Crew-Umläufe bei IF

Der Betrieb Verkehrsflug der INTERFLUG GmbH war die eigentliche Fluggesellschaft der DDR.

Moderator: Kilo Mike Sierra

SXF-Gabi
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Einsatzplanung

Ungelesener Beitragvon SXF-Gabi » Di 6. Dez 2005, 16:49

Vielleicht interessiert auch dieses:
Die Einsatzpläne für die Crews und die Stewardessen wurden immer für 1 Monat im Voraus von der Einsatzplanung zusammengestellt und auch in der Einsatzplanung veröffentlicht. Dabei wurde die max. mögliche Arbeitszeit und Flugzeit je Flugzeugtyp einbezogen; die einzuhaltenden Ruhezeiten und es war auch jeder mal mit sogen. Reservedienst dran. Den gab's in der Variante Telefonbereitschaft (wer kein Telefon hatte - dem wurde ein Einsatzfahrzeug oder Taxi geschickt) und die Platzreserve, die wir im Flughafenhotel absaßen.
Bei den "Mädels" gab es in den Siebzigern noch keine eigene Organisationseinheit - sie gehörten zu den jeweiligen Flugstaffeln. Erst Mitte der Siebziger wurde der Bereich "Kabinenpersonal" gebildet - mit verschiedenen Fluggruppen.
Sehr anstrengend waren die Inlandturns im Sommer. Da wurden die Besatzungen z.B. von Schönefeld nach Erfurt, von Erfurt nach Barth geschickt - dort übernachtete man (mit Flugzeug) und am nächsten Tag ging's von Barth nach Dresden, von Dresden nach Heringsdorf und von dort nach Schönefeld in den Feierabend.So in der Art. Barkasfahren und Übernachtungen in Baracken härteten ab und Tasche packen und nichts vergessen! - das habe ich in dieser Zeit gelernt und dies kommt mir auch heute noch zugute.
Das Stichwort "feste Besatzungen" wurde soweit es ging vor allem bei den "Messeflügen" in die BRD eingehalten :wink: .
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Cpt. Holle
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Ungelesener Beitragvon Cpt. Holle » Di 6. Dez 2005, 18:43

Hi Gabi,

ja klar interessiert mich auch das. Das ist wie ein kleiner Einblick in eine Schatzkiste, der einem seinerzeit verborgen blieb.

Habt Ihr bei so einem n/s z.B. in BBH dann gleich in "einer Baracke" (wie Du schreibst) auf dem Flughafen übernachtet oder war das außerhalb?
In Prerow gab es doch z.B. ein IF-Ferienheim.
Durftet Ihr in Eurer Freizeit am Abend dann z.B. auch nochmal zur Ostsee?

Als ich in den 80er Jahren in den Sommerferien mal auf dem Darß war, mußte ich als erstes einen Abstecher nach BBH unternehmen. Von der Straße, die aus Barth Richtung rausführt, konnte man zwar außer einer großen grasigen Waldlichtung und dem "Terminal" nicht viel sehen, aber besonders lang sah die RWY nicht aus. Witzig fand ich die recht spartanisch ausgefallene Anflugbefeuerung, nämlich ein paar wenige Lampen in Einzelreihe.
Inlandflugverkehr gab es ja in den 80ern leider nicht mehr, es stand in der brütenden Mittagshitze auch nur eine gelbe Z-37 oder PZL-106 rum.

Durfte BBH damals zu AN-24-Zeiten nachts überhaupt angeflogen werden?
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Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 6. Dez 2005, 18:57

Cpt. Holle hat geschrieben:Hallo Flieger Bernd, ...
Wurden die Crews eigentlich für jeden Flug neu zusammengewürfelt, um das Einschleifen von Routinen usw. zu vermeiden (so wie es bei LH praktiziert wird), oder ist man bei IF meist in einer festen Crewzusammensetzung geflogen?
Gruß Cpt. Holle

Bei IF gab es auf dem Papier feste Besatzungen und man war
auch bemüht diese möglichst viel als "Einheit" fliegen zu lassen.
War praktisch nicht möglich, wurde immer wieder bemängelt
aber wie das Leben so spielt - es ging alles seinen sozialistischen Gang. :-P
Ich hatte nie das Gefühl, daß innerhalb einer "festen Besatzung" böse
Routine aufkam, ich hatte eher das Gefühl das man sich kennenlernt
und unauffällig die kleinen Schwächen des anderen ausgleicht und
von einander lernt !

