reichte knapp für die Vorbereitung
Rückflug (Briefing, Wetter, Flugplan,Tanken, Pax rein und raus, Reinigung, Catering)
und eine Zigarette :-(
Den meisten Bürokram mußte der Nav. erledigen - so nebenbei.

Meine Streckenverpflegung habe ich irgendwann, irgendwie schnell reingeschaufelt.
Reparaturen waren nur sehr selten so dringend, daß man sie im Ausland
hätte erledigen müssen (und schon garnicht im "Westen"!) - Und wenn hätte die crew present sein müssen ... nix mit Strand ... :roll:
Gruß, FlieBe.
Unsere Arbeitszeit betrug max 14h, nun rechne mal die Zeit für diesen
Koppelflug zusammen
usw

Wir sind mit einer defekten pressercabin nach hause geflogen in 3000m mit PAX, haben Gebirge umflogen weil sie zu hoch waren - nur um die Übernachtung wegen Reparatur einzusparen.

Hi Jungs, ich weiß garnicht ob ich das hier alles schreiben darf - Ihr bringt mich echt in Verlegenheit :oops:
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Cpt. Holle
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Ungelesener Beitragvon Cpt. Holle » Mi 22. Mär 2006, 21:15

Flieger Bernd hat geschrieben:Hi Jungs, ich weiß garnicht ob ich das hier alles schreiben darf - Ihr bringt mich echt in Verlegenheit :oops:


Na mensch FlieBe, das sind doch gerade die Dinge, die uns interessieren, die wir früher und auch jetzt sonst sicher nie erfahren würden und die man auch kaum in einem IF-Geschichtsbuch finden wird! Und sowas kann eben nur von jemandem kommen, der selbst dabei war - das macht es ja so spannend!

Ich könnte jedenfalls immer noch viele Seiten mehr von diesen Begebenheiten lesen! :roll:

Cpt. Holle
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SXF-Gabi
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Ungelesener Beitragvon SXF-Gabi » Fr 24. Mär 2006, 07:15

Hallo zusammen
ich möchte mal wieder meinen Senf dazugeben. Bernd hat natürlich recht - was die Zeit zwischen An- und Abflug anbetrifft. Aber es gab auch Ausnahmen. Ich erinnere mich an einen Flug an die jugoslawische Adria (wir sollten Kinder und Jugendliche abholen, die zur Kur dort waren). Leider waren nicht alle zur Abflugzeit da :wink: Da es ein teurer Charterflug war - bot man der Besatzung an: sie zu einem kurzen Bad an die nächste Badebucht zu bringen - bis die nächste Fähre mit den fehlenden Passagieren da war. Das war sehr nett - nich????
Aufenthalte im Ausland gab es vor allem bei den Langstreckenflügen, wo die Crews im Rotationsprinzip eingesetzt wurden. Das waren halt die wirklich schönen Seiten unseres Jobs. Demgegenüber stnden aber immer die von Bernd beschriebenen Einsatzzeiten, vor allem im Sommerflugplan. Die minimale Ruhezeit zwischen 2 Einsätzen betrug 8 Stunden - davon 6 Std. Schlaf!! Nach meheren dieser kurzen Wechsel gab's einen oder 2 freie Tage - aber ich weiss nicht mahr ab wann......
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