Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Einfach mal quatschen

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Kilo Mike Sierra
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Re: Räuberpistolen aus der Radio-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Di 2. Apr 2019, 11:36

Einen habe ich noch zum 1. April.

Gestern auf Radio U1 Tirol gehört:
Der erste April ist der Tag, auf den sich die Journalisten in der ganzen Welt freuen, weil sie da ausnahmsweise einmal die Unwahrheit berichten dürfen.


Dieter Hildebrandt hätte das Satire zur besten Sendezeit genannt.
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Thomas

Mein Auto kann ich innerhalb von 5 Minuten komplett "aufladen" (sogar überall unterwegs) und komme damit ca. 700 km weit.

Kilo Mike Sierra
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 11. Aug 2019, 20:42

Newsweek am 24. Mai 2016

Twenty minutes into Metrojet 9268's last flight, the aircraft had reached 30,000 feet. The autopilot had nearly retracted the flaps to level off into cruising altitude, ...

Zwanzig Minuten nach dem Start von Metrojet 9268 zu seinem letzten Flug hatte das Flugzeug 30.000 ft Höhe erreicht. Der Autopilot hatte die Klappen fast eingefahren, um in Reiseflughöhe in den Horizontalflug überzugehen, ...


Ein Autopilot kann heutzutage sehr vieles leisten. Das Einfahren der Landeklappen gehört nicht dazu.
Mit ausgefahrenen Klappen wäre der A321 niemals auf 30.000 ft gestiegen und schon gar nicht in zwanzig Minuten.
Oberhalb von 20.000 ft ist der Flug mit nicht eingefahrenen Klappen verboten.

Nein, diese Details muß ein Journalist nicht wissen.
Was mich hier stört, ist die offensichtliche Tatsache, daß Journalisten ihre Stories auf frei erfundenen Tatsachen aufbauen - und die Chefs vom Dienst das nicht bemerken wollen. Der betreffende Artikel besteht aus einigen solcher Phantasiefakten. Der Verfasser beschreibt zudem noch Dinge, die er gar nicht wissen kann, es sei denn, er selbst hätte im Flugzeug gesessen und dann auch noch gleichzeitig im Cockpit und in der Kabine.
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 1. Aug 2020, 18:10

Seitdem die Medien ihre Räuberpistolen auf Dauerfeuer gestellt haben, fällt mir eigentlich nichts mehr ein, was ich unter dieser Rubrik noch schreiben könnte, d.h., worüber sich aufzuregen noch lohnen würde.
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bluemchen
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon bluemchen » Sa 1. Aug 2020, 20:05

Stichwort
Kilo Mike Sierra hat geschrieben:... fällt mir eigentlich nichts mehr ein,

Ich wollte es eigentlich unter Antonow AN-2 eintragen - nicht als Räubergeschichten, eher als "Kurioses aus dem Flugunfall-Geschehen:

Es wäre ein Fall für die Pfadfinder unter uns, zugegeben auch etwas weiter östlich weg, in Jakutien, und vermutlich auch etwas größer der Landstrich.
Die Artikel zu suchen, ist im Moment etwas unseelig, deswegen kurz aus dem Gedächtnis:

Es bezieht sich alles auf das Agrarfluggeschehen.
- Da wurde vor Woche(n) eine AN-2 vermißt nach Funkabbruch, wo man vermutete, daß sie eine Stromleitung touchierte mit der Folge einer überaus harten Landung - was immer man darunter verstehen kann;
- Vor Tagen wurden Suchkräfte aktiviert, um nach weiteren AN-2 zu suchen (was denn wohl mindestens zwei sind). Jetzt kommt das kuriose: Man fand tatsächlich eine AN-2, es war aber keine, nach der man suchte. :-joy: Das stellte man an Hand der -sage ich mal- Fahrgestell-Nr. fest.
Echter Hintergrund war, daß dort eine Gruppe Agrarflieger mit der Anna unterwegs war in einem Fortbildungs-/Unterweisungslehrgang, zu denen der Kontakt plötzlich verloren ging. ===> https://www.aex.ru/news/2020/7/28/215126/ ; ===> https://www.aex.ru/news/2020/7/28/215113/
Die Suche wurde daraufhin fortgesetzt - und hier kämen unsere Pfadfinder ins Spiel

Resümee
Was ich sagen will, ist - wenn das so weitergeht, gibt es bald gar keine AN-2 mehr. Und dann sähe die Welt ganz schön traurig aus.
Warum zum Teufel gelingt heute nicht mehr, was man vor Jahrzehnten konnte: So eine Nähmaschine einfach nachbauen...