Und genau dies sollte die richtige Einstellung innerhalb einer
crew sein - weil, es geht um Sicherheit und die Sicherheit ...



Bei IF gab es gewiß auch "Machtkämpfe" auf gewissen Ebenen
aber ich war nicht dabei und schreibe hier aus meiner Sicht.
FlieBe.:wink:

Hi SXF-Gabi hast Du aber tapfer geschrieben
Es gab anfangs Zeiten da gehörten auch die Stewardessen zur
Besatzung
:-D
Zuletzt geändert von Flieger Bernd am Mi 7. Dez 2005, 11:07, insgesamt 1-mal geändert.
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LongAway
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Re: Einsatzplanung

Ungelesener Beitragvon LongAway » Di 6. Dez 2005, 19:26

OT
SXF-Gabi hat geschrieben: ... Das Stichwort "feste Besatzungen" wurde soweit es ging vor allem bei den "Messeflügen" in die BRD eingehalten :wink: .


Hi SXF-Gabi,
bist Du ein böses Mädchen ?

8-) LA :roll:
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Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Di 6. Dez 2005, 19:49

Cpt. Holle hat geschrieben:... Finde das alles spannend!
Soweit ich mir die Flugzeugumläufe aus dem IF-Flugplan zusammengereimt habe, waren doch die Flüge nach LEJ/DRS/ERF meist in die SXF-Flüge eingebettet?! Also z.B. SXF-SVO-DRS-SVO-SXF.
D.h. wenn Ihr dann z.B. einen n/s in DRS hattet, seid Ihr am nächsten Tag nicht mit der gleichen Maschine wieder in die SU zurückgeflogen weitergeflogen, denn die ist noch am gleichen Tag mit einer anderen Crew wieder zurück in die SU. Sehe ich das in etwa richtig oder total falsch?
...
Also die Barkas-Fahrten von/nach LEJ/DRS scheinen ja ein regelrechtes Trauma ausgelöst zu haben. So oft, Du die hier schon beiläufig erwähnst hast, MUSST Du einfach nochmal nen extra Thread dazu aufmachen. :wink: Gruß Cpt. Holle


Hi Cpt.Holle,
1) Richtig n/s oft mit a/c Wechsel - Übergabe direkt von crew zu crew (mit Ausnahmen)
2) Über die Barkas-Fahrten zu schreiben lohnt nicht - erlebt und vergessen :roll:

AbkürzungenKlick
Zuletzt geändert von Flieger Bernd am Mi 7. Dez 2005, 10:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Raybin
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Ungelesener Beitragvon Raybin » Mi 7. Dez 2005, 07:52

@ Flieger Bernd
Über die Barkasfahrten zu schreiben lohnt sich vielleicht nicht...aber könntest du einem Ahnungslosen vielleicht trotzdem kurz schildern worum es da ging bzw warum das so ein "ungeliebtes" Thema zu sein scheint?
Gruss
Ray
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EA-Henning
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Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 7. Dez 2005, 09:04

Barkas, bzw. IFA-Barkas B-1000.

Kleinbus und Kleintransporter, vergleichbar dem Konzept des VW-Transporters. Das Fahrzeug ist auf Basis des PKW IFA-Wartburg 353 enstanden, dessen modifizierten Rahmen, Motor und Getriebe es enthält. Weitere Teile, wie etwa die Beleuchtung stammen vom IFA Wartburg 311 (Zuerst EMW-311). Die Motorleistung lag bei 45 PS bis zuletzt bei 49 PS., eigentlich vergleichbar mit westlichen Fahrzeugen bis anfang der 70er Jahre. Auch eine Variante mit 4-Takt VW Motor wurde zur Wende noch Produziert im IFA-Werk Karl-Marx-Stadt, das heute wieder Chemnitz heisst. Für Fahrten von Schönefeld nach Leipzig kann ich mir aber besseres vorstellen, als ein Barkas.......das macht ja auch mit einem T3 nicht wirklich Spass.
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Flieger sterben nicht, sie fliegen nur höher!

