Atlas Air Flug 5Y-8591

heiko76
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Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Mo 25. Feb 2019, 20:55

Mit einer ihrer Boeing B747-400 (explizit die N464MC) wollte die amerikanische Cargo Airline ATLAS AIR einen Charter Flug für das US-Militär durchführen. Der Flug (Flugnummer 5Y-8591) startete um 0833 UTC am Flughafen in Nürnberg (NUE) mit dem Ziel Portsmouth (PSM) in den Vereinigten Staaten. Circa 30min später und nördlich von Marburg (Hessen) drehte die Maschine auf Grund eines nicht näher bekannten technischen Problems in östliche Richtung ab für eine Sicherheitslandung am Flughafen Leipzig-Halle (LEJ).

N464MC.PNG
N464MC.PNG (299.16 KiB) 7701 mal betrachtet


Die B747 war für den Transatlantikflug dementsprechend ausreichende betankt und musste vor Landung über Mittelsachsen bzw. speziell im Raum Döbeln-Chemnitz-Zwickau-Altenburg ein sogenanntes Fuel-Dumping durchführen. Dies geschah in zwei geflogenen Schleifen und einer Flughöhe von 14000ft im oben genannten Raum. Dannach konnte die Maschine sicher ca 1030UTC auf der Runway 26L in Leipzig aufsetzen. Die Rettungskräfte standen zur Landung bereit mussten aber nicht eingreifen die involvierte Maschine konnte nach etwas mehr als drei Stunden ihren Flug in Richtung Vereinigte Staaten fortsetzen.

Anbei die zwei Bilder vom Überflug über Chemnitz (auch wenn offizielle Stellen behaupten das Fuel Dumping fand über unbewohnten Gebiet statt)

DSC07876 - Kopie.JPG
Leider etwas unscharf - aber man rechnet ja auch nicht damit das eine Maschine über dem Haus inkontinent ist ...
DSC07876 - Kopie.JPG (151.48 KiB) 7699 mal betrachtet


DSC07877 - Kopie.JPG
... deswegen nur die beiden Not-Schnappschüsse.
DSC07877 - Kopie.JPG (151.1 KiB) 7699 mal betrachtet






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bluemchen
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Di 26. Feb 2019, 11:18

Yapp Heiko,

die Aufnahmen dürften so selten wie ein Sechser im Lotto sein, denn tatsächlich:
heiko76 hat geschrieben:man rechnet ja auch nicht damit das eine Maschine über dem Haus inkontinent ist ...

Und, gebe es zu zu heiko: Du hast nach oben gefunkt "hier wohnt keiner" >finger< , um solch geile Umweltbilder durch die Linse zu bekommen.

Das letzte Wort dürfte darüber noch nicht gesprochen sein, wenn dieses ob. benannte Area der Not-Abort von LEJ sein sollte.
Interessant dürfte auch sein, wieviel tausend Liter oder Gallonen wurden rausgedrückt und wohin die Kerosinwolke nach den gestrigen meteorologischen Gegebenheiten getriftet ist und womöglich runtergekommen ist.

- Auf der Terrasse im Sonnenschein sitzend, sollten die Gläser eben immer abgedeckt sein - nicht nur der Wespen wegen :-)teu:
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R.
(Ich glaube, für die "Grünen" und nicht nur die, hast Du eben in Wespennest gestochen … wetten? )
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Di 26. Feb 2019, 12:14

Ich muss zugeben das die Aktion anfangs ja nur spektakulär aussah ... und mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht habe. Zumal man ja die erforderlichen Gründe für ein Fuel Dump nachvoll ziehen kann.

Aber mittlerweile sehe ich diese Aktion doch schon sehr kritisch.

1. Die Maschine befand sich offenbar nicht in einer Luftnotlage welche einen sofortigen Ablass des Treibstoffes erfordert hätte.
2. Demzufolge hätte der Ablass tatsächlich in einer anderen Region stattfinden können.
3. Der Flug wurde für das US-Militär durchgeführt was für mich die Sache schon etwas verschärft - was war die Ladung? - Mit einer defekten Maschine über bewohnten Gebiet kreisen.
4. Treibstoffablass in ca 4000m Höhe (Bewohntes Gebiet) finde nicht wirklich hoch.
5. Falsche Information durch die Medien bzw. offizieller Stellen.
6. Die Maschine flog zweimal über Chemnitz bzw. die weiteren Gebiete und es war bei beiden Überflügen deutlich der Ablassvorgang zu erkennen.