Ein schönes WE
R.
( Ich hatte es eben bemerkt: Nach der Statistik stehen 31.000 Beiträge im Forum! )
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 1. Aug 2020, 22:52

Rainer, das ist ein Trauerspiel. Es gibt seit vielen Jahren Emergency Locator Transmitters (ELT), also Notfunkbaken, die ein schnelles Auffinden per COSPAS-SARSAT ermöglichen. Bei der einen An-2 soll einer an Bord gewesen sein, der leider nicht oder nicht lange genug funktioniert hat.
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Re: Räuberpistolen aus der Raumfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 17. Okt 2020, 21:00

Kilo Mike Sierra hat geschrieben:Ich hielt es immer für ein Gerücht, bin aber kürzlich über eine offizielle Quelle gestolpert, die es bestätigte.

Während der historischen Apollo 11 Mondlandung wurden Videobilder auf ca. 45 Magnetbändern aufgezeichnet.
Diese originalen Videobänder existieren nicht mehr, weil ...

... weil die NASA die Bänder später wiederverwendet hat!!!

Es existieren also nur noch die relativ schlechten nach NTSC-Videonorm konvertierten Aufnahmen und einige von Projektionsschirmen abgefilmten Aufnahmen.

Ich fasse es nicht!
Wir fliegen ‘mal eben zum Mond, schreiben ein klein wenig Weltgeschichte, um dann bei Videobändern Geld zu sparen.

Nein! Das ist wirklich eine fette Räuberpistole.
Daß heute nicht mehr alle Menschen überzeugt sind, daß die Mondlandungen jemals stattgefunden haben, darf da eigentlich nicht überraschen.


In diesem Zusammenhang habe ich dann noch gelesen, daß man auch nicht mehr im Besitz der Konstruktionszeichnungen für die Mondlandefähre (Lunar Module) und das Mondauto (Lunar Roving Vehicle) sei.
Kein Wunder, daß es seit 1972 keine bemannte Mondlandung mehr gegeben hat - wenn man nach kurzer Zeit schon alles verbummelt hat.

Hierzu ist mir jetzt noch aus einer sehr verläßlichen Quelle (Richard Goodwin, Apogee Books) zu Ohren gekommen, daß der US-Kongress nach Abschluß des Apollo-Mondprogramms angeordnet hat, daß die Konstruktionsunterlagen der Trägerrakete Saturn V zu zerstören seien. Das ist ja schlimmer als der Umgang mit dem DDR-Flugzeugbau - und ABSOLUT UNVERSTÄNDLICH!
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Sa 17. Okt 2020, 23:07

Es ist eine Räuberpistole. Sie basiert auf einer Aussage, die der Buchautor John Lewis 1996 in einem seiner Bücher gemacht hat.

Die NASA hat später dazu erklärt, 82 Kubikmeter Saturn-Dokumentation befänden sich in den Federal Archives (Bundesarchiv) in East Point, Georgia. Außerdem habe Rocketdyne umfangreiches Material archiviert.
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Fr 30. Okt 2020, 00:29

Als wären Politik und Medien noch nicht genug durchgeknallt, so wird jetzt auch in anderen Bereichen nachgelegt.

Ihr habt es bestimmt auch gehört, daß die Deutsche Lufthansa sechs 747-400 Flugzeuge auf dem Flughafen Twente (EHTW) geparkt hat. Als es nun darum ging, die Flugzeuge nach und nach wieder von dort auszufliegen, ist plötzlich die niederländische Luftfahrtbehörde ILT eingeschritten und hat erklärt, daß ein Start der Flugzeuge völlig ausgeschlossen sei. Als Begründung wurde angegeben, daß dem Flughafen für Flugzeuge dieser Größenordnung ein Sicherheitszertifikat fehle. Sie dürften dort nur landen, wenn sie von der dort ansässigen Firma AELS verschrottet würden. Für einen Abflug gäbe es zudem keine genehmigten Abflugverfahren, was ein Sicherheitsrisiko darstelle.