Flieger Bernd
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Ungelesener Beitragvon Flieger Bernd » Mi 7. Dez 2005, 10:46

Raybin hat geschrieben:@ Flieger Bernd
Über die Barkasfahrten zu schreiben lohnt sich vielleicht nicht...aber könntest ... vielleicht trotzdem ...
Gruss
Ray

Hallo Ray,
Kurz: Die Autos waren alt und klapperig, manchmal funktionierte die Heizung nicht, die Türen waren undicht (wer dort saß mußte oft in eine Decke um die Füße wickeln) es war eng und unbequem, die Federung war hart und die Autobahn schlecht ...
Ich weiß die Fahrzeit nicht mehr genau (gute 3 h ?) aber danach
sollte man frisch und fröhlich den Dienst antreten :-(

Eine besonders schlimme Fahrt ist in meiner Erinnerung hochgekommen:
Auspuffgase machten sich im Fahrgastraum breit :evil:
Meine Erinnerung ist nicht die beste aber ich glaube auf dieser Fahrt
war ein Genosse dabei der sich traute auch mal zu kritisieren.
Diese Fahrt wurde auf höherer Parteiebene ausgewertet.
Später wurden richtige betriebliche Kleinbusse eingesetzt (so weit
wie möglich!) Kann sein, daß diese zur Flugsicherung gehörten !?


Unsere SXF-Gabi wird das wohl kennen ?

Na dann - happy landing :roll: FlieBe.
Danke Henning für das Technische :-D
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alphakrit
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Riesenthema

Ungelesener Beitragvon alphakrit » Mi 7. Dez 2005, 11:36

Oh mein Gott, da ist ja eines der sensibelsten Themen angeschnitten worden. Obwohl schon einiges gesagt wurde, laßt mich meinen Senf auch hizufügen. Es wird ein langer Beitrag.

Man muß zunächst einmal sagen, das das Thema über die langen 35 Jahre DLH/IF natürlich sehr unterschiedlich zu sehen wäre und wir uns vornehmlich auf die Zeit und Situation beziehen, wie sie kurz nach der Ausmusterung der AN-24 entstanden war. Mit der Einstellung des Inlandverkehrs waren Voraussetzungen vorhanden flottenübergreifend zu fliegen. Wer von den "altgedienten" Stewardessen wollte den schon Inland fliegen. Aber das war sicherlich nicht der offizielle Grund, vielmehr ging es um eine flexiblere und effektivere Planung über alle Flugstaffeln hinweg (westlich: Flotten). Das bedeutete zunächst einen hohen Aufwand an Schulungen für die Stewardessen, um auf allen Typen fliegen zu können. Aber ein weiterer Grund kam aus Richtung der Zentralen Parteileitung der IF, dessen "Big Boss" damals Bodo Jahn hieß, ein vom Neid auf das fliegende Personal zerfressener politischer Emporkömmling, der auch hätte Schauspieler werden können. Der Parteiführung war das zu "innige" Verhältnis zwischen Piloten und Stewardessen stets ein Dorn im Auge. Nirgendwo wurde der damalige Spruch "Die Ehen entstehen und enden in unseren Betrieben" mehr bestätigt als im Flugbetrieb des Verkehrsfluges. Dem mußte die moralwachende Partei natürlich entgegenwirken. Witz ist nur, dass ausgerechnet dieser Bodo Jahn später seine Sekretärin poppte und die Sache auch noch öffentlich wurde.
Um die neue Struktur im Flugbetrieb in die richtigen Bahnen zu lenken, setzte die zentrale Parteileitung auch gleich die 2. Sekretärin der Parteileitung, Lisa Glassmann, als neue Bereichsleiterin Kabinenpersonal (BL-KP)(so fortan die offizielle Bezeichnung) ein. Diese Frau hatte vom Flugbetrieb und vom Stewardessenberuf Null-Ahnung, aber das Parteibuch auf dem richtigen Fleck. Ich hielt sie damals dennoch nicht für die schlimmste Lösung, die uns hätte treffen können. Nach einigen Jahren wurde sie bereits durch eine ehemalige Stewardess, Frau Holländer, ersetzt.

Die Planung (Grundsatzplan) der Crews erfolgte in den fliegenden Struktureinheiten (Staffeln und KP). Das waren oft auch in den Staffeln Frauen, meist zwei. Letztlich zeichnete der Leiter (Staffelleiter) für den Monatsplan verantwortlich. Als input für den Einsatzplan gab es viele Größen. Ich nenne hier nur einmal einige, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