An wen sollte man sich da für eine Stellungnahme wenden - direkt an die Presse oder die Luftsicherung? Oder direkt an die Umweltorganistaionen?
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Lancano
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon Lancano » Di 26. Feb 2019, 13:57

Was das angeht bin ich mehr als nur Laie.


Aber was wird als unbewohntes Gebiet definiert? Und wo kann es solch ein Gebiet geben, zumal Deutschland recht dicht besiedelt ist.

Was sind denn die korrekten Höhen um Treibstoff abzulassen?
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 26. Feb 2019, 22:24

heiko76 hat geschrieben:..
An wen sollte man sich da für eine Stellungnahme wenden - direkt an die Presse oder die Luftsicherung? Oder direkt an die Umweltorganistaionen?

Atlas Air und die Deutsche Flugsicherung könnten zu dem Vorgang befragt werden.
Presse und Umweltorganisationen dagegen nicht, denn sie waren weder beteiligt, noch für den Vorgang verantwortlich.

Es ist der Verkehrsluftfahrt über Mitteleuropa nicht möglich, über unbewohntem Gebiet zu fliegen. Bei der Wahl des Flugweges spielt die Siedlungsstruktur keine Rolle. Diese wird nur bei An- und Abflügen in Flughafennähe berücksichtigt, hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt des Lärmschutzes.

Treibstoff darf sowohl in Notfall- als auch in Dringlichkeitssituationen abgelassen werden. Die Mindesthöhe hierfür beträgt 6.000 ft (ca. 1,8 km). Die Entscheidung über den Ablaß von Treibstoff wird vom Kapitän getroffen. Die Entscheidung wird niemals leichtfertig getroffen, da mit dem Ablassen von Treibstoff auch große finanzielle Verluste für die Fluggesellschaft entstehen. Die Flugsicherung weist für den Treibstoffablaß eine möglichst gering beflogene Flugzone zu - und das ist der Raum Chemnitz. Offensichtlich hat sich die Flugsicherung für das Flugbeschränkungsgebiet EDR-208 entschieden, das grob das Gebiet Plauen, Zwickau, Chemnitz, Altenburg und Gera umfaßt.
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Mi 27. Feb 2019, 04:57

Danke für umfassende Aufklärung ....
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Mi 27. Feb 2019, 11:02

Für die luftfahrt-technische Erläuterung schließe ich mich Heiko an,

gestatte mir aber noch eine Randbemerkung: Diese umrissenen Rahmenbedingungen sind sicher unabdingbar, sind sie aber dem Bürger vermittelbar und da wird es auf den Einzelfall ankommen wie die Häufigkeit der Ereignisse.

Das die involvierte AtlasAir in dem Fall Leistungen für die aus Deutschland operierende US-Army erbringt, ist gegeben. Hat das ursächlich mit dem Ereignis zu tun? Vermutlich Nein!
Es hat auch nichts damit zu tun, daß die US-Basen ökologisch sehr problematisch dastehen, was kommunalen Belastungen mit sich bringt. Das alles sind aber am Ende politische Entscheidungen!

Dennoch ist die Wahrnehmung eine andere, als wenn eine Linie oder Ferienflieger zu einer solchen Entscheidung kommen muß. Leichtfertigkeit dürfen wir ausschließen, monetäre Kalküle im militärischen Sektor sind aber ebenso ausgeschlossen.
Dazu kommt noch im beschriebenen Ereignis der Zeitdruck für den Kapitän, denn der Abflug von Nürnberg war um über eine Stunde verzögert und nun kommt noch "das nicht näher genannte Systemproblem" der Maschine dazu.
Das heißt: Schnelle Lösung ist erforderlich und damit runter, so schnell es geht. Daraus ergibt sich auch, daß eine sicher nicht unerhebliche Menge Treibstoff abgelassen werden mußte zur Erreichung des höchst zulässigen Landegewichtes.
Diese Menge kann auch nicht überschlagen werden, da die Zuladung, also die Abflugmasse der Maschine, unbekannt bleibt. Es ist ja auch nicht definiert, ob Fracht oder PAX.

Ich meine auch, selbst wenn der Ablaß relativ oberhalb der Mindesthöhe erfolgte - das Kerosin löst sich nicht "in Luft" auf, in der Menge dazu, auch wenn es eine Verflüchtigung natürlicherweise gibt. Ohne Chemiker zu sein, dürfte man wissen, daß dem wasserunlöslichem Petroleum Treibstoff Additive zugesetzt sind für die optimale Verbrennung, Schmierung e.t.c. Diese Moleküle sind einfach da.