Der ILT fehlt also an einem Sicherheitszertifikat für den Start und an einem genehmigten Abflugverfahren.
Na, aber wer hat denn die Landungen genehmigt? Die ILT natürlich.
Was man dort nicht zu wissen scheint. Jedes Flugzeug, daß zur Landung freigegeben wird, ist implizit auch für den Go-around freigegeben. Ein Go-around ist jedoch nichts anderes als ein - äh Abflugverfahren.
Und wie wäre es mit einem Abflug nach Sicht? Der Klassiker, der ohne Entwicklung und Zertifizierung eines Abflugverfahrens auskommt.

Das von der ILT als zusätzliches Argument bemühte Sicherheitsrisiko ist unauffindbar.
An der angeblich recht kurzen Piste - man betont, daß diese normalerweise nur von Cessnas, Pipers und Cirrus-Flugzeugen genutzt wird - kann es nicht liegen. Für den Start stehen auf der 45 m breiten Bahn (Airliner Standard) satte 2.400 m zur Verfügung, für den Startabbruch sogar 2.700 m.
Ich habe mit dem Boeing-Flugleistungskalkulator ausgerechnet, daß eine 747-400 von dort mit einer Startmasse von 348 t sicher(!) starten kann. Das ist sehr viel mehr als die Leermasse von ca. 185 t. Die maximale Startmasse der 747-400 von Lufthansa liegt bei 394 t.

In einem 747-400 Flugsimulator habe ich den Start von der Piste 23 in Twente zudem einmal ausprobiert. Unter Standardbedingungen bei einer angenommenen Startmasse von 200 t für einen kurzen Überführungsflug und mit reduziertem Startschub (aufgrund der geringen Startmasse) ist der Flieger nach ca. 1.000 m Startrollstrecke abgehoben. Da waren nominal also noch 1.400 m Platz, notfalls 1.700 m. Die Startabbruchgeschwindigkeit v1 und die Geschwindigkeit zum Rotieren vR betrugen beide 126 kt (233 km/h).
Den Flughafenzaun habe ich in 1.000 ft Höhe (305 m) überflogen, wobei die Steiggeschwindigkeit 3.300 fpm (17 m/s) betrug.
Eine Cessna 172 wäre da noch lange nicht auf dieser Höhe, da sie nur mit ca. 700 fpm (3,5 m/s) steigt.
Auch bei einem Triebwerksausfall käme eine so leichte 747-400 problemlos von diesem Platz weg.

Heute hat die ILT dann doch noch klein beigegeben und gnädig eine Ausnahmegenehmigung für den Start der Lufthansa-Flugzeuge erteilt, natürlich unter erheblichen Auflagen. So dürfen die Flugzeuge nur abheben, wenn sie verkauft sind (Was ändert das an der Sicherheit des Abfluges?!) und mit minimaler Treibstoffzuladung (was die Lufthansa ohnehin geplant hatte).

In meinen Augen hat sich die holländische Behörde hier bis auf die Knochen blamiert.

Bild
29-06-20 Lufthansa Boeing 747-430 D-ABTK, Enschede Twente Airport (EHTW) by Julian de Bondt, on Flickr
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Fr 30. Okt 2020, 01:57

.... Aber so was von......


Gut das Du zum Nachweis an der Quelle sitzt.
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Re: Räuberpistolen aus der Luftfahrt-Berichterstattung

Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » So 4. Dez 2022, 18:05

Seit Monaten ringe ich mit mir, ob ich hier einen Beitrag zu einem Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) bringen soll oder nicht. Es ist nämlich wieder passiert. Eine 737 hat ganz plötzlich einen Kabinendruckverlust erlitten. Seit dem Helios Airways Unfall, mit dem ich mich seit Jahren beschäftige, ist das natürlich nicht das erste Mal. (Das passiert öfters und kann sehr verschiedene Ursachen haben.) Wie damals bei Helios, so hat der Hersteller des Computers für die Kabinendruckregelung auch hier wieder ein Gutachten zu dessen Funktionieren abgegeben. Was die BFU daraus in ihrem Bericht zitiert und wie die BFU das Ergebnis des Gutachtens interpretiert, läßt mir keine Ruhe.
Es ist nach Helios auch das zweite Mal, daß mir dieser Hersteller durch die Logik seiner Gutachten auffällt.

Wahrscheinlich sollte ich zuerst die BFU anschreiben, um sie auf mögliche Probleme in der Logik des Gutachtens und seiner Interpretation durch die BFU hinzuweisen. Außerdem hat es die BFU grundsätzlich nicht verdient, hier in dieser Rubrik zu erscheinen. Es wird also wahrscheinlich ein separates Thema dazu geben.
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