- gleichmäßige Flustundenverteilung übers Jahr (monatlicher Versuch des Ausgleichs)
- Fliegen in Fluggruppen (6 Crews) und festen Besatzungen
- Trennung nach SW und NSW-Personal (NSW-Kader konnten zwar SW fliegen aber nicht umgekehrt)
- Einarbeitung der Ausbildungsflüge mit den Lehrberechtigen
- Einarbeitung der Kontroll- und Prüfungsflüge mit den Berechtigten
- Einarbeitung der Vorgaben des fliegenden leitenden Personals (flugstundenbegrenzte Flieger, die bestimmte Bürotage hatten oder bestimmte Flüge machen wollten oder mußten, Sonderwünsche
- persönliche Wünsche der Flieger (Geburtstage, Familienfeiern etc.)
- gesellschaftliche Anforderungen, wenn z.B. gewählte Funktionäre (Partei, FDGB etc) Termine hatten.
Diese Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig, zeigt aber bestimmt schon, wie kompliziert sich Einsatzplanung gestaltet.

War der Grundsatzplan fertig und vom Leiter bestätigt, kam er zum Monatsbeginn rüber in die Prozeßleitung Flugbetrieb (Volksmund: Einsatzlenkung) in den Block F (letzten Jahre - Gebäude wurde inzwischen abgerissen), welche nun die operative Erfüllung und die vielen operativen Änderungen vornahmen. Da solche Änderungen oft tief in den Grundsatzplan eingriffen, mußte meist mit der Staffel abgestimmt werden.

Die Pläne wurden auf eine Art Fensterladen geheftet, welcher dann nach vorn hinter eine Glasscheibe gedreht werden konnte, wo der Plan dann für das Personal einsehbar war. Persönliche Ausdrucke, wie heute üblich, gab es nicht. Man stand also außen (natürlich im Gebäude) vor der Glaswand, welche bald den hübschen "Kosenamen" Klagemauer bekam, und kritzelte sich seinen Monatsplan ins Notitzbuch. So manche Enttäuschung entlud sich dort. Da auch alle anderen Pläne dort aushingen, konnte man auch sehen, wer mit einem zusammenarbeiten mußte. Auch dort oft Enttäuschung oder Freunde.

Der Plan wurde auf einem karrierten Arbeitsblatt erstellt, wobei oben die Tage des Monats und links die Namen ausgeführt waren (Spreadsheet-Struktur). Die Struktur war, oben leitendes Personal, dann Fluggruppe für Fluggruppe in Blöcken darunter. In den sich so ergebenden Kästchen wurden die Flüge (diagonaler Strich, oberhalb des Striches der Destination im 3-Letter IATA-Code oder Liniennummer (?), unter dem Strich die Startzeit.) oder die anderen Maßnahmen mit einer Abkürzung einegetragen (z.B. FMK für Fliegertauglichkeitsuntersuchung).

Jeden Monat gab es eine Unmenge von operativen Planänderungen, deren Gründe vielfältig waren. Hier nur eine kleine Auflistung von Beispielen:

- Krankheit, oder Krankheit des Kindes, oder Fluguntauglichkeit
- Flugänderungen (vor allem bei Charter- und Sonderflügen)
- Änderungen in der Ausbildung, z.B. mehr Stunden erforderlich
- durchgefallene Kontroll- und Prüfungsflüge, zusätzliche Ausbildung, erneute Prüfung
- Änderungen von gesellschaftlichen Maßnahmen, Terminen
- kurzfristige Aufgaben und Dinestreisen (vor allem leitendes Personal)
- Mängel in der technischen Flugzeugbereitstellung, gestrichene Flüge
- Flüge kehren wegen techn. Mängel nicht planmäßig zurück
- zulässige Mindestruhezeiten (siehe FBH) u.s.w.

Man kann sich leicht vorstellen, dass eine Änderung oft eine Kette von Änderungen nach sich zog. Oft mußten gerade dann die Stafelplaner den operativen Planern helfen, was wiederum zum Leidwesen des Personals die Fertigstellung des nächsten Monatsplanes verzögerte. Der 'Plan war also alles andere als ein "Gesetz", mehr ein lockerer Vorschlag und vor allem das Fliegen in festen Besatzungen war mehr eine Illusion. Wie hier schon angesprochen, zu den Messesonderflügen, wurden rechtzeitig feste Besatzungen zusammengestellt und "bestätigt". Inwieweit das MfS da wirklich seine Finger drin hatte, entzieht sich meiner Kenntnis. Doch nauch hier konnten sich Änderungen ergeben. Sicherlich mußte stets in jeder dieser festen Besatzungen mindestens ein "Aufpasser" sein.