Und was die festgelegten Zonen betrifft
Kilo Mike Sierra hat geschrieben: Offensichtlich hat sich die Flugsicherung für das Flugbeschränkungsgebiet EDR-208 entschieden, das grob das Gebiet Plauen, Zwickau, Chemnitz, Altenburg und Gera umfaßt.
auch mal im Vergleich zur DDR-Zeit, wo das Territorium mit eingeschränkten oder Verbotszonen übersät war,

könnten die Flugbeschränkungsgebiete wie das EDR-208 doch in einem anderen Thread einmal polemisiert werden.
Also mich würde das interessieren.
Grüße
Rainer
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Mi 27. Feb 2019, 20:52

bluemchen hat geschrieben:könnten die Flugbeschränkungsgebiete wie das EDR-208 doch in einem anderen Thread einmal polemisiert werden.
Also mich würde das interessieren.
Grüße
Rainer


Wäre für mich auch interresant ...
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 27. Feb 2019, 23:41

Atlas Air hat 41 t Treibstoff abgelassen.

Es gibt eine britische Studie die ermittelt hat, daß beim Ablassen von Kerosin bei einer Geschwindigkeit von 250 kts durch Zerstäubung eine Tropfengröße von 270 μm entsteht. Aus 14.000 ft Höhe dauert es ca. zwei Stunden, bis der unverdampfte Teil des Aerosol den Boden erreicht. Allerdings hat man bereits bei einer geringen Ablaßhöhe von 8.000 ft und einer Temperatur von 5 Grad Celsius festgestellt, daß nur noch 0,1 Prozent der abgelassenen Menge den Boden erreicht (im Falle der Atlas Air wären das 41 kg). Beträgt die Bodentemperatur 25 Grad, dann verringert sich diese Menge auf ca. 0,01 Prozent. Diese Rückstände würden zudem mikrobiologisch sehr schnell abgebaut.

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) der Schweiz hat angegeben, daß bis heute noch nie eine Bodenkontamination wegen eines Fuel Dumping nachgewiesen werden konnte.

---------------

Mich würde der Verwendungszweck von EDR-208 auch interessieren. Vielleicht wissen die Bewohner dieser "Zone" mehr darüber, was da über ihren Köpfen so hauptsächlich fliegt.

Der Luftraum über Deutschland ist sehr dicht mit Luftstraßen belegt, aber im Raum Chemnitz-Plauen ist ein großes Loch. Lediglich die militärische(?) Luftstraße TB2 kreuzt das Gebiet von Nordost nach Südwest sowie eine Luftstraße des unteren Luftraumes von Nodwest nach Südost.
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Re: Atlas Air Flug 5Y-8591

Ungelesener Beitragvon heiko76 » Do 28. Feb 2019, 00:21

Der Luftraum ist ja soweit ich weiss in diverse Höhen gestaffelt ... und der oberer Luftraum über Chemnitz ist hier definitiv kein weisser Fleck.

Als Beispiel dient hier der Traffic u.a.:

ex. AMS --> in Richtung arab. Emirate zum Teil auch Asien
ex. AMS --> in Richtung Golf Staaten und Südosteuropa (KLM)
ex. UK --> in Richtung arab. Emirate
ex. AMS --> in Richtung Indien (JetAirways,Air India)
ex. USA --> in Richtung Türkei (Turkish Airlines - zwar selten aber doch schon regelmäßig)
ex. MUC --> in Richtung Nordeuropa (SAS,LH etc.)
ex. Japan --> in Richtung ZHR (regelmäßig Swiss mit A340)
ex. Asien --> in Richtung FRA (diverse Airlines wie KAL)

Weiterhin in niedrigen Höhen der Anflug nach DRS (je nach Landerichtung) (Die Spätmaschine der LH aus FRA kommt immer mehr oder weniger pünktlich schon mit Landescheinwerfer über mein Haus und als Germania noch flog sämtliche Flüge von den Kanaren)

Abflüge der DHL Flotte und diverser anderen Cargo Maschinen in Richtung Süden/Osten (jeweils nach Abflugrichtung in Leipzig) am Morgen ex. LEJ

Diverse Überflüge inbound/outbound Berlin etc etc.

Langweilig ist es am Himmel über Chemnitz nicht ... im Sommer macht es Spaß auf der Terasse zu sitzen und zu schauen wer wieder ein Delay hat :-) )
Und bei dem super Wetter wie die letzten Tage und am frühen Morgen kein Wölkchen am Himmel ist dann sieht man einen Kondensstreifen neben dem anderen - von Ost nach West von Nord nach Süd und umgekehrt ...
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