EA-Henning hat geschrieben:Na, dann gehe mal an diversen Airports nur an den Zaun. Dann gibt's fast immer Ärger. Und genau darauf beruft man sich. Einfach mal die Firma KÖTTER befragen.
Ich wiederhole:
Bezüglich der EU Datenschutz-Grundverordnung habe ich im hergestellten Kontext noch nie ein Problem gehabt!
Du kannst da ja gerne ein eigenes Thema dazu eröffnen. Da es hier aber um Flugzeug-Spotter in der DDR geht, erinnere ich mal an Frank Tornow:
Frank Tornow zählte zu den Planespottern in der DDR, er beabachtete leidenschaftlich gern den Himmel. Bis die Stasi fand: Wer fremde Flugzeuge fotografiert, muss ein Spion sein. Treffen mit einem gebrochenen Mann.
https://www.sueddeutsche.de/leben/zeitg ... -1.4395432
Wer noch mehr zu diesem Fall lesen mag:
https://dokumen.pub/honeckers-zuchthaus ... 51246.html
Die Geschichte war übrigens nicht damit zu Ende als er sich im Westen in Sicherheit befand ... das MfS meinte in Westberlin in seine Wohnung einbrechen zu müssen, warum auch immer!
Frank Tornow teilte mit vielen anderen die Leidenschaft, Flugzeuge zu fotografieren – in der DDR aber galt er dadurch als Systemfeind. Der paranoid-misstrauische Staat zerstörte das Leben des technikbegeisterten Hobbyfotografen. Auch nach der Wende noch.
Hannover. Frank Tornow weiß noch genau, was er am 3. Oktober 1990 gemacht hat, am Tag eins der neuen Bundesrepublik. Mit der Kamera legte er sich im Umfeld des Berliner Flughafens Tempelhof auf die Lauer – und machte Bilder eines Hubschraubers der russischen Baureihe Mi-8PS.
Für Laien ist dieses dreirädrige Fluggerät unspektakulär. Für den damals 31-Jährigen indes war es eine Sensation. Denn der Diensthubschrauber des letzten DDR-Innenministers Peter Michael Diestel trug bereits die neue Bundeswehrkennung “93+51” – untrügliche Zeichen der neuen Zeit.
Wie besessen von der Fotojagd nach Flugzeugen
Dass Tornow an diesem Mittwoch vor 30 Jahren seinem Hobby nachgehen konnte, dem Fotografieren von Flugtechnik, Planespotting genannt, war ein Wunder. Und der Sieg über ein System, das sein Leben zerstört hatte. Gut 25 Jahre zuvor, im Sommer 1965, war der Sechsjährige aus Ostberlin mit einer Kamera vom Typ Beiretta an Rampe eins des neuen DDR-Flughafens Schönefeld erstmals auf die Pirsch gegangen, hatte eine IL-14M der jugoslawischen Luftwaffe abgelichtet.
Fortan war er wie besessen von der Fotojagd nach Flugzeugen, je ausgefallener, desto besser. Andere DDR-Kinder wollten in den Ferien ins Ferienlager, Tornow wünschte sich, zum Prager Flughafen zu fahren. Er hatte den Flugplan studiert und wusste, dass montags dort eine Boeing 707 landen würde. Also “urlaubten” Mutter und Sohn 1974 auf der Aussichtsterrasse, schliefen zwei Nächte im Wartesaal, aßen mitgebrachte Wurststullen.
Auf der Suche nach Planespottern im Westen
Irgendwann registrierte der junge Planespotter, dass er mit dem seltsamen Hobby nicht allein war. Die Jäger mit ihren Kameras kannten sich bald. Die erschwerten Fotografierbedingungen – stets unter Zeitdruck und vom Flughafenzaun auf Distanz gehalten – führten dazu, dass man sich als Teil einer “Spotter-Familie” verstand.
Tornow suchte zudem Kontakt zu Gleichgesinnten jenseits des Eisernen Vorhangs. Weil man sich als Spotter auf seinen “Trophäen” nicht ausruht, sondern diese teilt. “Es gab da eine Ost-West-Arbeitsteilung”, sagt er. “Wir lichteten russische Baureihen ab, bekamen im Tausch aus der Bundesrepublik, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, Großbritannien, Frankreich Bilder von dort.”