Zu den AN-24 Inlands-Umläufen:

Ja, es stimmt, die waren hart. Doch wir haben sehr bald aktiv dafür gekämpft, die schlimmsten Spitzen zu dämpfen. Umläufe, wie von Gabi geschildert, gab es bald nicht mehr. Barth-Umläufe waren so aufgebaut, dass man am ersten Tag füh begann, dann kreuz- und quer durch die DDR flog (SXF, DRS, ERF, LEJ, BAT), in der Regel 7 Flüge. Dann führte der letzte Flug des Tages nach Barth. Die Maschine blieb dort auch über Nacht. Die Crew schleif in einem kleinen Hotel in der Stadt (wahrscheinlich "Stadt Barth"). Man kam kurz vor Küchenschluß, insbesondere, wenn man mit etwas Verspätung kam, und mußte sich mit der Bestellung beeilen. Ich aß meist Bauernfrühstück. Dazu schnell noch ein Bierchen. (wäre heute nicht drin). Dann mußte man schnell schlafen, denn in der Frühe ging es wieder raus und der letzte Flug zurück nach SXF - Feierabend, den man nach dieser Übernachtung auch benötigte. Das Hotel war so ziemlich das letzte, was man in so einer Provinz wie Barth damals erwarten konnte. Wir hatten dabei noch die ruhigen Zimmer, mit Fensterchen zum Hof raus, doch auf dem dreckigen Hof gackerten früh die Hühner und es krähte der Hahn. Wecker war überflüssig. Früh dann ohne Frühstück raus zum Platz, dort in der Kantine noch etwas reingehauen (Barth war bekannt für die gute Bockwurst) und dann die Maschine und den Flug vorbereitet. Abflug Barth war immer ein Ereignis, insbesondere bei wenig Passagieren in der frühe.

Barth hatte eine Flugbeschränkung. Innerhalb der Flughafenkontrollzone durfte man nur 300m hoch fliegen. Kurz vor der Grenze wurde die Maschine dann schnell gemacht (insbesondere, wenn man neue Besatzungsmitglieder hatte, denen man noch alle Unarten beibringen mußte) und mit Erreichen der Grenze der Kontrollzone und der Steigflugfreigabe wurde dann der Fahrtüberschuß in Höhe weggezogen. Da stieg die kleine, eher schwache, AN-24 dann wie ein Jäger oder eine leerer A-310, zumindest für eine gewisse Zeit.

Zu Barth gäbe es sicherlich noch viel zu erzählen, aber das hat wenig mit Einsatzplanung zu tun.

Zu den "Barkas-Transporten":

Diese Art der Vor- oder Rücktransporte (heute: positioning oder dead head travel, transportation) betraff vor allem gehäuft die ausschließlichen SW-Crews. Sie flogen ja meist diese Turns.

Eine Barkas-Fahrt von LEJ nach SXF war sicherlich kein highlight des relaxten traveln, doch wären diese Transporte gerecht (was ist das? - gibt es auch heute in der Fliegerei noch nicht) auf alle crews verteilt gewesen, wäre es erträglich geblieben. Man konnte sich immerhin mal 2 Stunden in aller Ruhe unterhalten, wenn einem nicht gerade wegen der Fahrweise der Einsatzfahrer die Haare zu Berge standen, denn was da fuhr, da hatte man keinen Einfluß drauf.

Doch heutzutage müssen z.B. die Crews von Germania nach dem Flugeinsatz noch selber Einsatzfahrer spielen und die gesamte Crew im Mietauto von LEJ nach TXL fahren. Okay, bessere Autos, aber schlechtere Bedingungen. Nach Hennings fachlichen Erläuterungen entsprach ja der Barkas einem VW-Bus der damaligen Zeit. Was wollen wir also, dazu als begeisterte DDR-Bürger?

Das ist es, was mir auf die Schnelle dazu einfällt. Hoffentlich erinnere ich mich in allen Punkten richtig. Korrigiert mich bitte. Es ist alles schon lange her.

Glück ab, AK
Zuletzt geändert von alphakrit am Do 8. Dez 2005, 07:44, insgesamt 2-mal geändert.
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Ungelesener Beitragvon EA-Henning » Mi 7. Dez 2005, 11:54

Nach Hennings Erläuterungen entsprach ja der Barkas einem VW-Bus


Zumindest bis etwa der 1975er Jahre. Natürlich nicht zu vergleichen mit der T3 Caravelle, aber mit den Basis-VW-Bussen von damals schon weitestgehend vergleichbar.
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