Ungelesener Beitragvon Kilo Mike Sierra » Mi 2. Jan 2013, 13:55
Normalerweise werden Schubumkehr und Bremsen parallel eingesetzt, direkt nach dem Aufsetzen.
Am Anfang, d.h. bei hohen Geschwindigkeiten, ist der Umkehrschub sehr stark wirksam. Mit abnehmender Geschwindigkeit läßt seine Wirkung deutlich nach. Unterhalb von ca. 130 km/h wird der Umkehrschub auf Leerlauf-Umkehrschub reduziert (damit die Triebwerke nicht ihre eigenen heißen Abgase vorne wieder einsaugen) und hat dann kaum noch Wirkung. Den „Rest“ müssen dann die Bremsen allein erledigen.
Spätestens bei ca. 30 km/h wird dann auch der Leerlauf-Umkehrschub abgeschaltet und man hat dann normalen Leerlauf-(Vorwärts)Schub.
Setzt man aus Versehen oder wegen eines Defektes an der Logik für den Umkehrschub nach dem Aufsetzen wieder hohen Vorwärtsschub, dann kann man mit den Radbremsen nicht viel dagegensetzen.
Zur Veranschaulichung: Setzt man im Stand Vollschub bei maximaler Bremsung der Fahrwerke, dann bewegen sich viele Flugzeuge dennoch langsam vorwärts, besonders wenn sie nicht voll beladen sind. Die Triebwerke sind somit stärker als die Bremsen bzw. die Haftreibung der Reifen.
Versagen die Fahrwerksschalter der Flight-Ground-Logik, dann läßt sich nicht nur die Schubumkehr nicht ausfahren, sondern auch die Ground-Spoiler (Bremsklappen oder Interzeptoren) fahren nach dem Aufsetzen nicht automatisch aus, so daß der Auftrieb nicht "zerstört" wird. Das allein ist schon ein Riesenproblem, denn dann sind auch die Radbremsen ziemlich wirkungslos, da das Flugzeug nicht mit seinem vollen Gewicht auf dem Boden lastet, sondern noch relativ viel Auftrieb erzeugt. Als Folge bringen die Reifen nicht genug Haftreibung, um wirksam zu bremsen. Selbst wenn jetzt die Schubumkehr doch noch funktionieren würde, ist eine normale Piste nicht lang genug, um unter diesen Bedingungen rechtzeitig zum Stehen zu kommen.
Deine Vorstellung ist somit korrekt, den größten Teil der Bewegungsenergie müssen die Radbremsen aufnehmen.
Es gibt noch viele weitere Gründe (Nässe, Matsch, Eis, Rückenwind, zu schnelles Aufsetzen, zu weites Aufsetzen, ...), warum Flugzeuge bei der Landung oder auch bei einem Startabbruch über das Ende der Piste hinausschießen können. Daher sollte die Sicherheitszone hinter dem Bahnende großzügig bemessen, frei von Hindernissen und Todefallen sein und eine hohe passive Bremswirkung haben (Prinzip Kiesbett).
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Thomas
Ich fordere die Wiederaufnahme der Produktion der Typen