Das Hobby wurde Teil seiner Persönlichkeit. Er wurde nicht nur ein Technik-Nerd und begnadeter Fotograf, sondern bestand sein Abitur mit der Englischnote eins, was er globalen Briefkontakten sowie dem Hören britischer Militärsender wie BFBS und BFN verdankte. Aus ihm hätte vieles werden können – Pilot oder Konstrukteur. Tornow, der politisch desinteressiert war, schlug den systemkonformen Weg ein.
Nach dem Abitur 1978 auf der Erweiterten Oberschule (EOS), der ostdeutschen Variante des Gymnasiums, verpflichtete er sich zum verlängerten Dienst von drei Jahren als Unteroffizier bei der Luftwaffe der Nationalen Volksarmee (NVA). Das war der Preis, um danach einen der begehrten Studienplätze an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden zu ergattern. Die Zeit beim Militär empfand er nicht einmal als quälend – schließlich versetzte man ihn in eine Fla-Raketentruppe, dann zum Fliegeringenieurdienst für Hubschrauber, später zum Hubschraubergeschwader 34 nach Brandenburg-Briest.
Dort ging es vor allem um technisches Know-how. Die russischen Hubschraubertypen Mi-8, Mi-2 und Mi-4 kannte Tornow bald aus dem Effeff. Politik ließ ihn weiterhin kalt. “Willst du nicht mal in die Partei eintreten?”, wurde er gefragt. “Was denn für eine Partei?”, fragte er zurück. Eigentlich wollte er nur sicherstellen, dass Dinge fliegen können. Bis man ihn vom Himmel holte – mit aller Gewalt.
Die Stasi hielt ihn für einen Spion
Das war im Juni 1981, kurz vor Ende seiner Armeezeit. Tornow hatte Urlaub, zudem eine Reisegenehmigung für das sozialistische Ausland, ausgestellt von der für Militärabwehr zuständigen Hauptabteilung I der Staatssicherheit. Also fuhr er nach Prag, hatte dort das Glück, eine IL-76M in den Farben der libyschen Libyan Arab Airlines (LAA) mit Heckkanonenstand zu knipsen.
Er gönnte sich einen Rückflug nach Berlin – und wurde in Schönefeld von Uniformierten zur “Klärung eines Sachverhaltes” gebeten. Tornow war in die Mühlen eines Systems geraten, das für sein paranoides Misstrauen den eigenen Bürgern gegenüber berüchtigt war. Man hielt ihn für einen Spion. Heute sieht er sich als eine Art Bauernopfer, um die Spotterszene, der man misstraute, einzuschüchtern.
Vielleicht hatte er auch nur Pech, weil die DDR-Staatsschützer nach einer Serie von Rückschlägen unter Druck standen. 1979 war Werner Stiller, Stasi-Oberleutnant der Hauptverwaltung Aufklärung, in den Westen übergelaufen – der schwerste Schlag, den der DDR-Geheimdienst je einstecken musste. Etwa zum Zeitpunkt von Tornows Verhaftung war der ebenfalls in der Hauptverwaltung Aufklärung als Hauptmann tätige Stasi-Offizier Werner Teske hingerichtet worden, auch er wollte überlaufen. Das Regime reagierte äußerst gereizt.
Zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt
Tornow warf man vor, er hätte während seines NVA-Dienstes “geheimzuhaltende Angaben über militärische Flugzeuge und Hubschrauber an Westberliner Personen übermittelt”. Obwohl Ermittlungen in der Stasi-Untersuchungshaft ergaben, dass “eine direkte nachrichtendienstliche Steuerung nicht erarbeitet werden konnte”, wie die Akten verraten.
Und obwohl einer der Vernehmer protokollierte, dass Tornow nicht aus einer feindlichen Grundeinstellung gegen die DDR handelte, wurde der 22-Jährige zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Als einziger “Politischer” unter Kriminellen litt er unter Schikanen im Zuchthaus Brandenburg. “Dass Tornow regelrecht kaputt gehe”, befürchtete sogar der zuständige Stasi-Offizier.
(usw.)
https://www.rnd.de/politik/der-mann-den ... BK24U.html